Dossier: Familie

Auf in die Pilze

Zur Herbstzeit locken Pilze Feinschmecker und Naturliebhaber in den Wald. Einer davon ist Sandro Fässler: Er sucht mit seiner Familie regelmässig Pilze.

Text: Janine Radlingmayr; Fotos: Maurice Haas; Video: Simon Keller und Michael Suter

Die Luft ist klar, die Vögel zwitschern. Andrin (10) schaut auf seinen Kompass. «Hier geht’s weiter!», ruft er seinem Vater und seiner Schwester Darina (12) zu. Familie Fässler ist regelmässig gemeinsam im Wald. Seit vier Jahren auch, um Pilze zu suchen. Zum Pilzesuchen kam Sandro Fässler erst durch seine Kinder. Um Andrin und Darina zu längeren Spaziergängen an der frischen Luft zu motivieren, erfand er damals eine Natursuche. Auf einen Zettel druckte er Blätter, Bäume sowie Pilze, die sie im Wald gemeinsam entdeckten. Die Kinder fanden die Pilze – die Antworten auf ihre unzähligen Fragen dazu musste ihr Vater ihnen aber schuldig bleiben: «Das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen», erinnert sich der 46-jährige Sandro Fässler lachend. Der Betriebsökonom kaufte sich Bücher, las sich ein und lernte viel über heimische Pilzsorten und deren liebste Standorte. Schnell war sein nächstes Ziel klar: «Ich wollte unbedingt einen Steinpilz finden.»  

Pilze und ihre Standorte

Steinpilze wachsen allerdings nicht überall. Sie bevorzugen einen eher sauren Boden – daran zu erkennen, dass dieser wenig bewachsen ist. Ausserdem stehen dort meistens alte Eichen oder Fichten in Kombination mit Buchen. Und Steinpilze wachsen natürlich auch nicht immer: «Wenn man Ruhe und Entspannung direkt an der A1 suchen würde, könnte man diese dort sicher nicht finden. So ist es auch mit den Voraussetzungen für Pilze – die müssen stimmen, damit etwas wächst», vergleicht Sandro Fässler die Suche nachden richtigen Stellen. Daneben hängt es auch wesentlich von der Witterung ab, ob man die richtigen Pilze findet oder nicht. Grundsätzlich gilt: Pilze lieben es feucht.

Pilze sammeln – aber richtig

Häufig wachsen Pilze Jahr für Jahr an denselben Stellen. Es lohnt sich deshalb, die Fundorte in einer Karte festzuhalten. «Einmal hatte ich eine Traumstelle zum Pilzen entdeckt, diese fotografiert und versucht, sie mir genau zu merken – doch als ich am nächsten Tag wieder hinwollte, habe ich sie einfach nicht mehr gefunden», erinnert sich Sandro Fässler. Daraufhin hat er selbst eine App entwickelt, die er seitdem nutzt, um alle Daten einzupflegen: die Koordinaten, Pilzarten, Besonderheiten.

«Das Pilzesuchen ist generell planungs- und zeitintensiv.» Aus diesem Grund geht Sandro Fässler unterdessen häufiger mit seinem GPS alleine in den Wald. Vorab prüft er das Wetter der Vorwochen, Sperrzeiten des Kantons, Öffnungszeiten der Prüfstelle und seinen Kalender, denn: «Wildpilze bleiben geerntet nicht lange frisch und schmecken deswegen direkt nach dem Sammeln am besten.»

Auch die Kontrolle der gesammelten Pilze auf einer der Prüfstellen empfiehlt Fässler jedem. Viele Speisepilze sehen ihren giftigen Doppelgängern zum Verwechseln ähnlich – die beliebten Champignons beispielsweise dem sehr giftigen Knollenblätterpilz.
 

Naturerlebnisse dank Pilzsuche

Um das reine Befüllen seines Körbchens ging es Sandro Fässler nie. Für ihn ist das Pilzesammeln mehr: ein wunderbar entspannendes Hobby an der frischen Luft. «Draussen mit der Familie im Wald, den Kindern etwas zeigen, sogar noch meine eigene App nutzen, viel Bewegung. Und nicht zu vergessen das Steinpilzrisotto danach.» Nur: Ausser Sandro Fässler isst niemand in der Familie Pilze. Die Freude über einen Fund teilen sie trotzdem. So erinnert sich Sohn Andrin strahlend an sein schönstes Sammelerlebnis in den Schwarzwaldferien: «Erst entdeckte ich Fliegenpilze und direkt darauf Papa seine grössten Steinpilze».

Dass ihre Kinder solche Naturerlebnisse sammeln, ist den Fässlers wichtig. «Yeah», ruft Andrin und läuft etwas tiefer in den Fichtenwald. Er hat Stäublinge entdeckt – den Lieblingspilz der Kinder. «Da kann man sich draufstellen und er macht eine lustige Wolke», erklärt Darina rasch und rennt ihrem Bruder hinterher.

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