Gegensätze ziehen sich an

Der eine ist extrovertiert, der andere introvertiert: Pablo Hess und Peter Häfliger sind ein ungleiches Männer-Duo. Trotzdem fühlen sie sich seit ihrer Kindheit verbunden und ihre Freundschaft überdauerte jede Lebensphase und Beziehung.

Text: Katharina Rilling; Foto: Colin Frei

Als Pablo und Peter 17 Jahre alt sind, beschliessen sie, auf eigene Faust mit dem Töffli aufzubrechen: von der Zentralschweiz quer durchs Wallis mit Endstation Genfersee. Dort wartet Pablos Liebe auf ihn, Peter fährt mit. Es ist eine Reise, die fast zwei Wochen dauern wird.

Unterwegs essen sie ihre Spaghetti mit einem grossen Gabelschlüssel, in Chur übernachten sie heimlich in einer kleinen Kapelle. Peter Häfliger lacht: «Am Ende taten uns alle Knochen weh.» Aber die Eindrücke dieser Tour sind für die Freunde auch noch nach 44 Jahren sehr präsent. «Wir haben uns schon als 13-jährige Buben kennengelernt – das verbindet», sagt Pablo Hess.

Gegensätze ziehen sich an

Als Pablos Familie ins Unterdorf von Peters Gemeinde zog, war Peter sofort fasziniert vom wilden und lauten Buben, der alles ausprobierte. Pablo hingegen mochte Peters überlegte und bodenständige Art. Peter erklärt: «Pablo streckt seine Fühler überallhin aus, ich bleibe im Schneckenhaus. Es sind die Gegensätze, die unsere Freundschaft so lebendig machen.» Pablo meint dazu: «Ich weiss immer, wo Peter ist, wenn ich mich verliere. Das tut gut.»

Trotz aller charakterlicher Verschiedenheit entwickelte sich das Leben der beiden ähnlich: Ehe, drei Kinder, danach Scheidung, die Suche nach sich selbst und der eigenen Männlichkeit. Auch hier unterstützen sich die Freunde gegenseitig. Peter: «Ich gebe niemandem so ehrliches Feedback wie Pablo. Er ist so hart im Nehmen wie im Kritisieren.» Sich gegenseitig herauszufordern sei das Geheimnis – denn Frust, Liebe und Ärger gehörten nicht nur zu Mann und Frau, sondern eben auch zu einer tiefen Männerfreundschaft, sind Pablo und Peter überzeugt.

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