Dossier: Feiern und geniessen

Feiern für Fortgeschrittene

Statt Harmonie herrschen häufig Stress und dicke Luft: Wie übersteht man die Festtage unbeschadet? Tipps für alle, die wenig Zeit haben und trotzdem friedlich feiern möchten.

Text: Julie Freudiger; Foto: Yves Bachmann

Tipp #1: Friedlich feiern mit der Familie

Klaus Heer, Paartherapeut: «Je weniger übersteigerte weihnächtliche Harmoniesehnsüchte Sie nähren, umso besser. Wenn Sie an 364 Tagen des Jahres Ihre Beziehung auf Diät halten, wird Ihnen die emotionale Völlerei am ‹Fest der Liebe› nicht gut bekommen. Nähe-Stress produziert Reibung und Streit. Vereinbaren Sie mitten im Festtagstrubel ein paar Augenblicke Abstand vom Partner. Das begünstigt den weihnachtlichen Frieden. Über Ihre Beziehung reden – ausgerechnet an Weihnachten – ist gar keine gute Idee. Besser, Sie werten Ihre bisherigen Weihnachtserfahrungen gemeinsam aus und etablieren kühn mindestens eine neue Paar-Spielregel für die ‹Heilige Zeit›.»

Tipp #2: Dekorationen für Vielbeschäftigte und Untalentierte

Tatjana Glemser, Interior Stylistin: «Eine fantasievolle Weihnachtsdekoration braucht nicht viel. Anstelle des aufwendigen Adventskranzes legen Sie ein paar kleine Tannenäste lose auf einen Teller und stellen Stechpalmen, Misteln und Einmachgläser mit Kerzen dazu. Oder nutzen Sie Weingläser zu Kerzenständern um: die Gläser mit kleinen Weihnachtskugeln füllen, auf den Kopf stellen und eine Stumpenkerze auf den Fuss setzen. Keine Zeit, einen Weihnachtsbaum zu kaufen? Mit Washi Tape (Deko-klebeband) lässt sich schnell ein abstrakter Tannenbaum an die Wand kleben. Ausserdem zaubert das Tape kinderleicht eine festliche Stimmung: Als Umrandung von Teelichtern, in Türrahmen, auf Wänden – alles erhält mit goldenen und silbernen Streifen einen weihnachtlichen Anstrich.

Illustration: Illumueller
Illustration: Illumueller

Tipp #3: Kerzen, ein Feinstaubrisiko

Andrea Adam, Lungenliga Schweiz: «Qualitativ gute Wachskerzen produzieren weniger Russ. Auch der Standort ist wichtig: Die Kerze sollte nicht im Durchzug, neben einer
Lüftung oder einem undichten Fenster stehen, denn dadurch flackert sie
und russt stärker. Ausserdem sollte der Docht maximal 15 Millimeter lang
sein, damit die Flamme nicht ausfranst. Und pusten Sie die Kerze nicht
aus, sondern drücken Sie den Docht mit einem Dochtdipper ins Wachs. Zu
guter Letzt: Lüften Sie gut durch, damit keine Feinstaubpartikel im Raum
bleiben. Falls Sie Düfte mögen: Setzen Sie besser auf Tannenzweige als
auf Duftkerzen.»

Tipp #4: Ohne Kalorienzählen durch die Festtage

Stéphanie Bieler, Fachexpertin Ernährung: «Mit wenigen Tipps lässt sich die
üppige Zeit im Dezember erstaunlich gut meistern: Achten Sie auch an den
Festtagen auf einen regelmässigen Mahlzeitenrhythmus. Wer im guten
Glauben Mahlzeiten auslässt, riskiert Heisshunger und ständiges Naschen
zwischendurch. Essen Sie langsam, kauen Sie gut und beenden Sie die
(Fest-)Mahlzeit, wenn Sie satt sind. Und: Konsumieren Sie Alkohol
massvoll. Zeigt die Waage nach den Festtagen trotzdem mehr an als Anfang
Dezember? Lassen Sie sich nicht beirren und kehren Sie zu einer
regelmässigen, abwechslungsreichen und ausgewogenen Ernährung zurück.
Geniessen Sie die Festtage!»

Illustration: Illumueller
Illustration: Illumueller

Tipp #5: Festtagsessen trotz Sonderwünschen

Sebastian Rösch, Sternekoch im Restaurant «Mesa»: «Keine Lust zu kochen? Gehen Sie lieber ins Restaurant und geniessen Sie einfach. Meistens kommt nichts Gescheites raus, wenn man etwas ungern macht. Keine Zeit? Machen Sie einen Braten, der wird quasi von ganz alleine fertig. Haben Sie Vegetarier am Tisch? Machen Sie sich das Leben nicht schwer mit verschiedenen Varianten. Mein Vorschlag: gebackener Blumenkohl mit Haselnussöl auf einem flüssigen Safrancouscous mit eingelegten Früchten. Den Blumenkohl mit Haselnussöl steamen und anschliessend bei 180 bis 190 Grad rund 30 Minuten im Ofen backen. Giessen Sie dabei den Ölfond immer wieder über den Blumenkohl, so bleibt er saftig.»

Tipp #6: Wenn die Festtage den Schlaf rauben

Dr. phil. Daniel Brunner, Zertifizierter Spezialist für Schlafmedizin, Zentrum für Schlafmedizin Hirslanden: «Um tagsüber wach und frisch zu sein, ist keine fixe Schlafdauer notwendig – der Schlafbedarf einer Person kann stark variieren. Wenn Sie noch nicht müde sind, gehen Sie noch nicht ins Bett, andernfalls fördern Sie die Schlafprobleme nur. Nutzen Sie die Zeit, um beispielsweise Ideen für Geschenke zu sammeln. Vermeiden Sie ausserdem Wachzeiten im Bett. Sollten Sie nervös oder aufgeregt sein, gehen Sie in einen anderen Raum und lesen Sie, bis Sie schläfrig werden. Und ignorieren Sie die Uhr, das stresst nur zusätzlich. Der Schlüssel ist aber: Haben Sie keine Angst vor wenig Schlaf. Solange Sie tagsüber nicht gegen Müdigkeit ankämpfen, ist alles in Ordnung.»

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