Hilfe, wir verstehen die Frau Doktor nicht!

Arzt-Patienten-Gespräche sind manchmal ganz schön verwirrend. Stellt man die richtigen Fragen, geben sie uns jedoch die Klarheit, die wir brauchen, um selbstbestimmt handeln zu können.

Text: Anna Miller; Foto: Sanitas

Wir kennen sie alle, die Situation beim Arzt: Wir sind besorgt, hatten vielleicht gerade eine Routineuntersuchung, gar eine Notfallkonsultation und viele Fragen sind noch offen. Vielleicht verstehen wir manche Fachbegriffe der Ärztin oder des Arztes nicht, vielleicht fühlen wir uns nicht wirklich abgeholt. Studien zeigen: Bis zu 80 Prozent der Informationen, die Patientinnen und Patienten erhalten, vergessen sie wieder – wahrscheinlich, weil sie rund die Hälfte davon gar nicht erst verstehen. 

Zwar werden Medizinstudierende heute stärker sensibilisiert, den Dialog zu suchen, und erhalten schon während des Studiums Tipps zur Gesprächsführung, doch auch Sie als Patientin und Patient können dazu beitragen, die nötigen Informationen zu erhalten und so mit einem guten, da informierten Gefühl aus dem Arzt-Patienten-Gespräch zu gehen:

Bereiten Sie sich vor

Machen Sie sich wenn möglich bereits vor dem Termin Gedanken. Welche Fragen und Unklarheiten haben Sie? Schreiben Sie diese Fragen auf und nehmen Sie die Notizen zum Gespräch mit. Im Internet finden Sie dazu hilfreiche Fragebogen und Checklisten, die Anregungen für mögliche Fragen geben. Die wichtigsten Fragen haben wir für Sie in der Infobox zusammengefasst.

Machen Sie sich die «Teach Back»-Technik zunutze

Trauen Sie sich, nachzufragen. Sie müssen nicht alles auf Anhieb verstehen. Sie sind schliesslich nicht die Fachperson.

Fassen Sie mit Rückfragen das Gehörte in eigenen Worten zusammen. Die sogenannte «Teach-Back»-Technik stammt aus der Pädagogik, funktioniert aber auch gut in Beziehungen, im Job und beim Arzt-Patienten-Gespräch. Beginnen Sie Ihren Fragesatz mit: «Verstehe ich Sie richtig, dass ...» oder «Das bedeutet für mich also ...» 

Holen Sie sich Unterstützung

Fragen Sie eine Freundin oder einen Verwandten, ob sie oder er Sie an den Termin begleitet.

Metakommunikation kann helfen

Unsere Welt wird immer digitaler. Es kann daher passieren, dass Ihr Gegenüber so sehr ins korrekte digitale Eintragen der Patienteninformationen vertieft ist, dass Sie sich nicht richtig wahrgenommen fühlen. Ist das der Fall, sprechen Sie es ruhig an. Sie haben ein Recht auf die volle Aufmerksamkeit. Bewusste Informationsaufnahme erfordert Präsenz.

Gestaltet sich das Gespräch trotz Ihrer Bemühungen weiterhin schwierig, können Sie auch auf Metakommunikation setzen und das, was gerade in Ihnen vorgeht, konkret und ehrlich zur Sprache bringen. Das erfordert zwar Mut, lohnt sich aber. Sie können beispielsweise sagen: «Ich fühle mich gerade überfordert», oder: «Ich habe das Gefühl, meine Bedenken werden nicht ernst genommen.» Fühlen Sie sich mit dem Gegenüber weiterhin unwohl, lohnt es sich, über einen Arztwechsel nachzudenken. Für ein gutes Vertrauensverhältnis muss die Chemie zwischen Ihnen beiden stimmen.

Ehrlichkeit ist das A und O

Scheuen Sie sich nicht, auch heikle Punkte anzusprechen. Egal, ob Sie psychische Probleme haben, eine Flaute im Bett, die Medikamente vergessen oder eine andere Behandlungsmethode wünschen: Nur wenn die Ärztin oder der Arzt Ihre persönliche Situation kennt, kann sie oder er diese mit Ihnen angehen.

5 Kernfragen des Arzt-Patienten-Gesprächs:

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Welches sind die Vor- und Nachteile?

Wie wahrscheinlich sind die jeweiligen Vor- und Nachteile?

Was kann ich selbst tun?

Was passiert, wenn ich nichts tue?

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