Was wir sagen, wenn wir schweigen

«Man kann nicht nicht kommunizieren.» Paul Watzlawicks berühmter Satz bringt es auf den Punkt: Auch ohne Worte teilen wir uns mit – ob wir wollen oder nicht. Denn ein Grossteil der Kommunikation läuft nonverbal ab.

Text: Katharina Rilling; Foto: Unsplash

Distanz: Komm mir (nicht zu) nah

Unser Gegenüber rückt vor, wir weichen zurück: Zu wenig Abstand ist vielen Menschen unangenehm. «Die gewählte Distanz sagt viel darüber aus, wie wir zu anderen Menschen stehen – das war zumindest vor Corona so», sagt Christa Dürscheid, Professorin für Deutsche Sprache an der Universität Zürich. Als Richtwerte in unserem Kulturkreis gelten: In rund 3 ½–1 ½ Metern Abstand werden Verkaufs- und Bewerbungsgespräche geführt. Näher dürfen Kollegen ran: etwa ½–1 ½ Meter. In der Intimdistanz von unter ½ Meter sind nur Freunde und Familie willkommen. 

Berührungen: Hände weg

«Körperliche Berührungen während eines Gesprächs sind ein No-Go», so Dürscheid. Diese seien den meisten Menschen nämlich unangenehm. «Es sei denn, man kennt sich sehr gut.» In unserem Kulturkreis habe sich die sogenannte ritualisierte Rahmung eines Treffens durchgesetzt, wie zum Beispiel das Dreifach-Küsschen, die Berührung durch Handschlag oder eine Umarmung zu Beginn und am Ende einer Begegnung.

Geruch: Einander (nicht) riechen können

Ob uns jemand sympathisch ist, hängt auch damit zusammen, ob und wie wir ihn riechen. Gerade in der Partnerwahl spielen Gerüche unbewusst mit, weil sie uns einen Hinweis auf die Genausstattung und das Immunsystem des Gegenübers geben. «Ein gutes Parfum macht uns aber nicht sympathischer», erläutert Dürscheid.

Körpersprache: Finden Sie Ihre Ruheposition

Ist etwas ironisch oder ernst gemeint? Das verstehen wir oft nur dank der Körpersprache. «Durch bewusst ausgesendete Signale können wir es dem Gegenüber erleichtern, die Botschaft in unserem Sinne zu interpretieren», so Dürscheid. Kleinigkeiten haben dabei einen grossen Effekt: Wer Arme und Beine kreuzt, wirkt abweisend. Ein schief gestellter Kopf unsicher. Eine offene und aufrechte Haltung, beide Beine fest auf dem Boden, selbstbewusst. Studien zeigen sogar, dass in dieser Haltung der Cortisolspiegel – ein Indikator für Stress – im Körper sinkt.

Pacing: Gleichschwingen für die Harmonie

Ins Wort fallen, gleichzeitig sprechen: Manchmal scheint sich die Harmonie einfach nicht einstellen zu wollen. Da hilft es, bewusst zuzuhören und das Tempo des anderen aufzunehmen. Das sogenannte Pacing beschreibt dieses Einstellen auf den anderen: Die Haltung, Gestik und Mimik, das Sprech- und Atemtempo des Gegenübers wird teilweise kopiert. Es zeigt: wir harmonieren.

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