Richtig langlaufen für Einsteiger

Ob klassisch oder im Skatingschritt: Der Langlaufsport boomt – in diesem «Corona-Winter» erst recht. Die Kombination aus Technik, Fitnesstraining und Spass – alles mit gebotenem Abstand – passt zum Zeitgeist. Ein paar Tipps für Neueinsteiger.

Text: Robert Wildi; Fotos: Sebastian Doerk

Der Zeitpunkt für den Einstieg in den Langlauf ist günstig, denn die coronabedingt strengen Sicherheitskonzepte in den Bergbahnen und die verriegelten Bergrestaurants trüben die Skisaison. Sich als Alternative auf der Loipe zu versuchen, wirkt da selbst für eingefleischte Skifahrer verlockend.

«Es ist dafür nie zu spät», räumt Marc Steur mögliche Berührungsängste mit den dünnen Latten aus. Als Cheftrainer Nordisch an der Sportmittelschule Engelberg arbeitet er täglich mit jungen, erfolgshungrigen Nachwuchslangläuferinnen und -langläufern. Doch Langlauf sei ein geeignetes Sport- und Fitnessprogramm für jede Altersgruppe – wenn die Technik stimmt. Denn davon, einfach mal loszulaufen, rät Steur Neueinsteigern ab. «Haben sich einmal Fehler im Bewegungsablauf verfestigt, können sie nachträglich nur schwer korrigiert werden», begründet er seine Meinung. Unter der professionellen Anleitung ausgebildeter Langlauftrainer werde ein Langlaufneuling hingegen Schritt für Schritt an die richtige Technik herangeführt.

Klassisch ist einfacher

Ob man dabei klassisch oder Skating bevorzuge, müsse sich jeder Neueinsteiger gut überlegen. «Die klassische Technik entspricht einer natürlichen Bewegung, bei der die Schritte in einer diagonalen Abfolge in der parallelen Spur absolviert werden. Die Führung der Ski ist dadurch gegeben und deshalb recht einfach», erklärt Steur. Die klassische Technik sei für Anfänger sicher eine gute Variante, um die ersten Schritte auf Schnee zu machen. Die Intensitätsstufe sei vom Skiwandertempo bis hin zur sportlichen Fortbewegung frei regulierbar.

Dynamische Skatingtechnik

Markant an Popularität hat in den letzten Jahren die Skatingtechnik gewonnen. Beim Skaten stösst man seitlich im Schlittschuhschritt ab. Bei dieser Technik spielen laut Steur das Gleiten auf dem Ski und der kontrollierte Einsatz der Arme eine zentrale Rolle. «Es werden von Neueinsteigern koordinative Fähigkeiten und eine möglichst gute Rumpfstabilität gefordert», erklärt der Profi.

Die richtige Langlauf-Ausrüstung

Feine Unterschiede gibt es je nach gewählter Technik auch beim Material. Klassik-Langlaufski haben neben der Gleitfläche Steighilfen in Form von kleinen Schuppen oder Fellflächen am Belag oder sie können mit Steigwachs behandelt werden. Die Ski sollten die Körpergrösse der Läuferin um rund 20 Zentimeter überragen. Die richtige Stocklänge ist Brusthöhe ab Boden. Die Skatingski dagegen sollten nur 10 Zentimeter grösser sein als der Läufer, dafür die Stöcke bis zum Kinn reichen.

160 Langlaufgebiete mit 5500 Loipenkilometern

Im Schatten der globalen Strahlkraft zahlreicher Alpinskidestinationen hat die Schweiz auch den treuen und angehenden Fans des nordischen Skisports eine Vielzahl wunderbarer Landschaften und Infrastrukturen zu bieten. Sobald die Schneedecke eine minimale Dicke erreicht, fahren die Loipenfahrzeuge nicht nur in Berggebieten, sondern auch im Flachland und spuren abwechslungsreiche Loipen durch Felder und Wälder. Marc Steur empfiehlt allen Einsteigern, vor allem zu Beginn das Loipenprofil dem eigenen Können und der Erfahrung anzupassen. «Übernimmt man sich, können der Spass und die Freude sehr schnell verloren gehen.»

Wer sich für 140 Franken einen Langlaufpass sichert, hat die ganze Saison freien Zugang zum landesweit 5500 Kilometer umfassenden Loipennetz in 160 Schweizer Langlaufgebieten und zahlt solidarisch seinen Beitrag für deren optimale Präparation.

Auch für Einsteiger geeignet – fünf Langlauftipps in der Schweiz

Engadin – Seen, Seitentäler und Hundeloipe

Eine Perle des Schweizer Langlaufsports mit über 230 Loipenkilometern über Seen und durch Seitentäler ist das Engadin. Destinationen wie Celerina oder Pontresina positionieren sich seit Jahren erfolgreich als absolute Hotspots. Im Engadin gibt es neben anspruchsvollem Gelände auch sehr viele «Flachbahnen», die sich für Langlaufeinsteiger perfekt eignen.

Ans Loipennetz angeschlossen ist auch La Punt, wo man in eine von drei beliebten Engadiner «Hundeloipen» einsteigen kann. Die einfache Rundloipe führt von La Punt nach Madulain und zurück. Vierbeiner sind als Begleiter willkommen, auch im direkt an der Loipe gelegenen Gasthaus Krone La Punt. Weitere Informationen finden Sie hier.  

Obergoms – der Bahn entlang

Die Walliser Region Obergoms spezialisiert sich seit Jahren auf den Langlauftourismus und offeriert ein Loipennetz von 90 Kilometern für Skater und Klassisch-Läufer. Das Langlaufgebiet erstreckt sich über eine Höhe von 1251 bis 1569 Metern über Meer und wird über die ganze Wintersaison fast rund um die Uhr von sechs Mitarbeitenden präpariert.

Die hohe Loipenqualität zieht auch diverse Rennveranstaltungen an, von Nachwuchsläufen über den Gommer Skimarathon bis hin zu internationalen FIS-Rennen. Speziell ist auch, dass im Loipenticket ein Zugticket enthalten ist. So können ermüdete Langläufer in jedem Dorf problemlos in den Zug umsteigen und zum Ausgangsort zurückfahren, was gerade bei Einsteigern sehr gut ankommt.

Sämtliche zwölf Ortschaften der Region liegen direkt am Loipennetz. Auch die Obergomser Hotellerie richtet sich voll auf den Langlaufsport aus. Fast alle Hotels verfügen über Skiraum, Wachstisch etc. Weitere Informationen finden Sie hier.  

Jura – riesiges weisses Netz

Als feine Perle für Freunde des gepflegten Langlaufsports hat sich die Region Jura einen Namen gemacht. Insgesamt rund 300 gespurte Loipenkilometer für Vertreter beider Techniken ziehen sich als weisses Netz durch ein Gebiet, das den Berner Jura, die Neuenburger Alpen und die landschaftlichen Erhebungen rund um Biel umfasst.

Höchster Punkt ist der Chasseral im Berner Jura auf 1606 Metern über Meer, wo sich viele ambitionierte Läufer oft schon im Spätherbst die Frühform für eine erfolgreiche Saison holen. Aber auch viele Flachloipen für Hobbyläufer und Einsteiger bietet die Region. Ende November sind die ersten Streckenabschnitte in der Regel gespurt und präpariert. Im zweisprachigen Magglingen oberhalb des Bielersees wird über den ganzen Winter auch eine beleuchtete Nachtloipe bis jeweils 22 Uhr betrieben. Dort findet sich zudem eine der bei Langläufern beliebtesten Unterkünfte, das Bed & Breakfast Lonywood. Weitere Informationen finden Sie hier.  

Engelberg – Geniessen auf der Herz-Loipe

In der Zentralschweizer Alpinskidestination hat der Langlauf in Sachen Stellenwert zuletzt kräftig aufgeholt. Vor zweieinhalb Jahren wurde die Kommission Nordic gegründet, die das bestehende Loipennetz erweitert und optimiert hat. Insgesamt stehen 43 Kilometer Loipen, gespurt für Klassisch-Läufer sowie Skater, auf Höhenlagen zwischen 1050 und 1800 Metern über Meer zur Verfügung.

Die sportlich ambitionierten Läufer können sich auf dem coupierten Gelände der Loipe auf der Gerschnialp austoben. Dort trainieren diverse hoffnungsvolle Elite-Nachwuchsläuferinnen und -läufer, welche die Schweizerische Sportmittelschule in Engelberg absolvieren. Für Anfänger und alle, die es gemütlich mögen, eignen sich die eher flachen Talloipen. Diesen Winter wurde in Engelberg speziell für Einsteiger und Herzpatienten eine sogenannte Herz-Loipe in Betrieb genommen. Sie ist 4 Kilometer lang und flach. Weitere Informationen finden Sie hier.

Studen – Gleiten auf der Ebene für Flachländer

In rund 50 Autominuten erreicht man aus der Stadt Zürich Studen, das Langlaufzentrum in der Ferienregion Ybrig. Aus Luzern dauert die Anfahrt eine Stunde. Die 27 Kilometer lange Rundloipe vor Ort ist in fünf Teilstrecken unterteilt, auf denen vom Anfänger bis zum Profi alle auf ihre Kosten kommen. Vor allem die ersten drei Abschnitte der Studen-Ybrig-Loipe eignen sich hervorragend zum Lernen und genussvoll Flachgleiten.

Die breite Streckenführung offeriert viel Raum sowohl für Klassisch-Langläufer wie auch für Skater. Weitere Informationen finden Sie hier.  

Weitere Routen finden Sie auf myswitzerland.com.

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