Dossier: Familie

Pumpen, was das Zeug hält

«Auf dem Pumptrack entwickelt man ein natürliches Gefühl für das Velo.»

Woher kommt der Pumptrack-Trend?

Ursprünglich kommt die Entwicklung aus dem BMX-Bereich, allerdings sind die Wellen dort grösser, weil es vor allem auch um Sprünge geht. Die heutigen Pumptracks haben Wellen, die etwa 30 bis 40 Zentimeter hoch sind, und entstanden etwa vor zehn Jahren. Sie sind speziell dafür gemacht, dass man sich mit dem Bike durch reine Pumpbewegungen, ganz ohne Pedale, fortbewegen kann.

Was ist das Faszinierende am «Pumpen»?

Man braucht seinen ganzen Körper, man muss Arme und Beine einsetzen. Wer noch nie auf einem Pumptrack war, kann sich fast nicht vorstellen, dass man alleine durch Gewichtsverlagerung so schnell vorwärts kommen kann!

Ist der Pumptrack ein Erlebnis für die ganze Familie?

Auf jeden Fall. Meine eigenen Kinder sind mit zweieinhalb Jahre schon mit ihren Laufrädern auf dem Pumptrack gefahren. Auch nach oben gibt’s keinerlei Altersgrenze. Bei uns hier in Zürich sieht man deutlich: Der Pumptrack verbindet Generationen.

Ab welchem Alter können Kinder den Pumptrack richtig nutzen?

Wenn sie zwischen vier und fünf Jahre alt sind, können sie langsam die Pumpbewegung umsetzen und die Bahn ohne Pedalen befahren. Kleinere Kinder setzen noch ihre Beine ein oder die Pedale auf ihrem ersten Velo. Aber auch so haben sie schon ihren Spass. Auf einigen Anlagen gibt es speziell für die Kleinen auch Laufrad-Pumptracks mit Wellen, die nur etwa zehn Zentimeter hoch sind.

Pumptracks sind im Trend – herrscht auf den Bahnen Stossverkehr?

Ja, es ist extrem viel los auf den Tracks. Als hier in Zürich der erste grosse Pumptrack geplant und gebaut wurde, hatte man noch keine Vorstellung davon, wie gross der Andrang sein würde. Der Ansturm war enorm. An einem schönen Wochenende ist auf unserem Pumptrack ein einziges Gewimmel.

Welches ist die ideale Zeit, um einen Pumptrack zu besuchen?

Wer ein bisschen Ruhe haben will für erste Versuche, muss am Wochenende sicher vor zehn Uhr da sein. Danach geht das Gedränge los. Aber es macht auch durchaus Spass, dem ganzen Treiben einfach ein bisschen zuzuschauen.

Ist das Fahren auf dem Pumptrack anstrengend?

Es ist sehr anstrengend. Auch Kinder, die sehr viel Energie haben, brauchen nach einer Stunde eine Pause. Gut trainierte Erwachsene fahren in der Regel gerade mal vier bis fünf Minuten am Stück. Danach ist man richtig ausser Atem. Man kann auf dem Pumptrack richtige Intervalltrainings machen: zwei Minuten Vollgas, dann fünf Minuten Pause, zwei Minuten Vollgas... Nach einer Stunde spüren Sie, was Sie gemacht haben!

Wie lange dauert es, bis die Pumpbewegung richtig sitzt?

Am Anfang sieht es bei den meisten noch ein wenig unbeholfen aus, aber etwa nach einer Stunde schaffen sie die erste Runde nur mit «pumpen». Die geraden Stücke sind kein Problem, etwas schwieriger ist es dann, ohne Pedale auch mit Schwung durch die Steilkurven zu kommen. Man muss den Schwung, den man mit in die Kurve nimmt, am Ende auch wieder «rausnehmen» können. Das braucht etwas mehr Training.

Ist für den Pumptrack ein spezielles Velo nötig?

Ein normales Mountainbike reicht, aber auf einem grossen Mountainbike ist das Pumpen schwieriger. Es ist träger und man erreicht nicht die gleiche Geschwindigkeit. Auf kleineren Velos bringt die Gewichtsverlagerung mehr Wirkung. Deshalb gilt: Je kleiner, desto besser.

Welche Schutzausrüstung empfehlen Sie?

Einen Helm sollte man auf jeden Fall tragen, denn es ist wie gesagt viel los auf dem Track. Für Kinder empfehle ich zusätzlich Knie- und Ellbogenschoner sowie Langfingerhandschuhe, denn es kann schon mal zu einem Sturz kommen. Ohne Schoner tut das gerade auf Beton weh und dann verlieren die Kids schnell die Lust.

Ist ein Pumptrack für Kinder auch sinnvoll als Übung für den Strassenverkehr?

Auf jeden Fall. Und zwar alleine deswegen, weil sie auf dem Pumptrack ein natürliches Gefühl für das Velo entwickeln. So müssen sich die Kinder nachher im Strassenverkehr nicht voll auf die Technik und Balance konzentrieren, sondern können auf den Verkehr achten. Der Pumptrack ermöglicht Kindern, in einer geschützten Umgebung das Velofahren zu üben.

«Der Pumptrack ermöglicht Kindern, in einer geschützten Umgebung das Velofahren zu üben.»
Frank Wadenpohl

Ist Biken ein Familiensport?

Ja, denn Velofahren oder Biken ist eine der wenigen so genannten Lifetime-Sportarten. Bereits Kleinkinder machen erste Veloerfahrungen und auch rüstige Senioren sind auf zwei Rädern noch gut unterwegs. In den letzten zehn Jahren hat das Material enorme Entwicklungsschritte gemacht. Dadurch ist die Nachfrage nach Bikes wieder enorm gestiegen. Zudem wird gerade in städtischen Gebieten sehr viel in Infrastruktur für Velos und Bikes investiert. Auch dadurch fahren wieder zunehmend mehr Leute und auch Familien Velo. Wir haben in unserem Verein einen starken Zuwachs an Neumitgliedern, während andere Sportvereine eher Probleme haben, Nachwuchs zu finden.

Was raten Sie Familien, die keinen Pumptrack in der Nähe haben?

Sie sollten auf die Gemeinde zugehen. Die Investitionskosten und auch der Flächenbedarf sind absolut überschaubar, der Nutzen und der Erfolg der Pumptracks sind riesig. Wir empfehlen der Stadt Zürich zurzeit, mehrere kleinere Pumptracks zu bauen, damit ein Quartierbezug entsteht – ein sportlicher Quartiertreffpunkt für Gross und Klein.

Pumptracks in der Schweiz

Frank Wadenpohl

Präsident Züritrails

zueritrails.ch

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