Dossier: App Check

Fitnessübungen für zu Hause: 6 Fitness-Apps im Test

Sport hält fit, stärkt das Immunsystem und macht gute Laune – gerade in herausfordernden Zeiten. Yoga- und Fitness-Apps wie Asana Rebel und Freeletics versprechen auch zu Hause ein effizientes Training. Unsere Autorin hat sechs verschiedene Programme getestet – von HIIT-Training bis zu Atemübungen.

Text: Julie Freudiger; Foto: iStock

Das Wohnzimmer wird zum Fitnesscenter und das Büro zum Yogastudio: Dank zahlreicher Apps muss trotz Coronavirus-Krise und Homeoffice niemand auf Sport und Yoga verzichten. Körper und Psyche danken es mit einem besseren Immunsystem, einer positiveren Grundstimmung und einem erholsameren Schlaf.

Alles was es für das Workout zu Hause braucht, sind ein Smartphone, Tablet oder Computer, eine Matte und vor allem eine gute Portion Motivation. Denn vor einer Trainingseinheit alleine zu Hause meldet sich der innere Schweinehund vielleicht etwas energischer als sonst. Fitness-Applikationen können da helfen, dachte ich mir. Und probierte sechs davon aus.

Athlagon

Ein schwerer Beat begleitet mich durch den Anmeldeprozess. Trainingsziele? Zu trainierende Körperpartien? Daheim oder draussen? Sportwissenschaftler und Physiotherapeuten aus Deutschland haben Athlagon mit dem Ziel entwickelt, personalisierte Home-Workouts durch Fitnesstests weiter zu verbessern. Auf der Basis dieser Testergebnisse werden dann Wochenpläne erstellt.

Während der Übungen herrscht Stille – keine Musik, keine Stimmen. Nur ich und mein Atem. Die Muskeln brennen. Schummeln ist unmöglich: Die nächste Trainingseinheit wird erst freigeschaltet, wenn ich das aktuelle Training korrekt abgeschlossen habe. Mir gefallen die Erklärvideos zur korrekten Ausführung der einzelnen Übungen. Schade finde ich, dass sich Athlagon visuell ein bisschen zu stark an den Auftritt von Freeletics anlehnt.  

  • Funktionen: Leistungstest, wöchentliche Challenges, Community, mit der man sich messen kann
  • Kosten: 3-Monats-Abo für 35 Franken   

Pro: Sportwissenschaftler und Physiotherapeuten; für iOs und Android erhältlich

Kontra: Kein Aufwärmen vor den Tests und Trainings

Fazit: Wer Freeletics mag, wird auch Athlagon gut finden. Das Prinzip, sportliche Defizite durch Leistungstesst zu bestimmen und so die Fitness zu steigern, überzeugt.

athlagon.com

Freeletics

Eine der wohl bekanntesten Fitness-Apps. Hart und intensiv seien die Trainings, höre ich aus meinem Umfeld. Um das Fazit vorweg zu nehmen: Freeletics ist zu Recht sehr beliebt. Die Workouts sind knackig und dauern zwischen 30 und 60 Minuten.  

Aufgrund meiner Angaben zu Trainingsniveau, Grösse, Gewicht und Trainingszielen errechnet die App ein auf mich zugeschnittenes Training. Als ich angebe, dass ich wegen der Nachbarn zu Hause leise trainieren möchte, passt es sich prompt an. Dass Freeletics jedes Trainingsprogramm in einzelne Häppchen aufteilt – etwa Aufwärmen, eine Technikeinheit, Intervalltraining, Cool-down – und die einzelnen Übungsschritte genau erklärt, überzeugt mich. Wirklich hart war das Training bis jetzt nicht. Aber die Fitness-App lernt mich durch Tracking von Mal zu Mal besser kennen und wird das Workout immer besser auf mich abstimmen.

  • Funktionen: Personalisiertes Fitnesstraining, grosse Community, mit der man sich messen und vernetzen kann, Mindset-Coach zu Trainingsprinzipien, Stressmanagement, Schlaf (nur auf Englisch) sowie ein Ernährungscoach  
  • Kosten: Zwischen rund 40 Franken für ein einfaches Monatsabo und rund 100 Franken für ein Jahresabo mit Ernährungscoach

Pro: Personalisierte Trainingspläne, die konstant an das Trainingsniveau angepasst werden; die Bewegungsabläufe werden in Videos gut erklärt; die Community kann motivierend wirken; für iOs und Android erhältlich

Kontra: Die Applikation könnte benutzerfreundlicher sein

Fazit: Freeletics ist perfekt geeignet für Personen mit einem konkreten Trainingsziel – abnehmen, Muskelmasse aufbauen, Ausdauer verbessern. Und sich dazu Ernährungs- sowie Mindset-Tipps wünschen.  

freeletics.com

7 MWC – 7-Minuten-Trainingseinheit

Keine Zeit für Sport? Diese Ausrede gilt laut den Entwicklern des 7-Minuten-Trainings nicht mehr. Zwölf Übungen à sieben Minuten sollen das gleiche Ergebnis erzielen wie eine Stunde Joggen. Das sportwissenschaftliche Prinzip dahinter ist hochintensives Intervalltraining (HIIT): Die einzelnen Übungen werden bei sehr hoher Intensität für 30 Sekunden durchgeführt, dann folgt eine Pause von 10 Sekunden.

Sport-Apps nach diesem Prinzip gibt es mehrere, ich entscheide mich für «7 MWC». Sie kommt angenehm unaufgeregt ohne Schnickschnack und Effekthascherei daher. Die Übungen sind simpel – Hampelmänner, Liegestütze, Ausfallschritte. Nach einer Runde komme ich ins Schwitzen. Ich hänge noch zwei weitere an, wie es empfohlen wird. Danach bin ich ausser Atem. Wer Angst vor Monotonie hat: Es gibt Alternativen für die einzelnen Übungen.  

  • Funktionen: Übungen, Sprache, Pausendauer und Übungslänge lassen sich individuell anpassen.
  • Kosten: «7 MWC» kostet einmalig 4 Franken, zwei Trainingspakete sind im Preis enthalten. Nach zwei Wochen bzw. einem Monat Training in Folge werden zwei weitere Pakete automatisch freigeschaltet, oder man kauft sie für einen Franken.

Pro: Aufs Wesentliche reduziert; die Anweisungen sind klar und die einzelnen Übungen in Text und Video gut erklärt; im App Store und Google Play Store erhältlich

Kontra: Wem schönes Design wichtig ist, der wird mit «7 MWC» nicht glücklich; und auch nicht, wer eine Extraportion Motivation durch Trainer, Ambiente oder eine Community benötigt.

Fazit: Sinnvolle Übungen gut erklärt. Und Zeit für ein 7-Minuten-Training hat man immer – vielleicht sogar 21.

7minworkoutapp.net

Asana Rebel

Asana Rebel bietet «Yoga Inspired Fitness». Das Versprechen der Trainings-App: «Fühle dich sexier und gesünder als jemals zuvor.» Ich bin skeptisch, gebe der App aber eine Chance.

Die Trainings sind in gut verdauliche thematische Häppchen portioniert und dauern zwischen 5 und maximal 30 Minuten. Die ganz kurzen Trainings überzeugen mich nicht. Ohne aufzuwärmen, aus dem Kontext gerissen und viel zu schnell spult man ein paar Bewegungen ab. Allgemein empfinde ich den Rhythmus der Programme streckenweise als hektisch. Das «knallharte Workout» treibt bei mir dennoch kaum Schweissperlen auf die Stirn. Irritierend empfand ich zudem die Sprecherin: Ihre Anleitungen sind oft unklar und die Sprachbilder schief («das Herz segelt nach unten»). Dass die Trainings an Villenpools und in hippen Industriehallen von durchtrainierten, schönen Menschen geführt werden, macht die Fitness-App nicht nahbarer.  

  • Funktionen: Auf das Nutzerprofil abgestimmte Workout-Empfehlungen
  • Kosten: Ein Jahresabo von Asana Rebel kostet rund 60 Franken, ein 3-Monats-Abo rund 40 Franken

Pro: Durchgestyltes Ambiente und kurze Bewegungseinheiten für Leute mit sehr wenig Zeit

Kontra: Die Anleitungen der Sprecherin sind unpräzise; das Tempo ist oft zu hoch, die sportliche Herausforderung hält sich in Grenzen und die korrekte Ausführung einiger Übungen wird zu wenig genau erklärt.

Fazit: Durchzogen. Für kurze Bewegungspausen kann die App vielleicht motivierend wirken. Besser, als sich nicht zu bewegen.  

asanarebel.com

Yoga Easy

Als «Deutschlands bestes Online-Yogastudio» bezeichnet sich Yoga Easy selbst. Mit Sicherheit ist es das grösste. Mehr als 1000 Videos und über 40 Yogaprogramme stehen zur Auswahl, rund 70 Lehrerinnen und Lehrer bieten Stunden in allen erdenklichen Stilen an.

Ich befürchte, dass ich den Überblick verlieren werde – aber: Ich kann mich relativ schnell orientieren und finde Lehrer und Stunden, die mir entsprechen. Denn das umfassende Angebot kommt überraschend übersichtlich daher, Yoga Easy ist unkompliziert aufgebaut. Und es ist für alle etwas dabei: Meditationen, Anfängerprogramme, Einheiten für Fortgeschrittene, Bikini Challenge und Bauch-Beine-Po-Kombis, aber auch spirituelle Reisen.  

So unterschiedlich die Lehrer und die Yogastile bei Yoga Easy sind, so unterschiedlich sind auch die Videos: am Meer, zu Hause und in Studios – für mich ein grosses Plus.   

  • Funktionen: Persönlicher Trainingsplan, mehrwöchige Yogaprogramme, Artikel, Rezepte. Funktioniert auch offline. Desktop- und App-Version
  • Kosten: Kostenloses Probeabo für 7 Tage (wird nicht automatisch verlängert), ein Monatsabo für Yoga Easy kostet 16 Euro, ein Jahresabo 130 Euro

Pro: Ich bin begeistert vom Aufbau der App, vom Angebot und von den kompetenten Lehrern

Kontra: Es braucht einen Moment, bis man für sich passende Lehrer und Stunden gefunden hat. Yoga Easy gibt es nur auf Deutsch 

Fazit: Ein professionelles Yogaangebot, das mit gut ausgebildeten Lehrern eine persönliche Note und ein Gefühl von Nähe vermittelt

yogaeasy.de

The Breathing App

Streng genommen ist Atmen kein Sport. Dennoch gehört die Breathing App in diese Liste. Wenn Sport und Yoga zum Wohlbefinden und zur Stressreduktion beitragen, sind Atemübungen der noch kürzere Weg zur Entspannung. Vereinfacht gesagt, beruhigt eine tiefe und regelmässige Atmung das Nervensystem – und dieses wiederum kontrolliert die Herzfrequenz, den Blutdruck, die Verdauung und andere unbewusste Körperfunktionen.  

Ich probiere es aus und lege die Frequenz fest, die sich für mich angenehm anfühlt – vier Schläge einatmen, sechs Schläge ausatmen – und die Dauer der Übung. Das Minimum ist eine Minute. Ausserdem wähle ich die Art aus, wie mich The Breathing App durch die Übung führen soll und sicherstellt, dass ich den Rhythmus nicht verliere. Während ich mich auf meine Atmung konzentriere, vergesse ich den Rest um mich herum und werde tatsächlich ruhiger.  

  • Funktionen: Keine individualisierbaren Funktionen, ausser der Anpassung des Designs, der Dauer
    der Übung und der Atemfrequenz.
  • Kosten: Gratis

Pro: Alles: das Konzept, das Design, die Übungen

Kontra: Die erklärenden Texte und Videos sind nur auf Englisch verfügbar.

Fazit: Gerade in stressigen Situationen und Lebensphasen ist The Breathing App unverzichtbar. Eine Minute Zeit zum Atmen haben wir alle.  

Im App Store und bei Google Play erhältlich.

Gut zu wissen

Gerade aktuell bieten zahlreiche lokale Yoga- und Fitnessstudios Onlineklassen an – live über Streamingdienste oder als Youtube-Video. Eine kurze Recherche, ob das Lieblingsstudio ein Onlineangebot hat, lohnt sich. Wer Group Fitness mag und gut Englisch versteht, dem sei zudem das On-Demand-Angebot des neuseeländischen Group-Fitness-Pioniers Les Mills empfohlen.

Sportanfänger, vor allem solche mit Übergewicht, Adipositas, Herz-Kreislauf- sowie chronischen Erkrankungen, sollten sich vor dem Trainingsstart einer ärztlichen Kontrolle unterziehen.  

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