Dossier: Unser Baby

Wachstumsschub – alles nur eine Phase

Kein Grund zur Sorge, wenn Ihr Baby auf einmal weinerlich, unruhig und anhänglich ist. Vermutlich ist es nur eine der acht Wachstumsphasen, in denen sich Kinder in den ersten Monaten sprunghaft entwickeln. Was sind Anzeichen für einen Entwicklungsschub?

Text: Julie Freudiger; Foto: iStock

Vor Kurzem war das Baby noch rundum zufrieden, hat gut geschlafen, selten geweint. Und plötzlich ist alles anders: Es quengelt, wacht häufig auf, fremdelt und ist unruhig. Kein Grund zur Sorge. In den meisten Fällen handelt es sich dabei nur um einen der acht Entwicklungsschübe, die Babys in ihren ersten 14 Monaten durchlaufen.

In diesen Phasen erlernen die Babys neue geistige und motorische Fähigkeiten, die Wahrnehmung verändert sich dabei. Für die Kinder kann das beunruhigend und beängstigend sein. Stellen Sie sich vor, Sie sähen mit einem Mal alles aus einer anderen Perspektive, würden plötzlich viel besser hören und riechen. Die Welt wäre eine andere. Kein Wunder fühlen sich Babys von der neuen Situation daher erst einmal überfordert und suchen Halt und Nähe der vertrauten Bezugspersonen.

Was können die Eltern tun?

Die Wachstumsschübe können auch für die Eltern herausfordernd sein. Was Babys jetzt vor allem brauchen, ist Gelassenheit, Liebe und Zuneigung. Nehmen Sie sich viel Zeit für Ihr Kind und seien Sie geduldig im Wissen: Es geht alles wieder vorbei. Mit ein paar Ausnahmen sind die Entwicklungsschübe nach einer Woche überstanden.

Viele Babys haben in diesen Phasen auch einen grösseren Appetit. Lernen, Entdecken und der Umgang mit neuen Emotionen braucht schliesslich viel Energie. Stillende Mütter müssen daher öfter stillen und die Milchproduktion anregen.

Nicht nach genauem Zeitplan

Sorgen Sie sich nicht, wenn Ihr Kind nicht exakt den vorgegebenen Zeitplan einhält, den Apps und Ratgeber vorhersagen. Die einen Kinder lernen bereits mit zehn Monaten gehen, die anderen erst vier Monate später. Beides ist normal. Und: Bei Kindern, die zu früh oder zu spät auf die Welt gekommen sind, startet die Zeitrechnung nicht ab Geburt, sondern ab dem ursprünglich errechneten Termin. Ein Kind, das beispielsweise drei Wochen zu früh geboren wurde, kommt nicht fünf Wochen nach der Geburt in die erste Phase, sondern erst ungefähr acht.

Die acht Entwicklungsschübe von Babys

1. Wachstumsschub: ab der 5. Woche

 

  • Das Baby nimmt seine Umwelt besser wahr, wirkt wacher und aktiver.
  • Reagiert auf Gerüche, Berührungen, Geräusche.
  • Das erste Lächeln und die ersten Tränen.
  • Regelmässige Atmung, das Baby verschluckt sich weniger.

Anzeichen:

  • Der Hunger wird grösser.
  • Bedürfnis nach viel Körperkontakt.
  • Das Baby schreit mehr und ist schwer zu trösten.

2. Wachstumsschub: ab der 8. Woche

 

  • Ausbildung der Sinne. Das Baby kann besser sehen, hören und riechen.
  • Es hebt den Kopf und kann sich in Bauchlage aufstützen.
  • Es erkennt Hände und Füsse und greift nach diesen. Spielzeug hält es selbstständig.
  • Es macht Laute, beginnt zu brabbeln und zu kommunizieren.

Anzeichen:

  • Das Baby fremdelt und akzeptiert oft nur noch die Mutter.
  • Viele Babys beginnen stark zu nuckeln, da sie das beruhigt.
  • Schlechter und unregelmässiger Schlaf.
  • Einige Kinder haben weniger Appetit.

3. Wachstumsschub: ab der 12. Woche

 

  • Das Baby greift nach Gegenständen.
  • Es kann den Kopf selbst halten und übt zu strampeln.
  • Es entdeckt seine eigene Stimme. Es quietscht und kreischt vergnüglich.
  • Das Sozialverhalten entwickelt sich: Das Baby beginnt, auf verschiedene Leute unterschiedlich zu reagieren, es lächelt zurück.

Anzeichen:

  • Das Baby sucht die Nähe der Eltern.
  • Der Appetit wird gross, die Mutter muss öfter stillen.

4. Wachstumsschub: ab der 19. Woche

 

  • Erste Versuche, sich vom Bauch auf den Rücken zu drehen.
  • Motorische Fähigkeiten prägen sich weiter aus, das Baby kann einhändig greifen.
  • Es steckt alles in den Mund (orale Phase).
  • Ausgeprägtes Körper- und Muskelwachstum.
  • Reaktion auf das eigene Spiegelbild.

Anzeichen:

  • Die Nächte werden wieder unruhig.
  • Das Baby hat ständig Hunger, kann aber ab jetzt Beikost essen.
  • Es sucht körperliche Nähe.

5. Wachstumsschub: ab der 26. Woche

 

  • Das Baby kann winken und klatschen.
  • Es lernt den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung.
  • Verschiedene Emotionen wie Freude, Wut, Angst lernt es, zu unterscheiden und auszudrücken.
  • Es probiert neue Laute aus.

Anzeichen:

  • Das Baby fremdelt, selbst bei vertrauten Personen.
  • Es lächelt bewusst, kann aber auch wütend oder frustriert werden.
  • Es weint, wenn die Eltern den Raum verlassen, da es den Zusammenhang zwischen seinen Tränen und der Wiederkehr der Eltern begreift

6. Wachstumsschub: ab der 37. Woche

 

  • Das Baby versucht zu krabbeln.
  • Es lebt seinen eigenen Willen aus und wird unternehmenslustig.
  • Es lernt, die Dinge in Kategorien einzuteilen.

Anzeichen:

  • Das Baby ist hungrig und hat Lust auf neue Geschmäcker.
  • Es beginnt, Grenzen auszuloten – die Erziehung beginnt.

7. Wachstumsschub: ab der 47. Woche

 

  • Das Baby kann gut sitzen und krabbeln.
  • Es beginnt, sich hochzuziehen. An der Hand läuft es einige Schritte.
  • Es lernt den Ablauf und die Reihenfolge von Tätigkeiten kennen.

Anzeichen:

  • Das Baby wird wieder unzufrieden, launisch und weinerlich.
  • Es fremdelt und sucht Nähe.

8. Wachstumsschub: ab der 55. Woche

 

  • Das Baby entwickelt sich zum Kleinkind.
  • Es versucht zu gehen.
  • Durchsetzung des eigenen Willens.

Anzeichen:

  • Lachen und Weinen liegen nahe beieinander.
  • Wutanfälle, Trotzphasen und Frustration.
  • Erneutes Fremdeln ist möglich.
  • Das Kind will nicht einschlafen und schläft schlecht.

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