Dossier: Schwangerschaft

Frühgeburt: die Risikofaktoren

Kommt ein Kind zwei Wochen zu früh oder sogar noch eher auf die Welt, ist es ein Frühchen. Welche Risikofaktoren begünstigen eine Frühgeburt – und wie kann man diese verringern?

Text: Julie Freudiger; Foto: iStock

In der Schweiz kommen rund 6 von 100 Kindern zu früh auf die Welt. Zu früh heisst: vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche, also mehr als 3 Wochen vor dem errechneten Termin. Zu früh heisst auch: Die Neugeborenen sind viel leichter und kleiner, ihre Körperfunktionen sind noch nicht ausgereift und die Gehirnentwicklung ist weniger weit fortgeschritten als bei Babys, die termingerecht auf die Welt kommen. Denn allein im letzten Drittel der Schwangerschaft verdreifacht sich das Hirnvolumen, und pro Minute entstehen 40'000 Nervenzellen. Je früher ein Kind auf die Welt kommt, desto kritischer wird es für dieses. 

Eine Frühgeburt bedeutet heute aber längst nicht mehr, dass das Kind geistig oder motorisch schwer beeinträchtigt sein wird. Sogar die meisten der extrem früh Geborenen, die vor der 28. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommen, entwickeln sich in Bezug auf ihre Intelligenz normal. Auch wenn sie anfälliger auf gewisse Erkrankungen wie Asthma oder ADHS sind und ihre Gedächtnisfähigkeit etwas beeinträchtigt sein kann. Die heutige Medizin ermöglicht vieles und Frühchen haben trotz holprigen Starts oft gute Überlebenschancen. 

Anzeichen einer Frühgeburt 

Die Mehrzahl der Frühgeburten bahnen sich spontan und ohne vorherige Komplikationen an. Ein deutliches Anzeichen können regelmässige Wehen sein, die länger als eine Stunde andauern. Auch Blutungen weisen unter Umständen auf eine drohende Frühgeburt hin. Bei etwa einem Drittel aller frühgebärdenden Frauen platzt die Fruchtblase vorzeitig. Tröpfchenweise oder schwallartig abgehendes Fruchtwasser ist ein Hinweis auf eine bevorstehende Geburt. In all diesen Fällen sollte die Ärztin, der Arzt oder die Hebamme umgehend kontaktiert werden. 

Risikofaktoren, die eine Frühgeburt begünstigen

Eine zu frühe Entbindung kann auch absichtlich eingeleitet werden, wenn dies für das Wohl der Mutter und des Kindes besser ist. Setzen die Wehen frühzeitig ein oder platzt die Fruchtblase vor dem Termin, sind in etwa der Hälfte aller Fälle die Ursachen unklar. Es gibt aber einige Risikofaktoren, die eine Frühgeburt begünstigen. Unter anderem: 

  • Stress, etwa bei der Arbeit oder in der Partnerschaft und Existenzsorgen
  • Schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck, Diabetes, Nierenerkrankungen, Schilddrüsenfunktionsstörungen
  • Erkrankungen der Gebärmutter, zum Beispiel Myome oder eine Schwäche des Gebärmutterhalses (Zervix)
  • Plazentainsuffizienz – wenn also der Mutterkuchen das Ungeborene nicht mit ausreichend Nährstoffen und Sauerstoff versorgen kann
  • Zu viel Fruchtwasser- Rauchen, Alkohol und Drogen
  • Scheiden-, Gebärmutter oder Harnweginfekte
  • Frühere Fehl- oder Frühgeburten und Schwangerschaftsabbrüche
  • Mehrlingsschwangerschaften
  • Alter – wenn die Schwangere jünger als 18 oder älter als 35 Jahre ist

Pregnolia: Risiko von Frühgeburten besser abschätzen

Die Beschaffenheit des Gebärmutterhalses, in der Fachsprache die Zervix, ist ein wichtiges Indiz für eine Frühgeburt. Im Laufe der Schwangerschaft wird die Zervix erst weicher und später auch kürzer.

Das Schweizer Start-up Pregnolia hat ein Gerät entwickelt, das mit einer Sonde schmerzfrei, sicher und hygienisch die Steifigkeit der Zervix misst – eine sehr weiche Zervix kann ein Anzeichen für eine mögliche Frühgeburt sein. Bis anhin mussten Ärztinnen und Ärzte die Zervix manuell abtasten und subjektiv beurteilen.

Für Frauen mit einer ambulanten Zusatzversicherung übernimmt Sanitas als erste Krankenversicherung der Schweiz die Kosten für eine Voruntersuchung mit Pregnolia.

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Vorsorgeuntersuchungen sind wichtig

Einige Risiken lassen sich verhältnismässig einfach verringern: Drogen, Alkohol und Nikotin sollten während der Schwangerschaft kein Thema sein. Daneben verringern eine ausgewogene Ernährung und moderate Bewegung gewisse Risiken wie zum Beispiel einen Schwangerschaftsdiabetes. Auch im Alltag einen Gang herunterzuschalten, Dauerstress und konstante Aufregung zu vermeiden, ist empfehlenswert. Besonders wichtig sind die regelmässigen Vorsorgeuntersuchungen bei der Gynäkologin oder beim Gynäkologen. 

Denn bei einer rechtzeitigen Erkennung kann eine drohende frühe Geburt unter Umständen hinausgezögert werden, etwa mit Ruhe und Schonung der Mutter oder mit wehenhemmenden Medikamenten. Ob eine Verzögerung aber möglich und sinnvoll ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Etwa davon, ob die Fruchtblase bereits geplatzt ist, ob das Ungeborene sowie die Mutter gesund sind, und wie weit fortgeschritten eine Schwangerschaft ist. 

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