Dossier: Sexualität

Erektionsstörung? Sprechen wir darüber!

Männer jeden Alters sind von Erektionsproblemen betroffen. Offen darüber zu sprechen, schaffen aber nur wenige. Doch wenn der Penis nicht mehr richtig funktioniert, belastet das Psyche und Beziehung. Umso wichtiger, die Ursachen und die passende Therapie zu finden.

Text: Julie Freudiger & Stefan Schweiger; Foto: Claudia van Zyl / Unsplash

Fakt ist: Jeder vierte Mann in der Schweiz über 45 Jahre leidet Schätzungen zufolge unter Erektionsproblemen. Die Zahl erscheint hoch? Das liegt vermutlich daran, dass kaum offen über das Thema gesprochen wird. Es ist oft ein stilles Leiden, verbunden mit grosser Scham oder der Vorstellung, die erektile Dysfunktion sei ein persönliches Versagen. Dabei sind in den allermeisten Fällen körperliche Ursachen verantwortlich.

Erektile Dysfunktion = Erektionsstörungen = Impotenz? Die Definition

Von einer erektilen Dysfunktion (ED) oder Erektionsstörungen spricht man, wenn über sechs Monate hinweg mindestens zwei von drei geplanten Sexualkontakten nicht zustande kommen, weil die Erektion zu schwach ist oder ganz ausbleibt. So die Definition unter Fachleuten. Wenn es hin und wieder mal nicht klappt, muss das nicht gleich ein Grund zur Besorgnis sein. Wissen sollte man: Erektion ist die Fähigkeit des Penis, steif zu werden und zu bleiben. Potenz dagegen meint je nach Definition nicht nur die Fähigkeit eines Mannes, eine befriedigende Sexualität zu erleben. Sondern auch, dass er Nachwuchs zeugen kann. Der Begriff der Impotenz reicht also weiter. Erektionsstörungen sind übrigens keine reine Alterserscheinung: Vermutlich jede vierte Neudiagnose betrifft Männer unter 40. Generell steigt das Risiko aber mit dem Alter eines Mannes.

Die Ursachen von Erektionsstörungen

In schätzungsweise 80 Prozent der Fälle sind es körperliche Ursachen, die Erektionsstörungen hervorrufen: Zum Beispiel ist der Penis nicht ausreichend mit Blut versorgt oder die Penismuskulatur ist geschädigt und schwillt deshalb nicht ausreichend an. Auch Krankheiten, die die Durchblutung beeinträchtigen – etwa Diabetes, Arterienverkalkung oder Bluthochdruck – erhöhen das Risiko. «Anders als oft vorschnell diagnostiziert, haben Erektionsstörungen sehr selten eine rein psychische Ursache», erklärt Prof. Dr. med. Nicolas Diehm vom Zentrum für Erektionsstörungen in Aarau. Auch Nervenschäden, Testosteronmangel, Medikamente oder Übergewicht und Tabakkonsum kommen als Ursachen infrage. Bei vielen jungen Betroffenen seien die Venen das Problem, so Diehm: «Es gelangt zwar genügend Blut in den Penis, die Venen können dieses aber nicht halten und es fliesst zu schnell wieder ab.» Ist es tatsächlich der Kopf, der die Blockade verursacht, stecken oft Stress oder Depressionen dahinter. Da Erektionsstörungen ein Warnsignal für eine Herzerkrankung sein können, sollte ihnen jemand auf den Grund gehen, der sich gut damit auskennt: am besten eine Urologin oder ein Androloge.

Welche Therapie passt zu wem?

Damit eine Erektion zustande kommt, müssen Nerven, Blutgefässe, Hormone und der Kopf mitmachen – ein komplexes Zusammenspiel. Häufig helfen bei leichter erektiler Dysfunktion schon Veränderungen im Lebensstil: etwa abzunehmen, mit dem Rauchen aufzuhören oder bewusst Stress zu reduzieren. Studien belegen, dass körperliche Aktivität die Erektionsfähigkeit verbessern kann. Fliesst das Blut in den Venen des Penis zu schnell ab, kann Beckenbodengymnastik helfen. Als Medikament werden am häufigsten sogenannte PDE-5-Hemmer eingesetzt, besser bekannt unter dem Namen «Viagra»: Sie entspannen die glatten Muskelzellen in den Schwellkörpern des Penis und verbessern so die Blutzufuhr. Im besten Fall klappt es dadurch wieder mit der Erektion – übrigens ohne die Libido zu steigern. Das ursächliche Problem gehen solche Medikamente aber nicht an. «Als nächste Behandlungsoption kann es helfen, die Venen mit einem Gewebekleber zu verschliessen», sagt Angiologe Nicolas Diehm. Wenn verengte Gefässe das Problem sind und Medikamente nicht mehr helfen, können ein Stent oder ein Ballon die verengten oder verschlossenen Arterien wieder öffnen. Ähnlich wie beim Herz. Eine mechanische Unterstützung kann eine Penispumpe sein. Sie erzeugt einen Unterdruck, wodurch verstärkt Blut in den Penis fliesst.

Wie Sie Ihren Partner bei Erektionsstörungen unterstützen können

Ihr Partner leidet unter Erektionsstörungen? Dann wird es ihm helfen, sich damit nicht allein zu fühlen.

  • Sie haben schon einmal darüber nachgedacht, dass es an Ihnen liegen könnte, wenn der Penis auf Halbmast bleibt? Dass Ihr Partner Sie nicht mehr attraktiv findet? Es ist wichtig zu verstehen, dass bei Erektionsstörungen keine Schuldfragen geklärt werden müssen.
  • Suchen Sie in einem passenden Moment das Gespräch. Offen darüber zu sprechen kann Druck nehmen.
  • Zeigen Sie Verständnis – aber kein Mitleid. Besser bieten Sie Ihre Unterstützung an, zum Beispiel, indem Sie Ihrem Partner vorschlagen, ihn in eine Arztpraxis zu begleiten.
  • Man kann es nicht oft genug sagen: Eine gute Beziehung beruht auf mehr als nur einer funktionierenden Erektion. Das nimmt viel Druck.

Was stimmt? Erektionsmythen im Check

Bei Tabuthemen haben es Mythen und Halbwissen umso leichter. Zeit, mit ihnen aufzuräumen und Männern mit Erektionsstörungen mit Fakten das Leben zu erleichtern.

Mythos 1: Erektionsstörungen sind eine ganz normale Alterssache

Stimmt nicht. Zwar steigt mit dem Alter die Wahrscheinlichkeit. Männer im hohen Alter können sich aber genauso eines steifen Penis erfreuen, wie 20-Jährige unter dem Gegenteil leiden können.

Mythos 2: Keine Erektion, keine Erregung – und umgekehrt

Falsch. Wenn es mal oder generell nicht klappt mit einer Erektion, bedeutet das nicht, dass man keine Lust hat. Zu komplex ist, was im Körper zusammenspielen muss, damit der Penis steif wird. Auch ohne Erektion sind sexuelles Erleben und Zärtlichkeit möglich.

Mythos 3: Ohne Erektion kein Orgasmus

Zu kurz gedacht. Zwar sind Erektion, Orgasmus und Samenerguss der quasi-natürliche Dreiklang des Sex aus Männersicht. Möglich sind sie aber unabhängig voneinander: also auch ein Höhepunkt ohne steifen Penis, da daran andere Nerven beteiligt sind. Genauso wie es einen Orgasmus ohne Ejakulation gibt.

Mythos 4: Radfahren macht impotent

Entwarnung! Neueren Studienergebnissen zufolge besteht kein Zusammenhang zwischen Radfahren, Erektionsstörungen und Unfruchtbarkeit. Auch dann nicht, wenn ein Mann richtig lange im Sattel sitzt. Wer auf dem Rad das Gefühl hat, der Penis werde taub, sollte sich nach einem besser passenden Sattel umsehen.

«Ich bin das Problem ganzheitlich angegangen»

Erektionsstörungen sind ein Tabuthema. Max Kersting haben sie belastet, seit er Anfang 20 war. Aber er hat eine Lösung gefunden – und die App «Regimen» entwickelt, die betroffenen Männern hilft, den Penis zu trainieren. Heute weiss Max Kersting:

Es gibt keine pauschale Therapie, die jedem Betroffenen hilft.

«Als Pillen, Injektionen und sogar Operationen nicht geholfen hatten, fing ich an, Studien zu lesen. So lernte ich, wie der Lebensstil, die kardiovaskuläre und die psychische Gesundheit, aber auch der Beckenboden Einfluss auf die Erektion haben. Mit der Hilfe von Ärzten ging ich das Problem ganzheitlich an und konnte so mit der Zeit meine Probleme nachhaltig überwinden.»

Es kostet Überwindung, sich Hilfe zu suchen.

«Ich dachte lange, ich sei der Einzige. Mir selbst meine Probleme einzugestehen, war der erste und wichtigste Schritt auf dem Weg, diese nachhaltig anzugehen. Verantwortung für unsere intime Gesundheit zu übernehmen, war bisher nicht Teil eines gesellschaftlich etablierten Männlichkeitsbildes.»

Regimen: ganzheitliches Programm gegen Erektionsstörungen

Erektionsstörungen sind sowohl für den Mann als auch für die Beziehung belastend. Das zertifizierte digitale Gesundheitsprogramm Regimen kann helfen, die Erektion langfristig zu verbessern. Die von Ärzten und Wissenschaftlern entwickelte App bietet ein individuelles Programm mit täglichen Trainingseinheiten, Achtsamkeitsübungen und Ernährungstipps. Laut den Entwicklern verbessern drei von vier Männern ihre Erektionsfähigkeit innerhalb von 12 Wochen.


Nutzer der Sanitas Portal App profitieren von 25 Prozent Rabatt auf das Jahresabo. Sie finden Regimen in der Sanitas Portal App im Health Navigator unter «Gesund leben». Gut zu wissen: Das Programm ist zurzeit nur auf Englisch verfügbar. Hier geht’s zur Portal App.

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