Dossier: Sexualität

HPV-Infektion: Schützen Sie sich vor Krebs

Schon mal von Humanen Papillomviren, kurz HPV, gehört? Obwohl sich etwa acht von zehn Menschen beim Sex damit anstecken, ist HPV vielen kein Begriff. Dabei sind die Viren für über 90 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich und auch für Männer gefährlich.

Ursprungstext: Nicole Krättli; Aktualisiert am 13.3.2024: Katharina Rilling; Foto: iStock

Zungenkrebs durch Sex? Kann das sein? 2010 machte der Schauspieler Michael Douglas medienwirksam auf das HP-Virus aufmerksam: Er habe sich die Infektion beim Oralsex mit seiner Frau eingefangen, sagte er. Daraus sei dann der Krebs im Mundraum entstanden. Damals sorgte die Aussage für grossen Wirbel, und viele Menschen machten sich in der Folge über Douglas und seine Frau Catherine Zeta-Jones lustig. Heute ist HPV zwar bekannter und weniger stigmatisiert, wird allerdings immer noch vor allem mit Gebärmutterhalskrebs in Verbindung gebracht. Dass die Infektion auch bei Männern Krebs verursachen kann und sich auch Buben dagegen impfen lassen sollten, wissen viele nicht. Das Wichtigste im Überblick:

Was ist HPV?

Hinter den drei Buchstaben verbergen sich eigentlich eine ganze Reihe verschiedener Virentypen, die unterschiedliche Symptome auslösen können und die Haut oder die Schleimhäute infizieren. Die meisten Humanen Papillomviren sind harmlos, einige Hochrisikotypen aber lösen Warzen oder sogar Krebs aus.

Wie steckt man sich mit HPV an?

Eine Infektion mit HPV gehört zu den häufigsten sexuell übertragenen Krankheiten. Im Genitalbereich werden Papillomviren durch vaginalen, oralen oder analen Geschlechtsverkehr übertragen. Je nach Praktik gelangen die Viren auch in den Hals-Rachen-Bereich – wie bei Michael Douglas. Die Erreger schlafen in sehr vielen Betten unbemerkt mit: Schätzungen zufolge stecken sich rund 70 bis 80 Prozent der sexuell aktiven Frauen und Männer im Laufe ihres Lebens mit HPV an. Die gute Nachricht: In 90 Prozent der Fälle kommt der Körper ganz allein damit klar und die Infektion heilt innerhalb von zwei Jahren ohne Schäden ganz von allein ab.

Wer steckt sich mit HPV an?

Da sexuell aktive Menschen mit öfter wechselnden Partnern besonders gefährdet sind, lässt sich eine Häufung der Erkrankung bei 20- bis 30-Jährigen und bei 50-Jährigen feststellen. 

Hilft das Kondom gegen eine HPV-Infektion?

Wie bei sexuell übertragbaren Krankheiten generell gilt auch hier: Sex mit Kondom verringert das Risiko, sich zu infizieren. In diesem Fall allerdings nur zu rund 50 Prozent. Der Grund: Humane Papillomviren können auch von den nicht durch ein Kondom abgedeckten Stellen auf den Intimbereich übertragen werden und sich ausbreiten. Trotzdem macht ein Kondom aber Sinn – nicht zuletzt um sich nicht mit anderen sexuell übertragbaren Erregern anzustecken. 

Welches sind die Symptome bei Frauen und Männern?

In rund zwei Dritteln der Fälle sind keine Anzeichen erkennbar. Daher bleibt die Infektion oft unbemerkt. Das kann gefährlich werden: Wenn die HPV-Infektion mit dem bösartigen Hochrisikotyp des Virus unbemerkt im Körper schwelt und sich monate- oder gar jahrelang in infizierten Zellen hält, kann es zu Zellveränderungen – im schlimmsten Fall zu Krebs – kommen.

Kleine und grosse Genitalwarzen

Weniger aggressive HP-Viren verursachen harmlose, aber lästige und vor allem ansteckende Symptome: sichtbare oder versteckte Feigwarzen, auch Genitalwarzen genannt. Die flachen Knötchen sind meist stecknadelkopfgross und wachsen zum Beispiel im Innern der Vagina, am Penis oder im After. Manchmal sind sie nur durch den Arzt zu identifizieren. Allerdings können sie auch blumenkohlartig wuchern und sind dann gut sichtbar. Die Wucherungen und Krebsvorstufen können operativ entfernt werden. Je früher sie entdeckt werden, desto besser die Behandlungschancen.

HPV und Krebs: Wie gross ist das Risiko für Mann und Frau?

In den vergangenen Jahren wurden in der Schweiz jährlich rund 250 neue Fälle von Gebärmutterhalskrebs und etwa 5000 Krebsvorstufen diagnostiziert. Gebärmutterhalskrebs ist in der Schweiz bei Frauen zwischen 20 und 49 Jahren die fünfthäufigste Krebsart, wie das Bundesamt für Gesundheit schreibt.

Grundsätzlich kann Gebärmutterhalskrebs jede Frau treffen. Der wichtigste Faktor ist allerdings eine Infektion mit einer Hochrisikovariante von HPV. Doch auch Rauchen, Geschlechtsverkehr in sehr jungem Alter und mit häufig wechselnden Sexualpartnern, zusätzliche Infektionen der Geschlechtsorgane durch sexuell übertragbare Krankheitserreger sowie chronische Störungen der Immunabwehr können das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, weiter erhöhen.

Aber nicht nur Gebärmutterhalskrebs ist ein Thema: In der Schweiz tritt Analkrebs jährlich bei etwa 240 Personen auf (70 Prozent davon Frauen). Krebs im Mund-Rachen-Raum bei 400 Personen (70 Prozent davon Männer), wobei rund 20 Prozent davon durch HP-Viren verursacht werden. Daten aus den USA zeigen, dass bei Männern ungefähr 2 Prozent aller Krebserkrankungen durch HPV verursacht werden.

Macht die Impfung bei Mädchen und Buben Sinn?

Seit 2008 wird Mädchen in der Schweiz die HPV-Impfung empfohlen, den Buben seit 2015. Genauer: Die Eidgenössische Kommission für Impffragen schlägt die HPV-Impfung als Basisimpfung für alle Mädchen im Alter von 11 bis 14 Jahren vor. Im Idealfall sollte die Impfung bereits vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen. Im Alter von 15 bis 19 Jahren folgt dann eine zweite Impfung. Für junge Frauen von 20 bis 26 Jahren sowie für Jungen und Männer im Alter von 11 bis 26 Jahren empfiehlt das Bundesamt für Gesundheit die HPV-Impfung als ergänzende Impfung. Der Impfschutz hält für mindestens zehn Jahre an.

Explizit hervorgehoben sei noch einmal die HPV-Impfung für Buben. Denn vielen Eltern ist nicht klar: Mit einer Impfung schützen sie nicht nur ihren Sohn, sondern auch dessen spätere Sexualpartner:innen vor Krebs.

Sollten sich Erwachsene gegen HPV impfen lassen?

Selbst für Erwachsene, die sich bereits einmal mit dem HP-Virus infiziert haben, lohnt sich laut Experten eine späte Impfung, da das Immunsystem so weiter geschärft wird. Eine natürliche Infektion hinterlässt nur eine geringe Immunität gegen diesen einen Virentyp, wahrscheinlich sogar nur auf dem infizierten Hautareal. Die Impfung schützt zwar auch nicht vor allen HPV-Typen und bietet deshalb keinen 100-prozentigen Schutz. Dennoch überwiegt der Nutzen, weil sie den ganzen Körper umfassender und länger vor den besonders aggressiven Arten schützt.

Der beste Schutz ist eine Kombination aus Kondom, Impfung und regelmässig durchgeführten gynäkologischen Krebsabstrichen.

Teilen