Dossier: Sexualität

Was bedeutet LGBTQIA+?

Welche sexuellen Orientierungen gibt es? Was bedeutet Geschlechtsidentität? Wir erklären, was hinter dem Akronym LGBTQIA+ steht und wie divers die sexuelle und geschlechtliche Identität sein kann.

Text: Delia Christ; Foto: iStock

Langsam, aber sicher steigt die Visibilität der queeren Community in den Medien und der Politik. In vielen Fernsehserien sind queere Charaktere bereits gängig, und trotzdem gibt es sexuelle Orientierungen und geschlechtliche Identitäten, über die nicht viel geredet wird. Auch werden häufig Stereotype bedient, die so nicht die Diversität der queeren Community widerspiegeln. Was bedeutet «queer» überhaupt und wofür steht LGBTQ+ oder gar LGBTQIA+?

Diese Buchstaben repräsentieren die vielfältigen sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten, welche von der allgemeinen Norm von heterosexuell und cis abweichen. Kurz gefasst stehen sie für lesbisch, gay, bisexuell, trans, queer, intergeschlechtlich und asexuell sowie weitere Identitäten und Orientierungen wie zum Beispiel non-binär, genderfluid oder pansexuell. Diese Identitäten, auch «Labels» genannt, können helfen, mit nur einem Wort die eigene sexuelle Präferenz oder geschlechtliche Identität zusammenzufassen.

Was ist der Unterschied zwischen sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität?

Wie sich eine Person fühlt, hat wenig damit zu tun, von wem sie sich angezogen fühlt. Die sexuelle Orientierung beschreibt die sexuelle bzw. romantische Neigung einer Person – also mit wem die Person eine Beziehung führen oder Sex haben möchte. Und sie hängt davon ab, welchem Geschlecht die Person selbst zugehörig ist. Unter sexuelle Orientierung fallen unter anderem lesbisch, schwul, bisexuell, pansexuell, asexuell und heterosexuell.

Die geschlechtliche Identität («Gender») hat hingegen nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun. Bei der Geburt wird jedem Menschen anhand äusserer Geschlechtsmerkmale automatisch ein Geschlecht – männlich oder weiblich – zugewiesen. Doch nicht immer fühlt sich die Person auch wirklich dem ihr zugewiesenen Geschlecht angehörig. Alternativ gibt es zahlreiche andere Geschlechtsidentitäten wie zum Beispiel trans, non-binär und genderfluid. 

Was bedeuten nun diese Labels?

Die Begriffe lesbisch und gay/schwul können auch als homosexuell zusammengefasst werden –bezeichnen also Menschen, die ausschliesslich auf das eigene Geschlecht stehen. Dabei bezieht sich lesbisch meistens auf Frauen* und schwul auf Männer*. Die englische Bezeichnung «gay» kann sowohl für homosexuelle Frauen* als auch für homosexuelle Männer* verwendet werden. 

Bisexualität bedeutet, dass sich eine Person von mehr als nur einem Geschlecht angezogen fühlt. Hängt die Anziehung nicht vom Geschlecht des Gegenübers ab und kann man prinzipiell für alle Geschlechter Interesse entwickeln, bezeichnet man sich oft als pansexuell. Des Weiteren gibt es asexuelle Menschen, die sich von keinem Geschlecht sexuell angezogen fühlen.

Generell gilt: Die sexuelle Orientierung ist nicht so starr, wie sie häufig wahrgenommen wird. Sie kann sich im Lauf des Lebens ändern. Auch gibt es kein bestimmtes Alter, in dem man sich der eigenen Vorlieben bewusst werden muss – das kann zu jedem Zeitpunkt im Leben geschehen. 

Menschen, die nicht heterosexuell sind, sich jedoch (noch) kein spezifisches Label geben möchten, können sich auch «queer» nennen. 

«Die Geschlechtsidentität bezieht sich auf das Gefühl in einem selbst, während die sexuelle Neigung das Gefühl im Bezug zu einer anderen Person beschreibt.»
Delia Christ, Studentin und Autorin

Cis, trans, non-binär und inter: Welche geschlechtlichen Identitäten gibt es?

Bei der Mehrheit der Menschen stimmt das Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wird, auch mit dem Geschlecht überein, dem sie sich zugehörig fühlen. Diese «default»-Geschlechtsidentität nennt man cis

Im Gegensatz dazu kann eine Person bei der Geburt weibliche Geschlechtsorgane aufweisen, sich selbst aber als männlich identifizieren. Die Person wäre daher ein Transmann. Das Umgekehrte gilt für eine Transfrau. Um sich äusserlich mehr der eigenen Geschlechtsidentität anzupassen, lassen Transmenschen manchmal operative oder medizinische Eingriffe vornehmen. Der Prozess der «Umwandlung» des Geschlechts wird «Transition» genannt, ist aber nicht bei allen Transmenschen notwendig und bestimmt auch nicht deren Identität. 

Es gibt jedoch auch Menschen, die sich nicht in das binäre System von «weiblich» und «männlich» einordnen und sich daher als non-binär identifizieren. Genderfluide Personen hingegen fühlen sich manchmal mehr einem und dann wiederum eher einem anderen Geschlecht zugehörig. Das Geschlecht ist somit nicht statisch, sondern kann in Bewegung (fluid) sein – und es ist weit vielfältiger, als man denkt. 

Intergeschlechtlichkeit gehört ebenfalls zu den geschlechtlichen Identitäten. Eine intergeschlechtliche Person wird mit nicht eindeutig erkennbaren Geschlechtsmerkmalen geboren, hat also weibliche und männliche Merkmale.

Queer als Sammelbegriff für sexuelle und geschlechtliche Identitäten

Wie bei der der sexuellen Orientierung gibt es auch bei der Geschlechtsidentität Menschen, die sich kein festes Label geben möchten. Sie nutzen daher oft den Begriff «queer». Dieser kann auch als Sammelbegriff verwendet werden für alle Identitäten, die nicht der Cisgender-Heteronormativität entsprechen. 

du-bist-du

Das Programm du-bist-du der Sexuellen Gesundheit Zürich (SeGZ) fördert durch Peer-Beratung, Wissensvermittlung und Workshops für Fachpersonen, die mit jungen Menschen arbeiten, die psychische und physische Gesundheit von jungen queeren Menschen sowie jungen Menschen, die sich ihrer romantischen und/oder sexuellen Orientierung und/oder Geschlechtsidentität nicht sicher sind.

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