Unerfüllter Kinderwunsch: Warum werde ich nicht schwanger?
Monat für Monat wächst die Hoffnung und endet doch in Enttäuschung. Bleibt der Kinderwunsch unerfüllt, bietet die Medizin vielfältige Methoden, die Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen.
Das Wichtigste auf einen Blick
- 10 bis 15 Prozent aller Paare in der Schweiz haben Probleme, Kinder zu bekommen
- Ursachen liegen oft bei beiden Partnern – körperlich oder hormonell
- Abklärungen helfen dabei, schnell zu verstehen, ob und wo Unterstützung nötig ist
- Es gibt zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten
- Psyche und Partnerschaft brauchen ebenso Aufmerksamkeit wie der Körper
Was als leises Warten beginnt, wird mit jedem Zyklus zur emotionalen Zerreissprobe. Paare zählen Tage, beobachten Körperzeichen, schwanken zwischen Hoffnung und Enttäuschung.
In der Schweiz bleibt bei rund jedem sechsten Paar der Kinderwunsch unerfüllt – aus medizinischen, hormonellen oder unerklärlichen Gründen. Und doch stehen die Chancen dank moderner Medizin heute besser denn je.
Wenn der Kinderwunsch unerfüllt bleibt
Von einem unerfüllten Kinderwunsch sprechen Fachpersonen dann, wenn sich innerhalb von zwölf Monaten trotz regelmässigen ungeschützten Geschlechtsverkehrs keine Schwangerschaft einstellt. Diese Definition stammt von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dient international als medizinischer Richtwert.
In der Schweiz betrifft das rund 10 bis 15 Prozent aller Paare – also etwa jedes sechste Paar. In vielen Fällen findet sich eine behandelbare Ursache, bei rund 10 Prozent bleibt der Grund für die Kinderlosigkeit unklar.
Die gute Nachricht: «In vielen Fällen handelt es sich um eine vorübergehende oder behandelbare Fruchtbarkeitsstörung», weiss Dr. Monika Fäh, Fachärztin für Reproduktionsmedizin und ärztliche Leiterin des Kinderwunschzentrums Admira in Winterthur.
Unerfüllter Kinderwunsch und Unfruchtbarkeit – wo liegt der Unterschied?
Die Begriffe werden im Alltag oft als Synonym verwendet, sind medizinisch betrachtet aber nicht dasselbe. Sterilität beschreibt das Ausbleiben einer Schwangerschaft nach einem Jahr regelmässigem Geschlechtsverkehr. Von Infertilität spricht man, wenn eine Schwangerschaft zwar eintritt, aber wieder verloren geht.
«Ein unerfüllter Kinderwunsch ist immer ein gemeinsames Problem, für das wir miteinander Lösungen suchen.»
Häufige Ursachen von Unfruchtbarkeit
Ein unerfüllter Kinderwunsch kann viele Ursachen haben – körperliche, hormonelle oder psychische. Dort, wo es eine Ursache gibt, sind diese zu rund einem Drittel bei der Frau, zu einem Drittel beim Mann und zu einem weiteren Drittel bei beiden zu finden.
Immer wieder finden Fachpersonen aber überhaupt keine Ursache. Dann ist von einer idiopathischen Fruchtbarkeitsstörung die Rede.
«Ich versuche, dem Paar zu erklären, dass niemand daran schuld ist. Ein unerfüllter Kinderwunsch ist immer ein gemeinsames Problem, für das wir miteinander Lösungen suchen», erklärt Fachärztin Dr. Monika Fäh.
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Häufige Ursachen für Unfruchtbarkeit bei der Frau
- Alter der Eizellen: Die Fruchtbarkeit der Frau sinkt ab etwa 25 Jahren langsam, ab 35 Jahren deutlich schneller. Je älter die Eizellen, desto höher ist das Risiko für Fehlgeburten oder genetische Veränderungen.
- Hormonelle Störungen: Ein unregelmässiger Zyklus oder fehlender Eisprung gehören zu den häufigsten Gründen, warum eine Schwangerschaft ausbleibt. Ursachen sind das polyzystische Ovarsyndrom oder eine Regulationsstörung zwischen zentraler Hormonachse und dem Eierstock. Andere Gründe können etwa Erkrankungen der Schilddrüse, der Hirnanhangsdrüse oder der Nebennieren sein. Auch Adipositas oder deutliches Untergewicht beeinflussen den Hormonhaushalt und damit die Eizellreifung.
- Endometriose: Bei einer Endometriose siedelt sich gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe ausserhalb der Gebärmutterhöhle an. Diese Herde können gesundes Eierstockgewebe verdrängen, Verwachsungen verursachen und den Transport der Eizelle behindern.
- Eileiterprobleme und Infektionen: Verklebte oder beschädigte Eileiter zählen zu den klassischen Ursachen weiblicher Unfruchtbarkeit. Häufig sind sie Folge einer unbehandelten Chlamydien-Infektion, der häufigsten bakteriellen Geschlechtskrankheit junger Frauen.
- Gebärmutterveränderungen: Polypen, Myome oder angeborene Fehlbildungen wie ein doppelter Uterus können die Einnistung der befruchteten Eizelle verhindern.
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Häufige Ursachen für Unfruchtbarkeit beim Mann
- Störungen der Spermienbildung: Eine unzureichende Spermienproduktion kann etwa durch einen Hodenhochstand im Kleinkindalter, Hodenentzündungen, Hitzeeinwirkung, Anabolika, Strahlung oder bestimmte Medikamente verursacht werden.
- Hormonelle Ursachen: Eine gestörte Funktion der Hypophyse oder zu niedrige Testosteronwerte können die Reifung und Anzahl der Spermien beeinträchtigen. Adipositas und Bewegungsmangel sind auch hier ein wichtiger Störfaktor.
- Transport- und Ejakulationsstörungen: Blockierte Samenleiter oder Ejakulationsstörungen – etwa nach Operationen oder Verletzungen – verhindern, dass Spermien in ausreichender Menge zur Eizelle gelangen.
- Alter: Die männliche Fruchtbarkeit nimmt ab dem 40. Lebensjahr allmählich ab. Mit steigendem Alter erhöhen sich zudem die Risiken für genetische Veränderungen in den Spermien.
- Umweltfaktoren: Chemikalien wie Weichmacher oder Pestizide können eine hormonähnliche Wirkung haben und die Spermienqualität beeinträchtigen. Dr. Fäh ordnet ein: «Diese Stoffe haben einen messbaren, aber im Vergleich zu Rauchen, Cannabis oder Übergewicht eher geringen Einfluss.»
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Gemeinsame Ursachen für Unfruchtbarkeit
- Lebensstil: Ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, Rauchen, Alkohol oder starkes Über- und Untergewicht beeinträchtigen die Fruchtbarkeit beider Partner.
- Psychische Belastung und Stress: Emotionale Anspannung kann hormonelle Abläufe stören, den Zyklus beeinflussen oder die Spermienproduktion hemmen. Dauerstress, Druck und Ängste können zudem die Sexualität belasten und den Zyklus aus dem Gleichgewicht bringen.
Diagnose und erste Schritte bei unerfülltem Kinderwunsch
Bleibt der Kinderwunsch über längere Zeit unerfüllt, hilft eine gründliche ärztliche Abklärung, die Ursachen zu erkennen und die nächsten Schritte gezielt zu planen. Meist reichen dafür wenige Termine, bei denen beide Partner untersucht werden.
«Gerade bei Frauen über 35 Jahren sollte man nach spätestens acht bis neun Monaten ärztlichen Rat suchen, um keine wertvolle Zeit zu verlieren», rät Dr. Monika Fäh, Fachärztin für Reproduktionsmedizin.
Basisuntersuchungen bei der Frau
Zu Beginn steht ein detailliertes Gespräch über den Menstruationszyklus, die medizinische Vorgeschichte und mögliche Risikofaktoren an. Ein Menstruationskalender über mehrere Monate hilft, den Zyklus besser zu verstehen.
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Hormonuntersuchungen
Im Blut werden verschiedene Hormone gemessen, um Hinweise auf die Eizellreifung und den Hormonhaushalt zu erhalten.
Dazu zählen etwa das follikelstimulierende Hormon, das die Eizellreifung steuert, das Anti-Müller-Hormon, das Auskunft über die Eizellreserve gibt, sowie Schilddrüsenhormone, Prolaktin und Testosteron. Auch der Progesteronwert wird kontrolliert, um zu prüfen, ob ein Eisprung stattgefunden hat.
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Infektabklärung
Bestimmte Infektionen können eine Schwangerschaft erschweren oder gefährlich machen. Daher werden beide Partner auf Hepatitis B und C, HIV und Chlamydien getestet.
Bei Frauen prüft man zusätzlich den Impfschutz gegen Röteln und Windpocken, da diese Krankheiten im Frühstadium der Schwangerschaft Fehlbildungen auslösen können.
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Untersuchung der Gebärmutter und Eileiter
Um zu sehen, ob die Eileiter durchgängig sind und die Gebärmutterhöhle frei von Hindernissen ist, stehen verschiedene Methoden zur Verfügung: Am einfachsten ist eine spezielle Kontrastmittel-Ultraschalluntersuchung, um die Gebärmutterhöhle, die Schleimhaut sowie die Eileiter-Passage zu prüfen.
Bei Voroperationen oder Infektionen im Bauchbereich empfiehlt sich die Durchführung einer Gebärmutter- und Bauchspiegelung.
Basisuntersuchungen beim Mann
Klappt es mit dem Kinderkriegen nicht, sollten auch Männer sich medizinisch untersuchen lassen. Abgeklärt werden unter anderem Spermienzahl und -konzentration, Form und Begweglichkeit sowie Schädigungen am Erbut.
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Spermiogramm
Untersucht werden Spermienzahl und -konzentration, Beweglichkeit und Lebensfähigkeit, Form der Spermien sowie das Vorhandensein von Entzündungszellen.
Die Qualität der Samenprobe kann stark schwanken – etwa nach Krankheit, Stress oder Medikamenteneinnahme. Deshalb wird ein auffälliges Ergebnis in der Regel nach drei Monaten überprüft.
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DNA-Fragmentations-Test
Bei unerklärter Kinderlosigkeit oder wiederholten Fehlgeburten kann ein DNA-Fragmentations-Test sinnvoll sein. Damit wird geprüft, ob das Erbgut der Spermien geschädigt ist.
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Probatorische Spermaaufbereitung
Hierbei wird das Ejakulat im Labor gereinigt – unbewegliche Spermien und Keime werden entfernt. Das Ergebnis zeigt, ob die Spermien für eine Insemination oder In-vitro-Fertilisation geeignet sind.
«Sich bis zum Eisprung zurückhalten, ist hingegen kontraproduktiv.»
Nach der Diagnose: Was kann ich tun?
Sind alle Ergebnisse bekannt, werden sie im Gespräch gemeinsam ausgewertet. Ziel ist es, zu verstehen, welche Ursache vorliegt und welche Behandlung sinnvoll ist – von hormonellen Therapien bis hin zu assistierten Reproduktionstechniken.
Medizinische Behandlungsmöglichkeiten bei einem unerfüllten Kinderwunsch
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Hormontherapie & Medikamente
Hormonbehandlungen steuern oder unterstützen den Eisprung, wenn Zyklus- oder Reifungsstörungen vorliegen.
Bei Eisprungstörungen kommen etwa Antiöstrogene zum Einsatz, welche die Follikelreifung antreiben und damit die Chance auf eine Befruchtung erhöhen. Progesteron stabilisiert nach dem Eisprung die Gelbkörperphase und verbessert die Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut.
Beim PCO-Syndrom kann zusätzlich Metformin sinnvoll sein, weil es den Zuckerstoffwechsel positiv beeinflusst und die Zyklusregulation fördern kann.
Ein erhöhter Prolaktinspiegel lässt sich mit Dopaminagonisten behandeln, damit es wieder regelmässig zum Eisprung kommt. Schilddrüsenstörungen werden gezielt eingestellt, weil sie die Fruchtbarkeit beeinträchtigen können.
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Intrauterine Insemination (IUI)
Die IUI überbrückt einen Teil des natürlichen Wegs der Spermien: Aufbereitete, bewegliche Spermien werden kurz vor dem Eisprung direkt in die Gebärmutter eingebracht. Vorab prüft man zudem, ob beide Eileiter offen sind und die Spermienqualität genügt.
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In-vitro-Fertilisation (IVF)
Bei der IVF findet die Befruchtung der Eizelle ausserhalb des Körpers statt. Zuerst werden die Eierstöcke stimuliert, damit mehrere Eizellen heranreifen. Die Eizellentnahme erfolgt ambulant, kurz vor dem natürlichen Eisprung.
Im Labor werden die Eizellen dann mit Spermien zusammengebracht; die befruchteten Eizellen reifen zwei bis fünf Tage zu Embryonen. Anschliessend überträgt man einen Embryo in die Gebärmutter.
In einigen Kinderwunschzentren der Schweiz wird die IVF auch im natürlichen Zyklus ohne hormonelle Stimulation angeboten. Geeignet ist dies für Frauen, welche keine Hormontherapie anwenden dürfen oder wollen.
IVF ist insbesondere sinnvoll bei Eileiterschädigung, erfolgloser IUI oder langjährigem Kinderwunsch. Die Erfolgsraten sinken altersabhängig, zugleich steigt mit dem Alter das Fehlgeburtsrisiko.
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Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI
Die ICSI ist eine IVF-Variante für eingeschränkte Spermienqualität: Ein einzelnes Spermium wird mit einer Mikropipette direkt in die Eizelle injiziert. Der Ablauf entspricht der IVF; der Unterschied liegt aber im Befruchtungsschritt.
ICSI ist etwa bei stark verminderter Anzahl oder Beweglichkeit der Spermien sinnvoll, wenn die IVF nicht funktioniert hat oder bei Ejakulations- oder Transportstörungen.
Die Schwangerschaftsrate ist altersabhängig. Bei Frauen unter 35 Jahren liegt sie gemäss BAG-Statistik etwa bei knapp 50 Prozent, bei Frauen über 35 Jahren darunter. Wie bei der IVF steigt mit dem Alter – vor allem der Frau – auch die Fehlgeburtenrate.
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Operationen
Mittels chirurgischer Eingriffe können mechanische Hürden entfernt oder eine ungünstige Anatomie korrigiert werden.
Myome/Polypen werden mithilfe einer Hysteroskopie aus der Gebärmutterhöhle entfernt, um die Einnistung zu verbessern. Verwachsungen lassen sich mit einer Laparoskopie beheben. Verschlossene Eileiter können operativ rekonstruiert werden.
Bei Männern kommt eine Operation etwa zur Wiedervereinigung der Samenleiter infrage.
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Präimplantationsdiagnostik (PID)
Bei einer PID werden wenige Zellen des Embryos entnommen und auf die Zahl der Chromosomen oder auch auf definierte genetische Veränderungen untersucht. In der Schweiz ist die PID streng reguliert und wird individuell geprüft.
Ziel ist es unter anderem, schwerste erbliche Erkrankungen zu vermeiden, das Risiko einer Fehlgeburt zu senken und die Transferchancen zu optimieren.
Dr. Monika Fäh erklärt: «PID kann vor allem bei Frauen über 38 sinnvoll sein. Jüngeren Frauen rate ich hingegen oft davon ab, weil dadurch gute Embryonen verloren gehen können.»
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Kryokonservierung und Social Freezing
Bei IVF und ICSI lassen sich überzählige Embryonen oder Blastozysten einfrieren, um später weitere Transfers zu ermöglichen. Social Freezing umschreibt das vorsorgliche Einfrieren unbefruchteter Eizellen, um altersbedingtem Fertilitätsverlust vorzubeugen.
Sinnvoll ist es vor 35, weil Eizellqualität und Chromosomenstabilität dann am besten sind. In der Schweiz dürfen Eizellen/Embryonen bis zu zehn Jahre gelagert werden.
Natürliche Ansätze, um eine Schwangerschaft zu begünstigen
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Ernährung und Nährstoffe
Eine ausgewogene Ernährung unterstützt den Stoffwechsel und die Hormonbalance.
Folsäure ist bereits vor der Schwangerschaft wichtig, Vitamin D und Omega-3 können ebenfalls sinnvoll sein. Einen direkten wissenschaftlichen Nachweis, der mehr Schwangerschaften durch Supplemente belegt, gibt es allerdings nicht.
Bei Frauen mit PCOS ist die Einnahme von (Myo-) Inositol empfohlen. Beim Mann gelten Zink, Selen, Vitamin C und E sowie Folsäure als sinnvoll, aber auch hier ist der Nachweis eines Schwangerschaftsplus begrenzt.
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Gewichtsoptimierung und Bewegung
Ein normaler Body-Mass-Index ist ideal, um die Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen. Übergewicht und Untergewicht verschlechtern hingegen den Zyklus, die Eizellreifung sowie die Spermienqualität.
Regelmässige Bewegung stabilisiert zudem die Insulin- und Stressachsen, fördert Schlaf und Stimmung – alles relevante Faktoren, wenn es um eine gesteigerte Fruchtbarkeit geht.
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Stressabbau und Achtsamkeit
Dauerstress kann Zyklus und Spermiogenese aus dem Takt bringen und die Sexualität unter Druck setzen. Achtsamkeit, Atem- und Entspannungsprogramme sowie Paar-Zeit helfen, den Druck zu senken.
Der Kinderwunsch sollte den Alltag nicht dominieren – Erholungsinseln, Routinen und Schlafhygiene stabilisieren das System.
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Zykluswissen und Timing
Sex alle zwei bis drei Tage deckt die fruchtbare Phase zuverlässig ab. Die höchste Chance liegt 36 bis 48 Stunden vor dem Eisprung. Wer genauer timen möchte, kann Zyklus-Apps oder Tracker nutzen.
Beim Mann verbessert regelmässige Ejakulation alle zwei bis vier Tage die Spermienproduktion. «Sich bis zum Eisprung zurückhalten, ist hingegen kontraproduktiv», weiss Expertin Fäh.
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Naturheilverfahren
Akupunktur und Akupressur können dabei helfen, einen unregelmässigen Zyklus zu stabilisieren. Das wiederum kann die Chance auf eine Schwangerschaft erhöhen.
Kosten & Versicherungsleistungen
Die obligatorische Grundversicherung übernimmt die wichtigsten medizinischen Leistungen rund um die Abklärung eines unerfüllten Kinderwunschs. Dazu gehören Untersuchungen zur Ursachenfindung, hormonelle Stimulationen über mehrere Zyklen sowie bis zu drei Inseminationen, wenn die Frau unter 40 Jahre alt ist.
Auch ein Spermiogramm zur Beurteilung der männlichen Fruchtbarkeit wird in der Regel bezahlt, sofern die medizinischen Voraussetzungen erfüllt sind. Zusätzlich werden ärztlich durchgeführte Akupunkturbehandlungen übernommen, wenn sie Teil einer medizinisch begründeten Therapie sind.
Diese Leistungen übernimmt die Zusatzversicherung
Wer sich eine umfassendere Absicherung wünscht, kann bei Sanitas die Zusatzversicherung Kinderwunsch abschliessen. Sie übernimmt die Kosten für weitere Behandlungszyklen über die Leistungen der Grundversicherung hinaus.
Zudem sind genetische Untersuchungen, vorgeburtliche Tests, der Zugang zu allen anerkannten Schweizer Kinderwunschkliniken sowie ein kostenloser Schwangerschaftsservice inbegriffen. Der Abschluss ist nur bis zum Ende des Kalenderjahres möglich, in dem man 35 Jahre alt wird.
Psychische Belastung und Partnerschaft
Ein unerfüllter Kinderwunsch bedeutet für viele Paare eine emotionale Achterbahn. Zwischen Hoffnung, Enttäuschung und Trauer wechseln sich die Gefühle oft im Monatsrhythmus ab. Was fest zum Lebensplan gehörte, wird plötzlich zur Unsicherheit.
Jede Periode kann sich anfühlen wie ein kleiner Verlust und die Angst wächst, dass es vielleicht nie klappen wird. «Eine offene und ehrliche Aufklärung über die Behandlungsmöglichkeiten, deren Chancen und Grenzen, kombiniert mit einer einfühlsamen Begleitung durch das ganze Team, ist für viele Paare mit unerfülltem Kinderwunsch eine entscheidende Stütze», erklärt Fachärztin Dr. Monika Fäh. «So lassen sich unrealistische Erwartungen vermeiden, und wir können als gemeinsames Team vertrauensvoll durch die herausfordernde Zeit gehen.»
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Wenn Sex zum Projekt wird
Viele Paare unterschätzen, wie sehr die psychische Belastung den Alltag und die Beziehung verändert. Die Behandlung verlangt Geduld, Vertrauen und gegenseitige Rücksichtnahme, und sie stellt auch das Liebesleben auf die Probe.
Wenn Sex zum Projekt wird und der Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs medizinisch vorgegeben ist, kann die Spontanität verloren gehen. Häufig hilft es, bewusst Phasen der Entspannung oder Pausen einzuplanen, um wieder Nähe und Intimität jenseits des Kinderwunschs zuzulassen.
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Enttäuschungsgefühle zulassen
Enttäuschung nach einem gescheiterten Versuch ist normal und darf Raum haben. Viele Frauen sind nach einer Kinderwunschbehandlung erschöpft, wütend oder empfinden Scham.
Wichtig ist, zu verstehen: Das ist kein persönliches Versagen, sondern Teil eines längeren Prozesses. Gespräche mit der Ärztin, psychologische Begleitung oder auch eine Pause zwischen zwei Zyklen können helfen, wieder Kraft zu sammeln.
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Offener Umgang mit dem Thema Kinderlosigkeit
Offene Kommunikation ist in dieser Phase entscheidend. Wer seine Sorgen teilt, statt sie zu verschweigen, verhindert, dass sich Missverständnisse oder Schuldzuweisungen verfestigen. Fäh rät: «Sprechen Sie miteinander und auch mit Ihrem Umfeld. Offenheit entlastet. Oft merkt man erst dann, dass viele andere Paare Ähnliches erleben.»
Hilfreich sind auch Selbsthilfegruppen oder Beratungsstellen, in denen sich Betroffene austauschen können. Zu wissen, dass man nicht allein ist, kann Trost spenden und neue Perspektiven eröffnen.
Unterstützung finden: Anlaufstellen in der Schweiz
Wer sich medizinische oder psychologische Unterstützung wünscht, findet in der Schweiz ein breites Netz an Fachstellen.
Kinderwunschzentren gibt es in allen Landesteilen. Sie bieten medizinische Abklärungen, hormonelle Behandlungen sowie In-vitro-Fertilisationen an und arbeiten häufig interdisziplinär mit Endokrinologen und Psychologen zusammen.
Auch Beratungsstellen helfen, die emotionale Belastung eines unerfüllten Kinderwunschs zu bewältigen. Die Organisation Pro Familia Schweiz bietet Paar-, Familien- und Sexualberatungen an und vermittelt Adressen regionaler Beratungsstellen in allen Kantonen.
Ergänzend können psychologische Fachstellen oder private Therapeut:innen bei der Verarbeitung unterstützen – etwa, wenn wiederholte Behandlungsversuche oder Fehlgeburten das seelische Gleichgewicht belasten.
Darüber hinaus gibt es Online-Communities und Selbsthilfegruppen, die Betroffenen den Austausch erleichtern. Auf Plattformen wie Stiftung Selbsthilfe Schweiz oder in Foren von Swissmom teilen Paare Erfahrungen, Tipps und Mut.
Der Austausch kann helfen, Isolation zu überwinden, neue Perspektiven zu gewinnen und zu spüren: Man ist mit diesem Thema nicht allein.