Wie werde ich digitaler Nomade?

An den schönsten Orten der Welt arbeiten, sich seinen Alltag selber einteilen: digitales Nomadentum klingt verlockend. Was braucht es dazu, ausser einer guten Internetverbindung und dem Mut zum Sprung ins kalte Wasser? 12 Tipps für werdende digitale Nomaden.

Text: Julie Freudiger, Foto: Andrew Neel/Unsplash

Der ideale Job für ortsunabhängiges Arbeiten

Suchen Sie nicht zu weit. Grundsätzlich eignet sich jeder Job für digitale Nomaden, der online und digital erledigt wird. Falls Ihr Arbeitgeber offen ist, können Sie vielleicht sogar Ihren derzeitigen Job ortsunabhängig ausüben. Die andere Möglichkeit ist, sich selbstständig zu machen. Was können Sie anbieten, und was können Sie sich aneignen? Was macht Ihnen Freude? Die Optionen an Jobs für digitale Nomaden sind vielfältig: ein Beratungsunternehmen oder eine kleine Agentur gründen, ein E-Commerce eröffnen, einen Blog starten oder als Freelancer arbeiten. Für den Einstieg bieten sich allenfalls Freelancing-Plattformen an, auch wenn die Bezahlung bei einigen eher dürftig ausfällt. Bekannte Plattformen sind unter anderen Upwork, Fiverr, freelancer.com, freelancer-schweiz.ch, peopleperhour. Auch auf einschlägigen Facebook-Gruppen (siehe unten) finden sich immer wieder Jobs für digitale Nomaden. Vernetzen Sie sich! Nutzen Sie den Trend rund um digitales Nomadentum und informieren Sie sich auf Plattformen und an Events. Gleichgesinnte können Ihnen praktische Tipps aus erster Hand geben. Ausserdem beugen Sie so frühzeitig vor, dass Ihr beruflicher Alltag «on the Road» einsam werden wird. Facebook-Gruppen wie «Digital Nomads», oder für die weiblichen Nomaden «Digital Nomads Girls», bieten hilfreiche Informationen und Networking-Optionen. Dasselbe gilt für den Verein «Digitale Nomaden Schweiz».

Arbeiten von überall: und die Steuern?

Die Frage, wo und wie digitale Nomaden Steuern zahlen müssen, ist keine einfache. Grundsätzlich gilt: In dem Land, in dem die Arbeit verrichtet wird, gilt die Steuerpflicht. Allerdings gibt es Grauzonen. Etwa, wenn Sie sich in der Schweiz abmelden, mit einem Touristenvisum in ein Land einreisen und dort an digitalen Projekten arbeiten. Falls Sie ein eigenes Unternehmen gründen, müssen Sie in dem Land Steuern zahlen, in dem das Unternehmen gemeldet ist. Damit Sie keine unangenehmen Überraschungen wie Nachzahlungen erleben, informieren Sie sich am Besten im Voraus über Ihre individuelle Situation.

Krankenversicherung für digitale Nomaden

Falls Sie nie länger als zwölf Monate im Ausland unterwegs sind und daher in der Schweiz angemeldet bleiben, lohnt sich unter Umständen eine ergänzende Reiseversicherung – vor allem wenn Sie in Länder mit teuren Behandlungskosten reisen, wie Japan, Kanada, die USA und Australien. Sollten Sie länger als ein Jahr unterwegs sein, müssen Sie sich in der Schweiz abmelden. Damit verfällt der Anspruch auf die obligatorische Krankenversicherung (die «Grundversicherung»). Digitale Nomaden haben die Möglichkeit, über spezialisierte Anbieter eine internationale Krankenversicherung abzuschliessen. Praktisch: Die Zusatzversicherung können Sie bei längeren Auslandaufenthalten von bis zu sechs Jahren einfach pausieren. Nach der Rückkehr in die Schweiz lässt sie sich ohne Gesundheitsprüfung wieder aktivieren.

Ein Stellvertreter für alle Fälle

Wer für längere Zeit unterwegs ist, organisiert sich am besten einen Stellvertreter am ehemaligen Wohnort. Das können beispielsweise Geschwister, enge Freunde oder die Eltern sein. Mit einer Vollmacht für die wichtigsten administrativen Angelegenheiten wie Bankgeschäfte, Steuern und Post kann Ihnen ein Stellvertreter viele Scherereien ersparen – falls beispielsweise die gestohlene Kreditkarte ersetzt werden muss.

Planen Sie genügend Zeit ein

Ein knapper Zeitplan verursacht Stress: Das Projekt muss unbedingt fertiggestellt werden, obwohl man lieber den neuen Ort entdecken möchte. Wenn Sie genügend Zeit an einem Ort einplanen, erledigen Sie ohne Zeitdruck die Arbeit und können danach in Ruhe auf Erkundungstour gehen. Sollten Sie Ihre Projektphasen frühzeitig kennen, lohnt es sich, die Reisepläne danach auszurichten.

Wohin reisen und wo wohnen?

Was muss ein Reiseland bieten, damit es sich zum Arbeiten eignet? Auf Nomadlist sind Destinationen von digitalen Nomaden nach verschiedenen Kategorien wie Internetabdeckung, Kosten, Sicherheit und Spass aufgelistet. Wer länger an einem Ort bleiben möchte, findet über Spot-a-Home oder Trusted Housesitters zum Teil kostengünstige Möglichkeiten.

Nutzen Sie Online-Tools – aber nicht wahllos

Wer keinen festen Arbeitsplatz hat, muss sich besser organisieren, damit der Überblick nicht verloren geht. Kommunikation-Apps, Zeiterfassungs-Tools, Produktivitäts-Tracker – digitale Hilfen für ortsunabhängiges Arbeiten gibt es zuhauf. Zu viele Tools können aber auch ablenken. Beschränken Sie sich daher auf das Wichtigste. Nützlich: das Projektmanagement-Tool Trello, das Zeiterfassungstool Toggl, Slack für die Kommunikation mit Projektmitgliedern, Skype als Telefonersatz und Todoist als digitale To-do-Liste. Ausserdem die App Pocket, mit der Online-Inhalte gespeichert werden, um sie später offline lesen zu können.

Auf der Suche nach Internet

Unterwegs finden Sie arbeitstaugliches Wlan meistens in Ihrer Unterkunft, in Kaffees oder in Co-Working-Spaces, die weltweit immer beliebter werden. Um als digitaler Nomade unabhängiger zu sein, bietet sich das Handy als externer Hotspot an – entweder mit Roaming (informieren Sie sich über die Preise) oder mit einer lokalen SIM-Karte. Sehr praktisch sind Handys, mit denen man zwei SIM-Karten gleichzeitig nutzen kann. So können Sie ohne Umstände Ihre Nummer von zu Hause nutzen.

Sicher surfen: VPN einrichten

Wenn alles online erledigt wird – Bankgeschäfte, vertrauliche E-Mails – stellt sich die Frage nach der Sicherheit. Mit einer VPN-Verbindung surfen Sie auch unterwegs abhörsicher. Kostenlose Anbieter sind beispielsweise «Tunnelblick» oder «Tunnel Bear».

In den Wolken: Machen Sie regelmässig Back-ups

Machen Sie sich von der Hardware unabhängig. Auf einer Reise kann der Laptop schnell einmal baden gehen oder das Handy gestohlen werden. Ein regelmässiges Back-up in einer Cloud ist daher Pflicht. Beispielsweise mit Dropbox, Google Drive oder für Mac-User die iCloud.

Immer unter Strom: Adapter und Akkus

Digitale Nomaden brauchen nicht viel, aber ohne Strom geht nichts. Ein möglichst universaler Reiseadapter gehört daher zwingend ins Gepäck. Am besten wählen Sie einen, der zusätzlich mehrere USB-Anschlüsse hat. So sparen Sie Platz und sorgen vor, falls es nur eine Steckdose gibt. Auch eine leistungsstarke und leichte Powerbank werden Sie zu schätzen wissen.

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