Dossier: Trendsport

Faszientraining: Hype oder Wohltat?

Wie funktioniert das trendige Faszientraining, für wen ist es geeignet und was bringt die Rolle? Severin Eggenschwiler beantwortet die wichtigsten Fragen.

Text: Clau Isenring

Faszientraining ist der neue Fitnesstrend. Wie funktioniert dieses Training des Bindegewebes?

Das ganzheitliche Faszientraining wurde von der internationalen Faszienforschung um Dr. Robert Schleip entwickelt und umfasst vier Säulen:

  • Am bekanntesten ist die Eigenmassage des Bindegewebes mit der Schaumstoffrolle. Damit lassen sich vor allem Verklebungen im Gewebe lösen und der Wassertransport im Gewebe wird gefördert.
  • Die zweite Säule ist das dreidimensionale Dehnen mit vielen Winkelveränderungen.
  • Die dritte Säule sind federnde Bewegungen, insbesondere durch Hüpfen sowie Hoch- und Runterschwingen des Oberkörpers. Diese eher schnellen Bewegungen stärken die Faszien.
  • Bei der vierten Säule geht es um die generelle Verbesserung der Körperwahrnehmung. Es ist wichtig, den Körper zu spüren und sich intensiv auf die Bewegung zu konzentrieren, ohne nebenbei noch fernzusehen. Das gilt auch für die Eigenmassage mit der Rolle.

Welche Funktion hat das Bindegewebe im Körper?

Zum Bindegewebe – also zu den Faszien – zählen Bänder, Sehnen, die Bindegewebshülle, welche die Muskeln umschliesst, das Unterhautbindegewebe und die Gelenkkapseln. Kurz: alle Gewebe, die Kollagen enthalten. Kollagen ist eine faserige Struktur, ein Netzwerk, das sich durch den gesamten Körper zieht und den Menschen «zusammenhält». Die Faszie überträgt zudem die Kraft der Muskeln, kommuniziert mit dem Nervensystem, dient als Sinnesorgan und sorgt für einen optimalen Stoffaustausch.

Ist die Selbstmassage mit der Rolle sinnvoll?

Auf jeden Fall. Die Rollen sind handlich, einfach anzuwenden und bringen viel für ein fittes Bindegewebe. Wer mit der Rolle die Faszien massiert, erlebt eine Art «Wohlweh»: Zuerst ist es ein bisschen schmerzhaft, dann spürt man, wie sich die Verklebungen lösen, und die Massage wird angenehm.

«Wer mit der Rolle die Faszien massiert, erlebt eine Art ‹Wohlweh›.»
Severin Eggenschwiler

Worauf sollte man achten, wenn man die Rolle benutzt?

Es gibt zwei Arten: schnelles und langsames Rollen. Das schnelle Rollen eignet sich für Sportler als Aufwärmtraining vor dem Wettkampf. Die Mehrheit sollte für einen maximalen Effekt langsam und ganz bewusst rollen. Langsam heisst: ein Zentimeter pro Minute.

Gibt es auch Risiken?

Für alle, die mit der Rolle arbeiten, gilt: Kein Hohlkreuz! Es gibt zudem fünf Faktoren, bei denen man zuerst mit einem Arzt klären sollte, ob ein Faszientraining unproblematisch ist:   

  • Krampfadern      
  • Osteoporose     
  • Entzündliche Stellen      
  • Regelmässige Einnahme von Blutverdünnern     
  • Schwangerschaft

Welche Rolle soll man wählen?

Eine Rolle kostet zwischen 40 und 70 Franken. Wichtig ist es, die Rolle in der richtigen Härte zu wählen. Wer ein eher weiches, empfindliches Bindegewebe hat, fühlt sich mit einer weicheren Schaumstoffrolle wohler.

Severin Eggenschwiler

Dipl. Physiotherapeut FH Fascial Fitness Trainer, Medbase Thun

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