Pollenallergie: Was tun bei Heuschnupfen?
Die Nase läuft, die Augen tränen und jucken, lästige Niesanfälle dominieren den Alltag: Diagnose Heuschnupfen. Doch was hilft gegen die lästige Pollenallergie?

Was ist Heuschnupfen?
Heuschnupfen, auch Pollinosis genannt, gehört zur häufigsten Form der Allergie. Sie entsteht, wenn die Schleimhäute der Nase, der Augen oder Atemwege mit Pollen in Berührung kommen: Innerhalb von Minuten oder sogar Sekunden reagiert der Körper mit Allergiesymptomen.
Dabei reagiert das Immunsystem auf die an sich harmlosen Eiweisse von Pollen. Im europäischen Raum sind Pollenallergien die am häufigsten auftretenden allergischen Erkrankungen. In der Schweiz leidet rund 1 von 5 Personen unter Heuschnupfen. Betroffene reagieren auf eine oder mehrere Pollenarten, meist auf blühende Gräser. Daher stammt der Name Heuschnupfen: Im 19. Jahrhundert wurden erstmals allergische Reaktionen nach Kontakt mit Gräsern und Heu beobachtet.
Ursachen: Was sind Auslöser einer Pollenallergie?
Allergien sind Reaktionen auf körperfremde Substanzen – sogenannte Allergene. Auf diese reagieren Menschen individuell und unterschiedlich. Pollen sind ebenfalls Allergene. Weshalb Menschen auf Pollen reagieren, hat verschiedene Ursachen.
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Vererbung
Wenn Eltern oder Geschwister betroffen sind, haben Kinder in der Regel ein erhöhtes Risiko, Allergien zu entwickeln.
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Übermässige Hygiene
Im Vergleich zur übrigen Welt hat unsere Gesellschaft einen hohen Hygienestandard. Viel Putzen hat aber nicht nur Vorteile: Haushalte, in denen eine übertriebene Sauberkeit herrscht, bieten ein erhöhtes Potenzial für Allergien. Wenn Bakterien und Keime übermässig vermieden werden, ist das nicht gesund.
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Luftschadstoffe
Feinstaub, Tabakrauch und Autoabgase reizen die Atemwege: dadurch können sich Allergien entwickeln.
Wann ist Heuschnupfenzeit?
Mit dem Frühling beginnt auch die Leidenszeit für Betroffene von Pollenallergien. In wärmeren Jahren beginnt die Pollensaison bereits im Januar mit Erle und Hasel. Durch ein zunehmend mildes Klima fliegen die Pollen inzwischen das ganze Jahr über.
Hochsaison ist allerdings von April bis Mai, wenn viele Pflanzen gleichzeitig blühen. Wer weiss, auf welche Pollen er allergisch ist und wann diese Pollen fliegen, kann ihnen besser ausweichen. Darüber gibt ein Pollenkalender Auskunft – in Echtzeit und aufgeteilt in die Regionen der Schweiz. Dazu gibt es auch die passende «Pollen-News»-App.
Auf polleninfo.at sind zudem Informationen zur Pollenkonzentration in Europa in mehr als zehn Sprachen verfügbar.
Symptome einer Pollenallergie
Heuschnupfen plagt vorwiegend die Nase und die Augen. Zu den verbreitetsten Symptomen gehören:
- Brennende, geschwollene, tränende Augen
- Juckreiz im Bereich der Augen
- Entzündungen der Bindehaut
- Juckende, verstopfte Nase
- Fliessschnupfen
- Niesreiz und -anfälle
- Geschwollene Schleimhäute in Mund und Nase
- Kratzen im Hals
- Hustenreiz
- Hautreizungen und -ausschläge
- Asthma
Was sind Kreuzallergien?
Wer auf Pollen allergisch ist, reagiert oft auch auf andere Stoffe wie Nahrungsmittel, Gewürze, Kräuter oder Tiere. Eine Kreuzallergie tritt häufig bei Menschen mit einer Pollen- oder Lebensmittelallergie auf. Wenn die Nase läuft oder man häufig niesen muss, obwohl aktuell keine Pollen fliegen, kann das auch ein Nahrungsmittel, Kraut oder Gewürz sein, das man nicht gut verträgt.
Bei Allergikern wird eine allergische Reaktion nicht nur durch bestimmte Allergene ausgelöst, sondern auch durch ähnliche Allergene, welche in anderen Lebensmitteln oder Stoffen vorkommen: dann spricht man von einer Kreuzallergie.
Zuordnung von Pollenarten zu Nahrungsmitteln
- Birke, Erle und Hasel: Apfel, Aprikose, Avocado, Birne, Haselnuss, Karotte, Kartoffel, Kirsche, Kiwi, Mandel, Paranuss, Pflaume, Pfirsich, Sellerie, Walnuss
- Beifuss: Anis, Dill, Kamille, Karotte, Kümmel, Paprika, Petersilie, Pfeffer, Sellerie, Senf (schwarz und weiss)
- Gräser: Erdnuss, Kartoffel, Roggen, Soja, Tomate, Weizen
- Ambrosia: Banane, Gurke, Honigmelone, Wassermelone
Quelle: USZ
Diagnose: Wie wird Heuschnupfen festgestellt?
Vielen ist der sogenannte Prick-Test bekannt. Solche Tests werden durch medizinisches Fachpersonal durchgeführt. Auch in grösseren Apotheken gehören Allergie-Checks zum Angebot. Behandelnde Ärztinnen und Ärzte fragen zunächst nach der Krankengeschichte, den Beschwerden und den Lebensumständen der Betroffenen. Mittels Allergietests werden anschliessend allergische Reaktionen auf einzelne Substanzen festgestellt.
Eine Untersuchung des Bluts auf Allergien ist aufwendig und teuer. Blutuntersuchungen werden nur dann gemacht, wenn eine differenzierte Diagnose notwendig ist. Mittels Bluttest lassen sich Antikörper gegen die jeweiligen Allergene im Blut nachweisen. Zudem stehen heutzutage hochdifferenzierte Nachweismöglichkeiten auf einzelne allergieauslösende Eiweisse zur Verfügung: Sie erlauben etwa bessere Aussagen zu Kreuzreaktionen, möglichem Allergierisiko oder zum positiven Ansprechen auf Hyposensibilisierung oder Immuntherapie der Patienten.
Kann man Heuschnupfen vorbeugen?
Wer an Heuschnupfen leidet, kann dies nicht einfach durch bestimmte Verhaltensweisen oder -änderungen verhindern. Allenfalls ist es möglich, das Risiko zu senken.
Als erste Massnahme gilt es, Allergene, die die Symptome verursachen, möglichst zu meiden: Man spricht hier von Expositionsprophylaxe. Im Fall von Heuschnupfen ist diese Strategie fast nicht umsetzbar: Wir atmen die Luft ein, in der sich Pollen befinden und sich kilometerweit ausbreiten.
Behandlung: Wie wird eine Pollenallergie behandelt?
Der Medizin ist es bisher nicht geglückt, Pollenallergien zu heilen. Es gibt jedoch diverse Mittel und Möglichkeiten, die Symptome zu lindern und zu bekämpfen:
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Medikamente
Sogenannte Antihistaminika, in Form von Tabletten oder Tropfen, hemmen den Botenstoff Histamin und wirken somit einer Verbreitung des Allergens im Körper entgegen.
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Nasensprays und Augentropfen
Inzwischen gibt es eine grosse Auswahl an antientzündlichen Nasensprays und antiallergischen Augentropfen. Sprays und Tropfen mit dem Wirkstoff Kortison helfen ebenfalls gegen Heuschnupfen, da diese Entzündungsreaktionen verhindern.
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Desensibilisierung
Betroffene können ihren Körper an Pollen gewöhnen – mit einer Allergen-Immuntherapie, der sogenannten Desensibilisierung: Dabei werden Pollen, auf die der Patient allergisch ist, unter die Haut gespritzt. Zunächst einmal die Woche bis zum Erreichen der Erhaltungsdosis, also der Menge, die regelmässig zugeführt werden muss, damit der gewünschte Therapieeffekt eintritt. Sobald dieser Zeitpunkt erreicht ist, wird die Erhaltungsdosis alle vier bis sechs Wochen verabreicht.
Gut zu wissen: Bei der Desensibilisierung werden folglich keine Medikamente gespritzt.
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TCM
Auch die Traditionelle Chinesische Medizin bietet Möglichkeiten zur Symptombekämpfung: Verschiedene Methoden wie Kräutertherapie und Akupunktur können kombiniert werden, um Symptome zu lindern.
Tipps, um die Symptome zu lindern
Einfache Vorsichtsmassnahmen helfen dabei, Beschwerden zu reduzieren. Gemäss den Expert:innen des aha! Allergiezentrum Schweiz helfen folgende praktische Tipps:
- Vermeiden Sie Aufenthalte im Freien, wenn die Pollenkonzentration hoch ist.
- Während der Pollensaison nur kurz lüften; lange Regenfälle nutzen, um gründlicher zu lüften oder Pollenschutzgitter an den Fenstern anzubringen.
- Im Freien Sonnenbrille und eventuell chirurgische Maske tragen.
- Nachdem Sie draussen unterwegs waren: Haare waschen, Nase mit Meerwasserspray oder physiologischer Kochsalzlösung ausspülen, sich ausserhalb des Schlafzimmers ausziehen
- Wäsche nicht draussen trocknen lassen.
- Verwenden Sie im Schlafzimmer einen guten Luftreiniger. Produkte mit dem Allergie-Gütesiegel sind besonders für Allergikerinnen und Allergiker und Menschen mit Unverträglichkeiten geeignet und werden vom aha! Allergiezentrum Schweiz empfohlen.
- Installieren Sie einen Pollenfilter im Auto und warten Sie ihn gut.
- Verzichten Sie bei Pollen-Kreuzreaktionen auf unverträgliche Lebensmittel.
- Vermeiden Sie Tabakrauch bei aktivem oder passivem Rauchen: Die ständige Reizung der Atemwege durch Rauch erhöht die Empfindlichkeit der Schleimhäute gegenüber Pollen.
Gut zu wissen: Mit einer Allergen-Immuntherapie oder Desensibilisierung darf bereits ab dem fünften Lebensjahr begonnen werden. Die Kosten werden von der Grundversicherung übernommen.
Heuschnupfen bei Kindern – Was Eltern wissen sollten
Da Pollenallergien oft genetisch bedingt sind, entscheidet sich schon in der Kindheit, ob sich Heuschnupfen entwickelt. Bei der Vorsorge sind deshalb in erster Linie die Eltern gefragt:
- Falls keine medizinische Notwendigkeit besteht, auf einen Kaiserschnitt verzichten.
- Auf das Klima in der Wohnung achten, damit sich keine Schimmelpilze entwickeln.
- Kinder vor Zigarettenrauch schützen.
- Luftschadstoffe in Innenräumen wie auch draussen nach Möglichkeit vermeiden. In Innenräumen eignen sich Raumluftreiniger.
- Bettwäsche und Kleidungsstücke nicht im Freien trocknen lassen. Wäsche während der Pollensaison häufig wechseln.
- Räume, insbesondere Schlafzimmer, tagsüber geschlossen halten. Getragene Kleidung nicht im Schlafzimmern ausziehen und aufbewahren.
- Während der Pollensaison Aufenthalte im Freien meiden oder möglichst kurz halten.
Gut zu wissen: Mit einer Allergen-Immuntherapie oder Desensibilisierung darf bereits ab dem fünften Lebensjahr begonnen werden. Die Kosten werden von der Grundversicherung übernommen.