Dossier: Gesundes Herz

Unser Herz liebt Sport

Sport treiben tut dem Herz-Kreislauf-System gut. Aber gibt es die ideale Sportart fürs Herz? Wir haben mit Sportmediziner Didi Schmidle einige Sportarten unter die Lupe genommen.

Text: Clau Isenring

«Die beste Sportart für das Herz-Kreislauf-System gibt es nicht», stellt Sportmediziner Didi Schmidle klar, «das ist je nach Mensch komplett unterschiedlich». Zugegeben: Wandern ist in aller Regel wohl weniger anstrengend als ein Squash-Match. Doch weil unzählige Faktoren – persönliche Fitness, Alter, Intensität, Dauer, Erholungszeiten – eine Rolle spielen, ist eine generelle Aussage für den Luzerner Sportmediziner unrealistisch.

Ausgleich statt Auspowern

Wichtiger als die eigentliche Sportart ist ihm, dass man sich ganz bewusst Zeit für seinen Sport nimmt: «Viele rasen über Mittag ins Fitnesscenter und essen womöglich noch auf dem Laufband ihr Sandwich. Danach geht’s gleich wieder im Büro weiter.» Doch gerade in der heutigen Leistungsgesellschaft wäre eine Pause vor und nach dem Sport ideal. Denn Entspannungseinheiten mit tiefem Ruhepuls sind für Herz, Kreislauf und das gesamte Wohlbefinden ebenso wichtig wie die Bewegung selbst. «Damit Sport gesund ist und bleibt, sollte er ein Ausgleich sein zur Arbeit und nicht ein weiterer Pflichttermin, der permanent Höchstleistungen provoziert», resümiert Schmidle.

«Die beste Sportart für das Herz-Kreislauf-System gibt es nicht [...]»
Didi Schmidle

Folgende Sportarten haben wir dem Herz-Check unterzogen:

 

Schwimmen

«Schwimmen ist für die meisten Menschen wohl eine der ganzheitlich gesündesten Sportarten, denn es gibt keine riskanten Belastungsspitzen und die Gelenke werden geschont. Weil Herz und Kreislauf gegen den Wasserdruck auf den Körper arbeiten müssen, werden sie zusätzlich trainiert und gestärkt. Tipp: Achten Sie auf eine saubere Technik, um Kraft zu sparen, und schwimmen Sie ruhig auch einmal in kühlerem Wasser, dafür etwas weniger weit – das ist zusätzlich kreislauffördernd.»

Laufen

«Laufen ist eine der intensiveren Sportarten für das Herz. Deshalb gilt: Es muss nicht immer ein Marathon in Rekordzeit sein! Wer sagt denn, dass Sie die Leistung, die Sie im Beruf bringen, um jeden Preis auch auf der Laufstrecke bringen müssen? In meinen Sprechstunden empfehle ich jeweils, entspannter zu laufen und dabei alle Sinne zu aktivieren, als sich selber in einen Risikobereich zu zwingen.»

Squash

«Bei Spielen mit einem Gegner ist das Risiko, sich zu überanstrengen, grundsätzlich höher. Man will gewinnen und es ist schwierig, zuzugeben, dass die Kräfte nachlassen. Wenn Sie mehr Pausen benötigen, als ein Ballwechsel lang ist, dann ist es vielleicht Zeit, die Sportart zu wechseln. Oder aber an der Kondition zu arbeiten. Tipp: Wenn Sie eine besonders intensive Sportart wie Squash ausüben, brauchen Sie daneben etwas Entspannendes als Ausgleich.»

Rudern

«Rudern eignet sich gut, um das Herz-Kreislauf-System zu stärken und die Lungenkapazität auszubauen. Tipp: Achten Sie auf eine saubere Technik, um Handgelenks- oder Lendenwirbelsäulenprobleme zu vermeiden. Übrigens: Rudern ist die einzige Sportart, bei der Sie rückwärts durchs Ziel kommen. Sie können sich nur daran orientieren, was Sie schon geschafft haben, und nicht daran, was noch vor Ihnen liegt. Das ist mental nicht ganz einfach.»

Yoga

«Yoga ist eine philosophische Lehre, die eine Reihe von körperlichen und geistigen Übungen umfasst. So werden zum Beispiel im Rahmen einer Meditation spezielle Atemtechniken geschult. Alle Übungen dienen dazu, eins zu werden mit dem Bewusstsein. Von der ‹entspannten Bewegung› profitiert das Herz doppelt. Übrigens: Die Atmung ist für jede Sportart zentral – deshalb wäre Yoga am Anfang und am Schluss jeder Sportart empfehlenswert.»

Qigong/Tai-Chi

«Fernöstliche Traditionen und Gesundheitsübungen bis hin zur Kampfkunst, wie Qigong und Tai-Chi, sind für Entspannung und Ausgleich ideal. Es geht um die Harmonisierung und Regulierung des inneren Körperflusses. Die langsamen Bewegungen trainieren Herz und Kreislauf besonders schonend. Auch hier lernen Sie, richtig zu atmen und die Herzfrequenz zu beeinflussen. Das können Sie mit einem Selbstversuch testen: Wenn Sie den Atem anhalten, wird Ihr Puls schneller.»

Dr. med. Didi Schmidle, 66, Facharzt für Innere Medizin und Sportmedizin, ist Verbandsarzt bei Swiss Olympic (Schweizer Schützen, Ringer und Innerschweizer Schwinger) und betreut zahlreiche Spitzensportler aus verschiedenen Disziplinen. Zudem ist er Vertrauensarzt für den Cirkus Knie, beratender Arzt in tibetisch-buddhistischen Klöstern und war fast 25 Jahre lang Gefängnisarzt in Luzern.

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