Sieben Tipps für mehr Glück im Alltag

Glück hat man – oder eben nicht? Der Glücksforscher Tobias Esch sagt: Jeder kann seines eigenen Glückes Schmied werden. Wir müssen unserem Hirn nur die richtigen Reize bieten.

Text: Helwi Braunmiller; Foto: Unsplash

Glück ist ein fragiles Gefühl. Was uns das eine Mal glücklich macht, erzielt diesen Effekt beim nächsten Mal vielleicht schon nicht mehr. Denn unser Gehirn gewöhnt sich schnell an Reize. Dieses Phänomen kennen wir hinlänglich: Ist man frisch verliebt, klopft das Herz beim Anblick des Partners bis in den Hals. Dies verliert sich aber mit der Zeit und macht im Idealfall einem ruhigeren, warmen Gefühl Platz. «Ein weiteres gutes Beispiel ist die Euphorie nach dem ersten Bungee-Sprung. Nach dem zweiten, dritten und vierten Sprung ist sie bereits deutlich geringer», sagt Glücksforscher und Arzt Tobias Esch.

Die gute Nachricht: An der Entstehung von Glücksgefühlen ist das Belohnungszentrum im Gehirn beteiligt – und dieses lässt sich beeinflussen. Besonders gut gelingt dies mit Ritualen, die nicht alleine an die Vorfreude gekoppelt sind, sondern schon per se einen nachweislich positiven Effekt auf die Psyche haben. Tobias Esch schlägt als Anhaltspunkt das sogenannte BERN-Modell vor: B steht für Behavior, E für Exercise, R für Relaxation und N für Nutrition – also: Verhalten, Aktivität, Entspannung und Ernährung. Wer positive Impulse in diesen Bereichen setze, empfinde nicht nur Vorfreude, sondern fühle sich auch während der Aktivität gut – jedes Mal aufs Neue, meint Esch.

Sieben einfache Tipps

 

Aktiv sein: «Bewegung hilft immer», sagt Tobias Esch, «und zwar körperliche und geistige.» Das heisst: Aufgaben und Herausforderungen bewältigen, die das Gehirn auf Trab halten. Und täglich mindestens einmal bewusst raus an die frische Luft gehen. Tobias Eschs Erklärung: Das Belohnungssystem im Gehirn liebt Bewegung. Hier kommt alles zusammen: die Vorfreude, das Tun, das anstrengt, die daraus resultierende Zufriedenheit und die Erschöpfung danach.

Sich mit positiven Menschen umgeben: Es ist kein Geheimnis: Positive, einem nahestehende Menschen sind ein grosser Wohlfühlfaktor. Und zwar auf vielen verschiedenen Ebenen: Der soziale Austausch bringt die grauen Zellen auf Trab und uns auf andere Gedanken, gibt uns Sinn und Geborgenheit – auch wenn es uns einmal nicht so gut geht.

Alle Sinne empfangsbereit: Bewusst schmecken, riechen, hören – das Belohnungssystem liebt es, wenn die Sinne im Alltag immer wieder bewusst eingesetzt werden. Denn in diesen Momenten ist man ganz im Hier und Jetzt – eine Grundvoraussetzung zum Glücklichsein.

Intervallfasten: Es klingt überraschend, ist aber wissenschaftlich belegt: Intervallfasten tut auch der Psyche gut. «Wer regelmässig 12 bis 14 Stunden nichts isst, hat einerseits weniger Entzündungsprozesse im Körper und wird andererseits mit einem Belohnungsimpuls entschädigt», sagt Tobias Esch.

Bewusste Minipausen: «Mini-Inseln der inneren Einkehr im Alltag» nennt Tobias Esch die Ruhepole im Alltag. Das können ganz kleine, flüchtige Momente sein: bewusst innehalten und wahrnehmen, wenn man einen Raum erstmals betritt oder jemanden trifft, beispielsweise. Diese kleinen Rituale holen jeden in den Moment zurück.

Meditieren: Mit dem Meditieren tun sich viele in unseren Breiten nicht so leicht. Einen Versuch ist es trotzdem wert – mittlerweile gibt es beispielsweise gute Meditations-Apps, die ins Thema einführen. Der positive Effekt ist wissenschaftlich belegt: Meditieren hilft, die Mitte wiederzufinden, ausgeglichen zu bleiben, im Hier und Jetzt zu sein und sich zu sammeln.

Fokus ändern: Gerade wenn es einmal nicht so gut läuft, lohnt es sich, sich bewusst zu machen: Wir haben das Glück in unserer eigenen Hand. Was man denkt und tut, kann man grösstenteils selbst beeinflussen. Und falls etwas nicht nach Plan läuft: Einen Schritt zurückzutreten, Mechanismen und Trigger zu betrachten hilft, die Negativspirale zu durchbrechen. Und gleich wieder bei Punkt 1 anfangen und durch Bewegung auf andere Gedanken kommen.

Mythos Runner’s High

Das Hochgefühl bei körperlich anstrengenden Sportarten gibt es wirklich. Beispiel Marathon: Die Botenstoffe Adrenalin und Dopamin schüttet der Körper bereits in der Phase der Vorfreude aus. Beim Lauf kommen dann noch Endorphine, Endocannabinoide sowie körpereigene Morphine hinzu, die den rauschähnlichen Zustand auslösen und Schmerzen dämpfen. Diese Morphine und Endocannabinoide bleiben auch nach dem Einlauf ins Ziel in der Erholungsphase noch einige Zeit erhalten.

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