Komplementärmedizin: natürliche Methoden im Überblick

Immer mehr Menschen setzen auf Akupunktur, Osteopathie oder pflanzliche Therapien. Doch wie gut sind die Methoden wirklich?

Text: Anna Miller & Nicole Krättli

Bilder: Sanitas

10 Min

18.12.2025

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Komplementärmedizin ergänzt die konventionelle Medizin durch einen ganzheitlichen Blick auf Gesundheit und wird vor allem bei chronischen Beschwerden eingesetzt.
  • Die wissenschaftliche Evidenz ist je nach Methode unterschiedlich – für einige Verfahren liegen gute Daten vor, für andere bleibt die Wirksamkeit umstritten.
  • Komplementärmedizin ist in der Schweiz etabliert und wird zunehmend in die reguläre medizinische Versorgung integriert.
  • Der Placeboeffekt wirkt in jeder Behandlung und ist ein relevanter Bestandteil auch der komplementärmedizinischen Therapien.
  • Mehrere komplementärmedizinische Verfahren sind in der Grundversicherung anerkannt, weitere Leistungen können über Zusatzversicherungen abgedeckt werden.

 

Manchmal nutzen Menschen die Komplementärmedizin, weil sie etwas suchen, das ihnen in der konventionellen Medizin fehlt: mehr Zeit, ein anderes Erklärungsmodell, einen neuen Zugang zum Körper. Andere wiederum kommen, weil ihre Beschwerden zurückkehren, obwohl alle Befunde unauffällig sind.

Zwischen Hoffnung, Skepsis und persönlicher Erfahrung hat sich ein breites Feld etabliert, das in der Schweiz millionenfach genutzt wird und über das erstaunlich viele Mythen und Missverständnisse kursieren.

Was ist Komplementärmedizin?

Komplementärmedizin setzt dort an, wo der Blick über einzelne Symptome hinausgeht: Sie versteht Gesundheit ganzheitlich. Oft ergänzt sie eine konventionelle Behandlung und kann besonders bei chronischen Beschwerden neue Wege eröffnen.

Was gehört alles zur Komplementärmedizin?

Komplementärmedizin umfasst eine breite Palette von Verfahren, die aus unterschiedlichen Traditionen stammen und jeweils eigene Vorstellungen von Gesundheit und Krankheit verfolgen.

Gemeinsam ist ihnen, dass sie den Organismus über Berührung, Bewegung, Arzneimittel aus Natursubstanzen oder energetische Konzepte beeinflussen wollen. In der Praxis reicht das Spektrum von manuellen Techniken bis hin zu phytotherapeutischen oder ganzheitlichen Systemen.

  • TCM (traditionelle chinesische Medizin)

    Die TCM setzt sich aus verschiedenen Methoden wie Akupunktur, Kräutertherapie, Qigong oder Tuina zusammen.

    Sie folgt einem ganzheitlichen Ansatz und soll helfen, den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen – besonders bei Beschwerden, die durch mehrere Faktoren beeinflusst werden oder sich schwer einordnen lassen.

    In den letzten Jahren wurde TCM, insbesondere die Akupunktur, stärker wissenschaftlich untersucht. Ein im Bundesgesundheitsblatt veröffentlichter Übersichtsartikel beschreibt positive Effekte bei bestimmten Beschwerden wie chronischen Schmerzen, Migräne oder Übelkeit während einer Krebsbehandlung.

    Gleichzeitig zeigt die Forschung, dass die Wirksamkeit je nach Methode und Anwendungsgebiet unterschiedlich gut belegt ist.

    TCM wird vor allem bei chronischen oder funktionellen Beschwerden ergänzend zur konventionellen Medizin eingesetzt. Viele nutzen eine Kombination verschiedener Methoden, um Symptome zu lindern und ihr Wohlbefinden zu unterstützen.

  • Kinesiologie

    Die Kinesiologie ist ein vergleichsweise junges Verfahren. Im Zentrum steht der sogenannte Muskeltest: Er soll zeigen, welche Belastungen oder Blockaden den Körper aus dem Gleichgewicht bringen und welche Massnahmen helfen könnten.

    Während der Behandlung befragt die Therapeutin über leichten Druck einzelne Muskeln. Gibt der Muskel nach, gilt das als Hinweis auf einen möglichen Stressfaktor – etwa bestimmte Nahrungsmittel, körperliche Beschwerden oder emotionale Belastungen.

    Kinesiologie wird in sehr unterschiedlichen Bereichen angewendet: von körperlichen Beschwerden über Stress und Ängste bis hin zu Lern- oder Konzentrationsproblemen. Viele nutzen sie ergänzend, um Belastungen zu identifizieren und eine passende Unterstützungsmethode zu finden.

  • Kraniosakraltherapie

    Die Kraniosakraltherapie ist ein sehr sanftes alternatives Verfahren. Mit feinen Druck- und Haltetechniken am Kopf, an der Wirbelsäule oder am Kreuzbein versuchen Therapeutinnen, Spannungen im Gewebe zu lösen und den Fluss der Hirn- und Körperflüssigkeiten zu harmonisieren.

    Sie wird häufig bei Beschwerden wie Kopfschmerzen, Verspannungen oder Durchblutungsstörungen eingesetzt. Eine im Fachjournal Scientific Reports veröffentlichte Studie untersuchte zudem, ob kraniale Techniken die Stressreaktion des Körpers beeinflussen können, und fand Hinweise darauf, dass sie bestimmte Messwerte der Herzfrequenzvariabilität verändern können.

    Vorsicht ist bei Neugeborenen geboten: Ihr Kopf und ihr Gehirn sind besonders empfindlich. Unsachgemässe Griffe können schaden, weshalb Behandlungen nur von sehr erfahrenen Fachpersonen durchgeführt werden sollten.

  • Osteopathie

    In der Osteopathie wird ausschliesslich mit den Händen gearbeitet. Über sanfte Druck- und Mobilisationstechniken versuchen Therapeutinnen, Spannungen zu lösen, die Beweglichkeit zu verbessern und die Selbstheilungskräfte des Körpers anzuregen.

    Sie kommt häufig bei Beschwerden des Bewegungsapparats wie Rückenschmerzen, Verspannungen, Migräne oder Bandscheibenvorfällen zum Einsatz.

    Weil sie sehr schonend ist, gilt sie auch für Babys und ältere Menschen als gut verträglich. Wichtig: Sie ist nicht mit der Chiropraktik zu verwechseln, die mit deutlich kräftigeren, ruckartigen Griffen arbeitet.

    Wie Forschende aus Grossbritannien und Deutschland in einer aktuellen Übersichtsarbeit zeigen, spielen bei osteopathischen Behandlungen neben der Technik selbst auch Erwartung und Behandlungskontext eine Rolle.

    Faktoren wie Berührung, Ruhe oder die therapeutische Beziehung können das Behandlungserlebnis beeinflussen. Ein Aspekt, den die Forschung künftig stärker berücksichtigen möchte.

  • Phytotherapie

    Die Phytotherapie nutzt Pflanzen, Blätter, Wurzeln oder Samen, die zu Tees, Tropfen, Tabletten oder Salben verarbeitet werden. Sie gehört zu den ältesten Therapien und wird häufig als natürliches Mittel zur Linderung alltäglicher Beschwerden eingesetzt.

    Heilpflanzen kommen in vielen Bereichen wie bei Verdauungsproblemen, Erkältungen, leichten Schmerzen oder Schlafstörungen zum Einsatz. Präparate wie Johanniskraut oder Kümmel gelten als klassische «Hausmittel».

    Wichtig: Auch pflanzliche Arzneien können Nebenwirkungen haben.

    Eine aktuelle Übersichtsarbeit im Fachmagazin Wounds zeigt zudem, dass bestimmte Pflanzenstoffe bei schlecht heilenden Wunden unterstützen können.

    Erste Hinweise deuten darauf hin, dass sie Entzündungen dämpfen oder Bakterien-Biofilme schwächen könnten. Bei anhaltenden Beschwerden ist dennoch ärztlicher Rat nötig.

  • Anthroposophische Medizin

    Die anthroposophische Medizin betrachtet den Menschen als Ganzes, mit den verschiedenen Kräften des Körperlichen, Lebendigen, Seelischen und Geistigen, was ein erweitertes Verständnis von Gesundheit und Krankheit ermöglicht.

    Die anthroposophische Medizin hat wissenschaftliche Ansätze entwickelt, um alle vier Kräfte untersuchen zu können. Behandelt wird mit Arzneimitteln und nicht medikamentösen Therapien wie Kunsttherapien und Heileurythmie (Bewegungstherapie nach Rudolf Steiner).

  • Hydrotherapie

    Die Hydrotherapie nutzt Wasser in Form von Wickeln, Bädern oder Unterwassermassagen, um akute und chronische Schmerzen zu lindern. Wärme, Kälte oder Druck sollen den Kreislauf anregen, Muskeln entspannen und den Körper ins Gleichgewicht bringen.

    Die Methode eignet sich zur Behandlung von fieberhaften Infekten bis zu Nervosität oder Verspannungen. Eine aktuelle systematische Übersicht von indischen Wissenschaftlern zeigt zudem, dass verschiedene Wasseranwendungen in kleinen Studien die Lungenfunktion verbessern konnten, etwa bei Atemwegserkrankungen.

    Wichtig zu wissen: Nicht bei allen Beschwerden ist Hydrotherapie sinnvoll. Bei akuten Entzündungen oder ausgeprägten Ödemen können sich Symptome verschlimmern. Im Zweifel sollte eine ärztliche Einschätzung erfolgen.

  • Chiropraktik

    Die Chiropraktik ist eine manuelle Therapie, bei der durch gezielte Impulse – oft als «Einrenken» bezeichnet – die Beweglichkeit von Gelenken verbessert und sogenannte Blockaden gelöst werden sollen. Häufig wird sie bei Rücken- und Nackenschmerzen angewendet.

    Eine Übersichtsarbeit, veröffentlicht 2017 im Amerikanischen Ärzteblatt, kommt zum Schluss, dass chiropraktische Eingriffe bei Schmerzen im unteren Rücken eine «mässige Wirkung» haben können. Kurzfristig berichten Betroffene in den Studien oft über eine gewisse Schmerzlinderung.

    Wichtig: Chiropraktik ist nicht für alle geeignet. Bei Bandscheibenvorfällen, Osteoporose, frischen Verletzungen oder Entzündungen sollte sie nicht angewendet werden. Eine gründliche Abklärung durch eine medizinisch ausgebildete Fachperson ist deshalb entscheidend.

  • Homöopathie

    Die Homöopathie arbeitet mit stark verdünnten, potenzierten Substanzen. In der Grundlagenforschung wird geprüft, ob potenzierte Mittel spezifische Wirkungen zeigen.

    Viele Experimente berichten von Effekten, die sich von Placeboeffekten unterscheiden, und finden Hinweise auf besondere physikalisch-chemische Eigenschaften solcher Präparate, wie das Institut für Komplementäre und Integrative Medizin der Universität Bern schreibt. 

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Ist die Wirksamkeit von Komplementärmedizin wissenschaftlich belegt?

In der Schweizerischen Ärztezeitung berichten der anthroposophische Arzt Matthias Kröz und der Basler Professor Carsten Gründemann, dass Studien zu integrativer und anthroposophischer Medizin in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben – etwa zu Misteltherapie in der Onkologie oder pflanzlichen Präparaten wie Bryophyllum bei Angstsymptomen.

Gustav Dobos, Professor für Naturheilkunde, sagt in einem Interview mit dem Beobachter, es brauche keine Alternative, sondern eine Ergänzung zur Schulmedizin. Für einige Verfahren gebe es gute Daten: Yoga bei chronischen Rückenschmerzen und Depressionen, Meditation bei Schmerzen und Menopausebeschwerden, einzelne Phytotherapeutika gegen Schmerzen. Akupunktur habe je nach Indikation gemischte, aber teils positive Evidenz.

Die Forschung bleibt also ein Flickenteppich: Für einige Methoden ist die Datenlage schwach, für andere spezifische Anwendungen ermutigend.

Gesundheitsbehörden betonen, dass komplementäre Verfahren konventionelle Therapien nicht ersetzen dürfen, sondern stattdessen punktuell ergänzen sollten.

Wer genauer wissen will, was für einzelne Methoden belegt ist, findet unabhängige Bewertungen etwa auf Plattformen wie «Medizin-transparent».

Ärztin spricht über die Chancen der Komplementärmedizin

Prof. Dr. med. Ursula Wolf leitet das Institut für Komplementäre und Integrative Medizin der Universität Bern und zählt zu den führenden Forscherinnen des Fachs. Im Gespräch ordnet sie ein, wo die Komplementärmedizin heute steht und wo sie wissenschaftlich noch nachholen muss.

  • Welche Entwicklungen haben die Komplementärmedizin in den letzten Jahren am stärksten geprägt?

    Prof. Dr. med. Ursula Wolf: Wir sehen heute eine deutlich höhere Forschungsaktivität und vor allem mehr akademische Strukturen an Universitäten, aber auch an Kantonsspitälern, die sich systematisch mit Komplementärmedizin befassen.

    Diese Institutionalisierung hat dazu geführt, dass die Forschung methodisch breiter geworden ist. Früher wurde gefordert, alles müsse zwingend in doppelblind-randomisierten Studien untersucht werden.

    Das ist für gewisse Fragestellungen richtig, etwa wenn es um ein einzelnes Arzneimittel geht. Aber viele medizinische Verfahren – egal ob konventionell oder komplementär – sind komplexe Interventionen, bei denen pragmatische Studien oder Versorgungsforschung geeigneter sind.

    Diese methodische Vielfalt bildet die Realität besser ab und hilft, evidenzbasierte Grundlagen zu schaffen, die wiederum für politische Entscheide oder die Kostenübernahme relevant sind. Übrigens: Auch in der konventionellen Medizin basieren längst nicht alle Guidelines auf grossen Metaanalysen. Die Haltung, dass nur ein Studientyp «wissenschaftlich» ist, greift definitiv zu kurz.

  • Wie hat sich die Zusammenarbeit zwischen konventioneller Medizin und Komplementärmedizin verändert?

    Sehr stark. Die Bevölkerung nutzt Komplementärmedizin schon lange, aber in den letzten Jahren hat auch die klinische Praxis nachgezogen. Heute gibt es an vielen Spitälern integrative Modelle, bei denen Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachrichtungen zusammenarbeiten.

    Bei uns in Bern spüren wir das an der Nachfrage: Die Patientenzahlen in unseren Sprechstunden am Institut für Komplementärmedizin steigen, und immer mehr konventionell tätige Fachbereiche ziehen uns für ergänzende Therapieansätze bei.

    Vertrauen entsteht vor allem dann, wenn Ärztinnen und Ärzte in ihrem eigenen Alltag sehen, dass Patienten mit integrativen Ansätzen besser zurechtkommen – etwa in der Onkologie oder Rheumatologie.

    Dieser Austausch hat dazu geführt, dass integrative Medizin heute nicht mehr exotisch wirkt, sondern vielerorts Teil des Versorgungssystems ist.

  • In welchen Krankheitsfeldern sehen Sie das grösste Potenzial und wo liegen die Grenzen?

    Grundsätzlich lässt sich Komplementärmedizin in allen Bereichen einsetzen, aber die Bedürfnisse unterscheiden sich. In der Akutmedizin geht es oft um ergänzende Massnahmen, die Symptome lindern oder Nebenwirkungen abfedern.

    Bei chronischen Erkrankungen spielt sie eine grössere Rolle, weil viele Patientinnen und Patienten dort langfristige Unterstützung suchen. Ein Beispiel: Bei unkomplizierten Harnwegsinfekten wird heute häufiger auf Antibiotika verzichtet, wenn es medizinisch vertretbar ist.

    Phytotherapeutische oder anthroposophische Mittel können hier helfen, Symptome zu lindern und Krämpfe zu reduzieren. Bei chronischen Schmerzen oder in der Onkologie ist der Bedarf besonders hoch.

    Dort stehen wir nicht im Konkurrenzverhältnis zur konventionellen Medizin, sondern ergänzen sie gezielt – etwa bei Schlafstörungen, Fatigue oder therapiebedingten Beschwerden.

  • Wie bewertet die moderne Forschung den Placeboeffekt in der Komplementärmedizin?

    Der Placeboeffekt wirkt in jeder medizinischen Behandlung. Egal, ob jemand ein Paracetamol einnimmt oder eine Akupunkturbehandlung macht. Die Erwartungshaltung beeinflusst das Ergebnis, und zwar in der konventionellen Medizin wie auch in der Komplementärmedizin.

    Placeboeffekte entstehen nicht, weil ein Verfahren «komplementär» ist, sondern weil therapeutische Situationen immer Erwartungen erzeugen. Moderne Forschung kann solche Effekte heute messen, und sie sollten nicht nur als Störfaktor verstanden werden, sondern sind Teil jeder Behandlung.

  • Wo sehen Sie die grössten Forschungslücken oder Kontroversen?

    Die grösste Schwachstelle liegt in der Finanzierung. In der Schweiz stehen für komplementärmedizinische Forschung nur sehr begrenzte öffentliche Mittel zur Verfügung. Das verhindert grössere Studien, obwohl die Forschungsfragen vorhanden wären.

    Zum Vergleich: In den USA stehen für diesen Bereich ca. 170 Millionen Dollar pro Jahr bereit. Hierzulande fehlen solche Strukturen. Komplementärmedizinische Hersteller können grosse Studien nicht selbst finanzieren – für eine solide klinische Studie beginnen die Kosten schnell im Millionenbereich.

    Wenn man die Evidenzbasis verbessern will, muss man die Förderlandschaft auch politisch besser aufstellen.

  • Welche Fehlannahmen begegnen Ihnen in der öffentlichen Debatte am häufigsten?

    Die verbreitetste ist, es gebe «keine Studien». Oft zeigt sich, dass diese Aussage auf fehlender Recherche basiert. Viele Methoden sind untersucht, aber die Ergebnisse werden in akademischen Kreisen unterschiedlich wahrgenommen.

    Auffällig ist auch der Unterschied zwischen Berufsgruppen: Pflegefachpersonen und Grundversorger sind meist pragmatischer. Sie sehen im Alltag, was Patientinnen und Patienten brauchen und wie integrative Ansätze wirken können.

    Bei Studierenden erlebe ich ebenfalls grosse Offenheit. Sie fragen differenziert nach und möchten verstehen, wie man unterschiedliche Wissenssysteme sinnvoll verbinden kann. Das hat in den letzten Jahren stark zugenommen.

  • Welche Verfahren oder Konzepte könnten in Zukunft an Bedeutung gewinnen?

    Ich würde weniger auf einzelne Methoden setzen als auf multimodale Konzepte: die Kombination verschiedener Therapien, abgestimmt auf die individuelle Situation. Viele Beschwerden sind komplex, deshalb braucht es interdisziplinäre Teams.

    Wichtig ist, dorthin zu schauen, wo der klinische Bedarf hoch ist. Das kann je nach Fachgebiet verschieden sein. In der Onkologie etwa geht es häufig darum, Nebenwirkungen zu lindern.

    In der Gynäkologie arbeiten wir zunehmend mit Patientinnen, die zum Beispiel bei Endometriose ergänzende Angebote suchen, weil konventionelle Optionen nicht immer ausreichen oder nicht gut vertragen werden.

    Solche Beispiele zeigen, dass integrative Modelle genau dort ansetzen können, wo die konventionelle Medizin an Grenzen stösst.

Wird Komplementärmedizin von der Krankenkasse bezahlt?

Ein Teil der komplementären Methoden ist in der Grundversicherung verankert. Dazu zählen Akupunktur, anthroposophische Medizin, die Arzneimitteltherapie der TCM, klassische Homöopathie und Phytotherapie.

Voraussetzung ist, dass die Behandlung medizinisch notwendig ist und von einer Ärztin oder einem Arzt mit entsprechendem FMH-Fähigkeitsausweis durchgeführt wird. Die Leistungen sind zeitlich begrenzt.

Wer ein breiteres Spektrum nutzen möchte – etwa Osteopathie, Ayurveda oder weitere körper- und entspannungsbasierte Verfahren –, kann dies über Zusatzversicherungen tun.

Sanitas beteiligt sich je nach Modell zu 80 Prozent an vielen anerkannten Therapieformen, mit unterschiedlichen jährlichen Höchstbeträgen. Wichtig ist, dass sowohl Methode als auch Therapeutin oder Therapeut von Sanitas anerkannt sind.

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