Sportverletzung, was nun?

Manchmal genügt eine Unachtsamkeit, und schon wird aus dem Wanderausflug ein Ausflug ins Spital. Was sind die häufigsten Sportverletzungen, wie kann man sie vorbeugen und was sind Erste-Hilfe-Massnahmen?

Text: Julie Freudiger; Foto: iStock

Egal ob Freizeitsportler oder ambitionierte Leistungssportlerin: Eine Verletzung schränkt den Alltag ein und bedeutet erst einmal eine längere Pause vom Sport. Die Mehrheit der Sportverletzungen entsteht durch einen Unfall, aber auch Abnützungserscheinungen durch Über- oder Fehlbelastung können Schuld an der Sportpause sein.

Verletzungen von Sehnen und Bändern

Bänder können an allen Gelenken gezerrt, angerissen oder vollständig abgerissen werden. Besonders zahlreich sind Knie- und Fussgelenkverletzungen, wobei die Aussenbänder am Sprunggelenk am häufigsten in Mitleidenschaft gezogen werden. Auch Sehnen können teilweise oder ganz reissen. Grund für einen Sehnenriss ist oft ein starker Krafteinsatz bei gespannter Muskulatur oder ein Schlag in die gespannte Muskulatur. 

Zerrungen, Prellungen und Muskelrisse

Explosive Bewegungen wie Sprinten oder Springen bergen ein erhöhtes Risiko für einen Muskelfaserriss, oder eines kompletten Muskelabrisses. Eine Prellung oder Quetschung entsteht, wenn der Muskel einen stumpfen Schlag erhält, etwa bei Team- und Kontaktsportarten.

Brüche und Ausrenkungen

Bei einer zu hohen Belastung auf einen Knochen, zum Beispiel durch einen Sturz oder einen Schlag, bricht er. Zudem können durch konstante Fehl- oder Überbelastung feinste Risse entstehen, ein sogenannter Ermüdungsbruch. Ein Bruch kann zudem eine Folgeerscheinung eines ausgekugelten Gelenks sein. Die bekannteste Ausrenkung ist die der Schulter. 

Gehirnerschütterung

Ein Schlag oder Sturz auf den Kopf kann Langzeitschäden nach sich ziehen. Die sportliche Aktivität sollte daher sofort unterbrochen werden, denn ein zweiter Schlag kann verheerend sein. Symptome wie Bewusstlosigkeit, Gedächtnisstörung oder starke Schmerzen müssen ärztlich abgeklärt werden. 

Vorbeugen ist besser als behandeln

Die beste Verletzungsprophylaxe ist eine gute Vorbereitung. Wer nur einmal im Jahr die Skier aus dem Keller holt oder unvorbereitet an einem Fussballturnier teilnimmt, erhöht das Risiko für eine Verletzung. Eine langsame und sinnvolle Steigerung der Intensität ist das A und O für alle, die lange gesund Sport treiben möchten. Dazu gehört ein Aufbautraining mit koordinativen Übungen sowie Kräftigung der beanspruchten Muskulatur. Das Erlernen des korrekten Bewegungsablaufs hilft, Fehlbelastungen von vornherein zu vermeiden.

Ein oft vernachlässigter Punkt ist die Erholung: Übermüdung, sei es durch zu viel Training oder durch einen anstrengenden Alltag, führt zu einem erhöhten Verletzungsrisiko. Ebenfalls wichtig ist das Aufwärmen. Wer einen Kaltstart hinlegt, überfordert seine Muskeln, Sehnen und Gelenke. Nicht zuletzt verhindert eine angemessene Ausrüstung Verletzungen, etwa ein Helm oder passende Laufschuhe. 

Erste Hilfemassnahmen bei Sportverletzungen

Wer nach einem Unfall richtig reagiert, verhindert unter Umständen Schlimmeres und beschleunigt die Heilung. Die Erste-Hilfe-Massnahmen bei Verletzungen wie einer Verstauchung oder Muskelverletzung orientieren sich an der sogenannten PECH-Regel: Pause, Eis, Compression (Kompression), Hochlagerung. 

Pause

Tapfer sein und weitermachen ist nicht empfehlenswert. Denn dadurch schwillt die betroffene Stelle weiter an, die Heilung verzögert sich. Oder die Verletzung kann sich gar verschlimmern.

Eis

Kälte lässt die Blutgefässe zusammenziehen. Damit verhindern Sie, dass das Gewebe rund um die Verletzung weiter anschwillt. Legen Sie das Eis nicht direkt auf die Haut, sondern wickeln sie es in ein Tuch ein, damit Sie keine Erfrierungen davontragen.

Kompression

Ein Verband mit einer elastischen Bandage übt sanften Druck auf die Stelle aus und verringert dadurch Schwellungen. Ausserdem hält der Verband das Eispack an Ort und Stelle.

Hochlagern

Lagern Sie die betroffene Stelle hoch. Dadurch fliesst die Gewebeflüssigkeit zurück und die Schwellung geht zurück. 

Gehen Sie bei jedem Verdacht auf eine schwerere Verletzung wie einen Knochenbruch, eine Band- oder Sehnenverletzung zum Arzt oder zur Ärztin. Ist die betroffene Stelle weiterhin normal belastbar, können Sie auch erstmal abwarten, ob es schnell von alleine besser wird. Nicht warten sollten Sie beispielsweise bei einem ausgekugelten Gelenk oder einem Verdacht auf eine Gehirnerschütterung.

Behandlung von Sportverletzungen

Bei welcher Verletzung ist eine Operation notwendig? Kann ich nach der Operation direkt wieder nach Hause oder ist ein stationärer Aufenthalt erforderlich? Dr. med. Stefan Fröhlich, Sportarzt an der Universitätsklinik Balgrist, beantwortet die wichtigsten Fragen rund um Sportverletzungen.

  • Wann muss ich mit einer Operation rechnen?
    Viele Sportverletzung müssen nicht operiert werden. Ein Muskelfaserriss etwa heilt von alleine. Ebenso benötigen die meisten Bandverletzungen nur eine konservative Therapie und manchmal eine Ruhigstellung. Eine Ausnahme ist das Kreuzband, das bei sehr aktiven und leistungsorientierten Personen tendenziell operiert wird – zumindest in Sportarten, die ein besonders stabiles Knie erfordern. Auch ein Achillessehnenriss wird bei Sportlern meistens operiert. Ob eine Operation notwendig ist, hängt generell von mehreren Faktoren ab: Wie aktiv der Patient ist, wie alt er ist und welche Sportarten er auf welchem Niveau wieder ausüben möchte.
  • Und was bedeuten ausgekugelte Gelenke für die Patienten?
    Ausgekugelte Gelenke kann man häufig ambulant einrenken, es sei denn, es kommen mit dem Auskugeln weitere Verletzungen hinzu wie Sehnenrisse oder Knochenbrüche. Bei solchen Mehrfachverletzungen ist die Chance gross, dass eine Operation notwendig ist.
  • Welche Verletzungen müssen stationär operiert werden? 
    Ob eine Operation stationär oder ambulant durchgeführt wird, lässt sich nicht verallgemeinern. Ein Patient wird eher stationär behandelt, je grösser die Operation ist und je stärker die Mobilität eingeschränkt ist. Auch wenn die Gefahr von Infektionen der Wunde hoch ist, sollte der Patient für die Nachbehandlung in den ersten Tagen im Spital bleiben. Stationär sind etwa Operationen an der Achillessehne, sowie an den Kreuzbändern im Knie und bei komplizierten Brüchen oder Brüchen an grossen Knochen.
  • Gibt es auch ambulante Eingriffe?
    Kleine Operationen an den Händen, etwa ein Ski-Daumen oder Verletzungen an kleineren Bändern, können ambulant durchgeführt werden. Auch nach einer Operation am Meniskus kann der Patient meistens direkt wieder nach Hause.

Teilen