Sportverletzungen: Symptome, Soforthilfe und Vorbeugung

Wer sich bewegt, lebt gesünder – aber auch risikoreicher. Welche Sportverletzungen typisch sind, wie Sie sie erkennen und was wirklich hilft.

Text: Anna Miller & Julie Freudiger

Bilder: iStock

5 Min

08.07.2025

Egal ob Freizeitsportler oder ambitionierte Leistungssportlerin: Eine Verletzung schränkt den Alltag ein und bedeutet erst einmal eine längere Pause vom Sport. Die Mehrheit der Sportverletzungen entsteht durch einen Unfall, aber auch Abnützungserscheinungen durch Über- oder Fehlbelastung können Schuld an der Sportpause sein.

«Zu den häufigsten Verletzungen bei Hobbysportlerinnen und -sportlern zählen Bänderrisse. »

Kevin Ralf Beutler, Oberarzt Sportmedizin

Was sind Sportverletzungen?

Sportverletzungen entstehen durch Überlastung, Fehlbelastung oder Unfälle. Akute Verletzungen entstehen abrupt – etwa beim Umknicken, Ausrutschen oder Zusammenprallen. Chronische Beschwerden hingegen entwickeln sich langsam, meist durch einseitiges oder zu intensives Training. Besonders häufig betroffen sind Knie, Sprunggelenke, Schultern und Muskeln.

«Zu den häufigsten Verletzungen bei Hobbysportlerinnen und -sportlern zählen Bänderrisse – vor allem am Sprunggelenk», sagt Dr. med. Kevin Ralf Beutler, Oberarzt Sportmedizin an der Universitätsklinik Balgrist. «Das sind klassische Verdrehverletzungen – etwa beim Joggen, Tennisspielen oder beim Fussball.»

«Ob jemand stärker gefährdet ist, hängt unter anderem davon ab, wie gut der Bewegungsapparat trainiert ist – oder ob bereits frühere Verletzungen vorliegen», so Beutler. «Grundsätzlich kann es aber jede und jeden treffen.»

 

Akute Verletzungen – wenn es plötzlich kracht

  • Verstauchung

    Eine Verstauchung (Distorsion) entsteht, wenn ein Gelenk über sein natürliches Mass hinaus bewegt wird – zum Beispiel beim Umknicken. Bänder werden überdehnt oder angerissen.

    «Viele unterschätzen das Risiko einer Verstauchung», sagt Beutler. «Ein kleiner Riss kann unbehandelt zu dauerhafter Instabilität führen. Wenn starke Schmerzen, eine Schwellung oder ein Bluterguss auftreten – besser rasch abklären lassen.»

    Besonders häufig sind Aussenbandverletzungen am Sprunggelenk. Typisch sind Schmerzen, Schwellung und Bluterguss. Ruhigstellen, kühlen und das betroffene Gelenk hochlagern ist die erste Sofortmassnahme.

  • Zerrung und Muskelfaserriss

    Zerrungen entstehen bei abrupter Bewegung oder fehlendem Aufwärmen, wenn Muskelgewebe überdehnt wird. Bei einem Muskelfaserriss reisst ein Teil des Muskels – oft bei explosiven Bewegungen wie Sprint oder Sprung. Die Behandlung erfolgt meist konservativ mit Kühlung, Schonung und Physiotherapie.

  • Prellung

    Prellungen entstehen durch stumpfe Stösse – etwa durch einen Sturz oder einen Zusammenprall. Es bildet sich ein Bluterguss im Gewebe, manchmal mit starker Schwellung. Vor allem bei Prellungen im Brust- oder Bauchbereich sollte ärztlich abgeklärt werden, ob innere Organe betroffen sind.

  • Bänderriss

    Bei einem kompletten Bänderriss, etwa im Sprunggelenk oder Knie, treten starke Schmerzen, Instabilität und Schwellung auf. Bänder können gezerrt, angerissen oder vollständig gerissen sein. Meist reicht eine Schiene mit Physiotherapie.

    «Bei einem Bänderriss am Sprunggelenk beispielsweise ist die konservative Therapie meist ausreichend», erklärt Experte Beutler. «Nur in Ausnahmefällen – etwa bei einer komplexen Instabilität – braucht es eine Operation

  • Knochenbruch

    Ein Knochenbruch ist meist klar zu erkennen: Starke Schmerzen, Schwellung und Bewegungsverlust sind typische Symptome. Er entsteht bei starker Krafteinwirkung oder – bei Ermüdungsbrüchen – durch wiederholte Fehlbelastung.

    «Ein grosser Bluterguss ist immer ein Warnsignal», betont Beutler. «Dann muss man zwingend abklären, ob ein Bruch vorliegt.» Die Diagnose erfolgt per Röntgenaufnahme. Je nach Frakturtyp kommen Gips, Schiene oder eine Operation infrage.

  • Ausrenkung (Luxation)

    Bei einer Luxation springt ein Gelenk aus seiner normalen Position – etwa bei der Schulter. Oft sind weitere Strukturen wie Bänder oder Knochen betroffen. Viele Ausrenkungen lassen sich ambulant einrenken. Bei zusätzlichen Rissen kann eine Operation jedoch nötig werden.

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Chronische Sportverletzungen – wenn der Schmerz bleibt

  • Läuferknie

    Das sogenannte Iliotibialband-Syndrom betrifft die Aussenseite des Knies. Es entsteht durch Reibung des Sehnenbandes am Oberschenkelknochen – insbesondere beim Joggen. Typisch ist ein dumpfer Schmerz beim Laufen oder Treppensteigen. Entlastung und Kräftigung der Hüftmuskulatur helfen.

  • Tennisarm/Golferellenbogen

    Beide Formen sind Sehnenreizungen am Ellenbogen, verursacht durch Überlastung. Die Schmerzen treten vor allem beim Greifen oder Heben auf. Eine gezielte Physiotherapie mit Kräftigungsübungen bringt meist schnelle Linderung. Auch Kälte- oder Ultraschallbehandlungen können helfen.

  • Achillessehnenbeschwerden

    Die Achillessehne ist anfällig für Überlastung – besonders bei Läuferinnen und Läufern. Schmerzen an der Ferse oder beim Aufstehen sind typische Anzeichen. Frühzeitig pausieren, dehnen und gezielte Kräftigung sind wichtig.

    «Viele unterschätzen, wie stark Fehlstellungen den Bewegungsapparat belasten», sagt Beutler. Ein Mittelfusskollaps etwa bleibe oft lange unbemerkt. Bei intensiver Belastung wie Marathonläufen kann das zu chronischen Sehnenproblemen führen.

  • Weitere häufige Überlastungsschäden

    Auch das Schienbeinkantensyndrom, das Jumper’s Knee oder Stressfrakturen treten häufig auf – vor allem bei Lauf- oder Sprungsportarten. Sie entstehen durch ein Missverhältnis zwischen Belastung und Erholung.

Spezialfall Gehirnerschütterung

Eine Gehirnerschütterung (Commotio cerebri) entsteht, wenn das Gehirn im Schädel gegen die Knochenwand prallt – zum Beispiel durch einen Sturz oder Schlag. Symptome sind Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und teils Gedächtnisstörungen.

Gehirnerschütterungen werden leider oft übersehen oder unterschätzt. «Deshalb unbedingt ärztlich abklären lassen», sagt Beutler. «Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig.»

«Ein häufiger Fehler ist es, zu lange zu warten.»

Kevin Ralf Beutler, Oberarzt Sportmedizin

Erste Hilfemassnahmen bei Sportverletzungen

Die PECH-Regel hilft in den ersten 24–48 Stunden:

  • Pause: Aktivität sofort unterbrechen
  • Eis: Die Stelle kühlen – nie direkt auf die Haut
  • Compression (Kompression): Leichten Druckverband gegen die Schwellung
  • Hochlagern: Das betroffene Körperteil über Herzhöhe bringen

Vermeiden Sie in den ersten Tagen H.A.R.M.: Hitze, Alkohol, Rennen und Massage. Wer schnell richtig reagiert, kann Schlimmeres verhindern und die Heilung beschleunigen.

«Ein häufiger Fehler ist es, zu lange zu warten», meint Facharzt Beutler. «Gerade bei Brüchen oder Sehnenverletzungen kann das die Heilung verzögern – und langfristig zu Komplikationen führen.»

Wann braucht es eine Operation?

«Ob eine Operation nötig ist, hängt stark vom Einzelfall ab», erklärt Beutler. Viele Sportverletzungen lassen sich konservativ behandeln – mit Schonung, Bandagen oder Physiotherapie. Eine Operation ist nötig bei komplexen Frakturen, vollständigen Bänderrissen, chronischer Instabilität oder Sehnenrissen.

Prävention: Sportverletzungen vorbeugen

  • Aufwärmen nicht vergessen

    Ein 10- bis 15-minütiges Aufwärmen aktiviert Muskeln, Gelenke und Sehnen – und reduziert das Verletzungsrisiko. Ideal sind dynamische Bewegungen und Mobilisationsübungen.

  • Koordination und Stabilität trainieren

    Übungen für Gleichgewicht und Tiefenmuskulatur verbessern die Körperkontrolle – und schützen besonders bei Sportarten mit schnellen Richtungswechseln.

    «Stabilitätstraining ist das A und O», so Beutler. «Ideal ist eine Kombination aus sportartspezifischem Training und ergänzenden Kräftigungsübungen – am besten begleitet durch eine Physiotherapie.»

  • Regeneration ernst nehmen

    Ihr Körper braucht Pausen, um sich anzupassen. Übermüdung – sei es durch zu viel Training oder Alltagsstress – erhöht das Verletzungsrisiko. Gönnen Sie sich regelmässige Erholungstage und hören Sie auf Warnsignale wie Müdigkeit, Muskelkater oder diffuse Schmerzen.

  • Passende Ausrüstung nutzen

    Ob Schuhe, Bandagen oder Helm – die Ausrüstung sollte passen, richtig sitzen und zum Sportartprofil passen. Lassen Sie sich bei Unsicherheiten beraten. Auch fehlerhafte Technik kann Verletzungen begünstigen – etwa im Krafttraining.

  • Training sinnvoll gestalten

    Steigern Sie die Belastung schrittweise, vermeiden Sie einseitige Bewegungen und achten Sie auf eine ausgewogene Kombination aus Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit.

    Facharzt Beutler weiss aus der Praxis: «Viele starten zu ehrgeizig, ohne sich gut vorzubereiten. Wichtig ist, langsam zu steigern – und gezielt die Muskulatur aufzubauen, bevor man mit intensiven Einheiten loslegt.»

    Sport tut gut – wenn Sie es richtig angehen. Achten Sie auf Signale Ihres Körpers, reagieren Sie bei Schmerzen frühzeitig und investieren Sie in Prävention. So bleibt Bewegung langfristig gesund und macht vor allem eines: Freude.

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