Dossier: Trendsport

Sinnvolle Supplements für den Muskelaufbau

Was bringen Eiweiss-Shakes, Kreatinpulver oder L-Carnitin im Kraftsport? Erfahren Sie hier, welche Supplements für den Muskelaufbau tatsächlich helfen und ab wann es gefährlich werden kann.

Text: Laurina Waltersperger & Stefan Schweiger; Foto: iStock

Sport ist gesund, Kraftsport ebenso, und ein wohl definierter Körper entspricht dem Zeitgeist. Erste Erfolge im Fitnessstudio und Komplimente – etwa auf Social Media – spornen an, am Bodybuilding dranzubleiben. Aber könnte das Ganze nicht etwas schneller und müheloser gehen?

Werbung und soziale Medien schüren die Hoffnung, dass bestimmte Nahrungsergänzungsmittel die schicke Lösung seien, den Muskelaufbau mittels Riegeln, Shakes, Pillen oder gar Injektionen zu fördern. Kann das klappen oder belasten Nahrungsergänzungsmittel vor allem den Geldbeutel und auch gleich noch die Gesundheit?

Was sind Supplements?

Das Angebot an Nahrungsergänzungsmitteln (Supplements) ist heutzutage riesig – und genauso gross sind die Marketingversprechen der Hersteller, ganz besonders im Sportbereich. Doch grundsätzlich sollen diese Präparate dazu dienen, die normale Ernährung zu ergänzen. Sie bestehen oft aus einem Konzentrat aus einzelnen oder kombinierten Vitaminen, Mineralstoffen oder weiteren Substanzen, die eine ernährungsspezifische Wirkung haben. Dabei kann es sich um pflanzliche Stoffe wie etwa Algen, tierische Produkte wie Fischöl oder synthetisch hergestellte Substanzen wie die meisten Vitamine handeln. Es gibt sie fast in jeder Darreichungsform – von Kapseln über Tabletten und Pulvern bis hin zu Tropfen und Flüssigampullen.

Wie wichtig sind Nahrungsergänzungsmittel im Kraftsport?

«Wer Muskeln aufbauen will, muss in erster Linie hart trainieren», sagt Lucas Thurnherr. Der Wissenschaftler forscht im Feld der Sporternährung an der Technischen Universität München. «Es gibt kein Wundersupplement, das uns die harte Arbeit abnimmt.» Hinzu komme als wichtigster Faktor die Ernährung. Da stehen für den Muskelaufbau die Proteine im Vordergrund – diese braucht der Muskel, um stärker zu werden und zu wachsen. «Wer sich Zeit für eine gesunde und ausgewogene Ernährung nimmt, die aufs eigene Training abgestimmt ist, benötigt keine Supplements für den Muskelaufbau», sagt Experte Thurnherr.

«Die meisten Präparate bringen nichts für einen effizienteren Muskelaufbau.»
Lucas Thurnherr, Sporternährungswissenschaftler, TU München

Doch: Sich mit der passenden Ernährung fürs Muskeltraining auseinanderzusetzen braucht Zeit. Zeit, die viele Menschen in ihrem Alltag mit Familie, Beruf und weiteren Verpflichtungen nicht haben. Hinzu kommt unsere Denkhaltung, dass wir möglichst immer alles sofort haben wollen. Die «Quick Wins» wollen wir auch für unsere Muskeln. Und dafür bietet uns ein riesiger Markt an Supplementprodukten Hand. Doch welche davon wirken tatsächlich und wann sollten wir unser Geld lieber für frische Nahrungsmittel ausgeben?

Wichtige Supplements für den Muskelaufbau

Nun, die Antwort ist nicht durchgehend eindeutig. Aber: «Die meisten Präparate bringen nichts für einen effizienteren Muskelaufbau», sagt Thurnherr. Die Sporternährungswissenschaft komme klar zum Schluss, dass es lediglich sechs Kraftstoffe gebe, die tatsächlich die Leistung verbessern könnten – einige davon auch den Muskelaufbau. «Nur bei diesen Stoffen haben wir wissenschaftliche Evidenz, dass sie Muskelwachstum oder Ausdauerleistung fördern», sagt Thurnherr. Erfahren Sie hier, auf welche sogenannt «ergogenen Hilfen» Sie für Ihr Krafttraining setzen können:

Proteinpräparate

Wie wirken sie?

Muskeln brauchen Eiweiss, um Masse aufzubauen. Fordert ein Belastungsreiz sie heraus, passen sie sich der kurzzeitigen Überbelastung an und wachsen. Dazu sind Proteine als Grundbaustein nötig, allerdings nur im Rahmen eines Trainingsprogramms: ohne Anstrengung kein Muskelwachstum, auch nicht durch Eiweiss-Shakes oder Proteinriegel.

Wann ist ein Supplement sinnvoll?

Shakes oder Riegel sind gute Alternativen, wenn eine ausgewogen eiweisshaltige Mahlzeit gerade nicht möglich ist, jemand gleich nach dem Training mit einem Shake die Regeneration der Muskeln unterstützen möchte oder generell für Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren. Wer sich pflanzlich ernährt und unsicher ist, ob er oder sie genügend Proteine zu sich nimmt, lässt am besten eine Ernährungsanalyse von Spezialist:innen durchführen. Denn: Die Konzentration von Proteinen, die wir über die Nahrung aufnehmen, kann im Blut nicht gemessen werden.

Die International Society of Sports Nutrition empfiehlt erwachsenen sportlich aktiven Personen, täglich 1,4 bis 2,0 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht zu sich zu nehmen. Im Alter nimmt der Bedarf an Proteinen zu. Bei Menschen ab dem 50. Lebensjahr rät die European Society for Clinical Nutrition and Metabolism, auf die sich Fachpersonen beziehen, grundsätzlich zu 1,4 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht. Wer in diesem Alter sportlich aktiv ist, kann entsprechend die Dosis noch erhöhen. Doch auch hier gilt: Ohne regelmässige Bewegung nützen die Proteine nichts. Ausreichend Bewegung – im Idealfall auch Krafttraining – ist mit steigendem Alter wichtig, um den altersbedingten Muskelabbau zu vermeiden.

Wann wird’s gefährlich?

Während mehr als 2 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht nur in speziellen Situationen empfohlen werden, sind Sportler:innen in der Regel mit 1,4–2,0 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht ausreichend versorgt. Angesichts der steigenden Anzahl an Menschen, die sich grossteils oder gar ausschliesslich pflanzlich ernähren, gibt es jedoch Überlegungen, die empfohlene Tagesmenge an pflanzlichen Proteinen zu erhöhen. Der Grund: Pflanzliche Nahrungsmittel enthalten meistens weniger Proteine als tierische Produkte. Kommt es kurzzeitig zu einer Überdosis an Proteinen im Körper, ist das kein Problem. Auf Dauer lagert der Körper aber überschüssiges Eiweiss ein – im schlechtesten Fall als Fettreserven.

Die beste Quelle

Proteinprodukte sind im Vergleich zu natürlichen Eiweissen vor allem eines: teuer! Und enthalten völlig unnötigerweise oft viel Zucker oder Süssungsmittel. Eine ausgewogene Ernährung aus natürlichen Eiweissquellen reicht auch für die meisten Leistungssportler aus: Milchprodukte wie Quark und Frischkäse, ausserdem Eier und Fisch, Geflügel sowie mageres Fleisch sind natürliche Proteinquellen. Wer den Proteinbedarf ohne tierische Produkte abdecken und zugleich Muskelmasse aufbauen möchte, sollte zu Soja (Tofu, Tempeh) oder Quorn greifen. Am besten über den Tag verteilt, eine Extraportion Eiweiss gibt’s kurz nach dem Training.

Koffein

Wie wirkt’s?

Koffein steigert die körperliche Leistungsfähigkeit. Zum einen wirkt es direkt im Gehirn – was uns Müdigkeit, Belastung oder Schmerz weniger wahrnehmen lässt. Zum anderen verstärkt Koffein die Muskelkontraktion.

Wann ist ein Supplement sinnvoll?

Koffein ist dank dieser Eigenschaften besonders geeignet für Ausdauerleistungen über 20 Minuten, hoch intensive Belastungen bis zu 20 Minuten sowie intensive Intervallbelastungen (z.B. im Teamsport). Da die Mengen an Koffein in unseren Kaffeetassen sehr unterschiedlich sind, empfehlen Fachpersonen, beim Sport Koffeinsupplements zu verwenden, deren Mengengehalt klar angegeben ist.

Wann wird’s gefährlich?

Auch Koffein sollten Sportler:innen im Verhältnis zum Körpergewicht dosieren. Laut jüngsten Studien reichen 3 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht für den Extraleistungskick aus. In den Studien wurde das Koffeinsupplement eine Stunde vor der körperlichen Belastung eingenommen. Bei längeren Ausdauerbelastungen können Sporttreibende Koffein auch erst während des Wettkampfes einnehmen. Aber Achtung: Studien mit Koffein zeigen auch, dass eine Dosierung über 6 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen kann. Mögliche Nebenwirkungen: Besonders für Menschen, die Koffein nicht gewohnt sind, kann die Einnahme zu Herzrasen, Zittern, Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder unregelmässigem Puls führen. Und: Koffein in Kombination mit Kreatin kann den leistungssteigernden Effekt des Kreatins mindern.

Die beste Quelle

Wer sich beim Sport mit Kaffee den Extrakick geben möchte, greift am besten zu koffeinhaltigen Sportgetränken, Gels oder Kaugummis.

Kreatin

Wie wirkt’s?

Sind Muskeln für kurze Zeit intensiv gefordert – etwa beim Gewichtheben oder Sprinten –, verbrauchen sie schnell viel Energie. Und genau die liefert Kreatin. Es findet sich in fast jeder Zelle des Körpers – so auch in den Muskelzellen. Dort wirkt es wie eine Art «Batterie», die den Muskeln mehr Energie fürs Krafttraining liefert. Kreatin ist besonders dann interessant, wenn die absolute Kraft über einen sehr kurzen Zeitraum für die Leistung entscheidend ist – zum Beispiel beim Werfen, Gewichtheben, Bodybuilding oder bei Sprints (z.B. Fussball oder Leichtathletik). Denn die Wirkung hält gerade mal 30 Sekunden an.

Wann ist ein Supplement sinnvoll?

Grundsätzlich stellt der Körper selber ausreichend Kreatin her – das gilt auch für Menschen, die kein Fleisch oder keinen Fisch essen (nur dort kommt Kreatin in der Nahrung vor). Der Kreatinspiegel von Menschen, die regelmässig Fleisch oder Fisch essen, ist jedoch etwa 10 Prozent höher als jener von Vegetarier:innen und Veganer:innen. Wer aber einen Booster für 30 Turbosekunden benötigt, ist mit einem Kreatinsupplement gut bedient, da sich Kreatin kaum über die Nahrung aufnehmen lässt. Der Grund: Um ausreichend zusätzliches Kreatin aus Fleisch und Fleisch zu erhalten, müsste man Unmengen essen – was weder umsetzbar noch gesund ist.

Grundsätzlich interessant ist Kreatin für Vegetarier:innen und Veganer:innen, weil sie aufgrund ihrer Ernährung weniger Kreatin im Körper haben. Die Supplementierung gleicht das wieder aus, wodurch sich ihre Leistung oder Leistungsentwicklung im Training schneller verbessern kann, als wenn sie kein Extrakreatin einnehmen. Zudem gut zu wissen: Die Einnahme nach einer Belastung oder in Kombination mit Kohlenhydraten sorgt dafür, dass die Muskelzellen das Kreatin besser aufnehmen. Idealerweise sollte das Kreatin deshalb mit einer Mahlzeit eingenommen werden.

Wann wird’s gefährlich?

Die empfohlene Menge an Kreatin liegt bei 0,3 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht über einen Zeitraum von fünf Tagen oder total 3–5 Gramm pro Tag über vier Wochen hinweg. 3 Gramm pro Tag können über unbestimmte Zeit zugeführt werden, ohne dass Nebenwirkungen auftreten. Als Nebeneffekt einer hohen Kreatinzufuhr lagern Muskeln Wasser ein. Dadurch steigt auf Dauer das Körpergewicht. Dieses Wasser wird dem Körper an anderer Stelle entzogen. Deshalb sollte man immer darauf achten, genügend zu trinken. Die Swiss Sports Nutrition Society empfiehlt, die Einnahme von Kreatin immer mit einer Fachperson zu besprechen. Personen mit Nierenleiden oder einem erhöhten Risiko für Nierenkrankheiten (z.B. Diabetes, Bluthochdruck) wird von einer Einnahme abgeraten.  

Die beste Quelle

Wie beschrieben, kommt Kreatin nur in Fleisch und Fisch vor – und die Mengen sind viel zu gross, die theoretisch notwendig wären, um ausreichend zusätzliches Kreatin über die Nahrung aufzunehmen. Deshalb sind Supplements für zusätzliches Kreatin im Körper erforderlich. Es gibt dafür zahlreiche Produkte. Kreatin-Monohydrat gilt als die wirksamste und zudem günstigste Variante unter den vielen Formen des Kreatins.

Beta-Alanin/Natriumbicarbonat

Wie wirken sie?

Die Aminosäure Beta-Alanin sowie das Natriumsalz Natriumbicarbonat (Backpulver) schützen die Muskeln vor Übersäuerung und steigern so die Leistung vor allem beim Intervalltraining, aber auch beim Krafttraining – da Trainierende ihren Körper stärker belasten können. Das hilft, die beim Krafttraining häufigen und maximal belastenden Repetitionen länger durchführen zu können. Der Effekt ist aber nicht von Dauer: Natriumbicarbonat wirkt nach der Einnahme innerhalb von rund 30–60 Minuten für mehrere Stunden. Beta-Alanin muss über etwa einen Monat täglich eingenommen werden, bis es wirkt. Hier hält der Effekt einige Wochen an.

Wann ist ein Supplement sinnvoll?

Personen, die regelmässig intensive Aktivitäten ausüben, profitieren von Natriumbicarbonat (Einmaldosis). Dadurch können sie intensive Belastungen länger aufrechterhalten oder öfter wiederholen. Das kann für Sprints im Fussball, harte Intervallläufe oder kurze, intensive Einsätze im Eis- oder Unihockey interessant sein.

Zu beachten gilt: Einige Stunden vor und nach der Einnahme dieser Supplements muss auf Milchprodukte sowie Kalziumsupplements verzichtet werden. Es kann sonst zu Störungen des Kalziumstoffwechsels kommen – wenn der Körper über die Nahrung zusätzliches Kalzium sowie gleichzeitig basische Substanzen (wie Beta-Alanin und Natriumbicarbonat) erhält.

Wann wird’s gefährlich?

Beratungsstellen empfehlen hier eine individuelle Abklärung mit einer Fachperson. Denn: Die Einnahme von Natriumbicarbonat kann bereits in geringen Mengen zu Übelkeit, Magenkrämpfen, Erbrechen oder Durchfall führen. Auch bei Beta-Alanin kann es zu Nebenwirkungen wie Hitzewallungen, Kribbeln oder Sensibilitätsstörungen kommen.

Die beste Quelle

Für den zusätzlichen Leistungskick gibt es zahlreiche Präparate in Pulver- oder Kapselform. In jedem Fall sollte eine Supplementierung aber mit einer Fachperson besprochen werden.

Randensaft

Wie wirkt er?

Randensaft wurde in zahlreichen Studien als natürliche Nitratquelle eingesetzt und verbesserte vor allem die Belastbarkeit während hoch intensiven Phasen im Krafttraining, die Ausdauer und die Intervallbelastbarkeit, die Leistung in Teamsportarten sowie die Performance für Sportler:innen, die auf einer Höhe von über 1500 Metern trainieren. Wie genau das Nitrat im Muskel wirkt, ist bis dato wissenschaftlich nicht vollständig geklärt. Forschende gehen davon aus, dass das Nitrat die Muskeln schneller kontrahieren und die Mitochondrien effizienter arbeiten lässt.

Die Mitochondrien sind die Energieproduzenten im Körper – sie finden sich in den Körperzellen und wandeln dort zugeführte Nahrung und Sauerstoff in Energie um, die unser Körper zum Leben braucht. Mithilfe des Nitrats, so wird vermutet, können die Mitochondrien mit weniger Sauerstoff die gleiche Menge an Energie in den Muskelzellen bereitstellen – und halten –, auch wenn nicht genügend Sauerstoff vorhanden ist (z.B. in höher gelegenen Regionen oder bei hoch intensiven Belastungen).

Wann ist ein Supplement sinnvoll?

Zahlreiche Gemüsearten sind stark nitrathaltig, wobei der Nitratgehalt aber oft schwankt. Das macht die genaue Dosierung schwierig. Fachpersonen empfehlen deshalb, Konzentrate zu verwenden, deren Gehalt klar deklariert ist.

Wann wird’s gefährlich?

Aktuelle Studien empfehlen Randensaftkonzentrate mit etwa 300 bis 500 Milligramm Nitrat. Die Shots sollten zwei bis drei Stunden vor der Belastung eingenommen werden. Bisher haben Studien die Supplementierung für maximal 15 Tage untersucht. Natürliche Nitratquellen wie Randensaft weisen kaum Risiken auf und erlauben es dem Körper, das Nitrat langsam und kontrolliert freizusetzen. Dennoch ist anzumerken, dass die empfohlene Tagesmenge bei maximal zwei Shots liegt.

Wer mehr trinkt, kann seinen Körper vergiften – dafür reichen schon drei bis vier Shots (Konzentrat) oder ca. 1,5 Liter Randensaft, was etwa 1500 Milligramm Nitrat entspricht. Zudem besteht das Risiko der Erstickungsgefahr, da das Nitrat den Sauerstoff im Hämoglobin verdrängt. Das Hämoglobin ist Bestandteil unseres Blutes und sorgt dafür, dass unser Körper über die Blutbahnen Sauerstoff in die Zellen transportiert. Bei zu viel Nitrat wird dieser Transport gestört – das Blut kann den Sauerstoff nicht mehr aufnehmen und in die Körperzellen bringen. Das kann dazu führen, dass der Körper «innerlich» erstickt. Man kann zwar noch atmen, aber die Organe ersticken.

Die beste Quelle

Natürliche Nitratquellen sind Trinkwasser, Gemüse und Fleisch. Besonders das Angebot an nitrathaltigem Gemüse ist gross. Eine sehr hohe Konzentration weisen Spinat, Rucola, Rhabarber und Amaranth auf. Randen, Rettich, Sellerie, Endivie, Nüsslisalat und Kopfsalat enthalten ebenfalls viel Nitrat. Wer ein fertiges Produkt sucht, verwendet am besten Randensaft. Wichtig ist bei diesem, dass die enthaltenen Nitratmengen auf dem Produkt angegeben sind.

Schlappe Versprechen

Vielleicht haben Sie unter den wichtigen Supplements vergebens nach den Produkten gesucht, auf die Sie beim Krafttraining schwören? Erfahren Sie hier, welche Industrieverheissungen für mehr Muskelkraft aus wissenschaftlicher Sicht leider nur leere Versprechen sind:

Carnitin

Das oft als «Fatburner»-Wundermittel vermarktete Carnitin fällt bei den Sportwissenschaftler:innen leider durch. Der Stoff transportiert Fettsäuren und Zucker zu den Mitochondrien. Letztere sind die Energielieferanten im Körper, die auch die Muskeln mit Energie versorgen. Wer seinen Carnitinspeicher füllt, der fördert theoretisch auch den Transport und die Verbrennung von Fettsäuren. Das ist jedoch reine Theorie.

Das Problem: Eine Supplementierung müsste mehrere Monate durchgezogen und zudem mit sehr viel Zucker kombiniert werden, um die Aufnahme in die Muskulatur zu unterstützen. Das ist aus gesundheitlicher Sicht Unsinn und selbst bei Elitesportlern, die viel Kohlenhydrate beigeben, kaum umsetzbar und zielführend. Fazit: als Supplement für den Sport wirkungslos.  

Magnesium

Magnesium und Muskeln sind leider doch kein Dream-Team. Wissenschaftliche Studien konnten keine Evidenz erbringen, dass die Einnahme von Magnesium gegen Muskelkater, Muskelkrämpfe oder beim Muskelaufbau hilft – wie oft angenommen wird.

Auch bei der Regeneration der Muskeln scheint Magnesium keine Rolle zu spielen. Muskelkrämpfe werden viel eher durch Störungen im Wasserhaushalt verursacht. Wer an Krämpfen leidet, trinkt möglicherweise vor, während und nach dem Training zu wenig.

Zink

Auch für das Spurenelement Zink fällt das wissenschaftliche Verdikt schlecht aus: Es gibt keine Evidenz, dass es über hormonelle oder sonstige Wege den Muskelaufbau unterstützt. Ein Mangel kann sich jedoch negativ auf die allgemeine Gesundheit auswirken. Die verfügbaren Daten deuten eher darauf hin, dass Zink das Immunsystem bei einer Infektion unterstützen kann. Das hat aber mit Muskelaufbau nichts zu tun.

Omega 3

Für die Fettsäure Omega 3 gibt es ebenfalls keinen Beweis, dass sie für den Muskelaufbau wichtig ist. Für Muskeln zählen primär Proteine, und nicht Fette. Dennoch hat Omega 3 zahlreiche wichtige Eigenschaften, welche die Gesundheit unterstützen. So hilft die Fettsäure, den Muskelabbau zu minimieren oder Entzündungen im Körper zu lindern. Zudem soll Omega 3 auch die geistige Gesundheit unterstützen und gegen Depression oder Erschöpfung helfen.  

Sie wollen im Detail wissen, welche Supplements unterstützend wirken und welche nicht? Auf ssns.ch finden Sie wertvolle Informationen sowie einen nützlichen Supplementguide.

Doping ist ein No-Go

Neben den legalen Substanzen, die das Krafttraining unterstützen können, gibt es auch eine Reihe illegaler Substanzen. Anabolika sind wohl die bekanntesten darunter. Die Verlockung, mit dem «Quick Win» die Muskeln zu boosten, ist trotz der massiven Nebenwirkungen für viele vorhanden.

Gefahren von Anabolika

Umso wichtiger ist es, mehr Sensibilität für die Nebenwirkungen von illegalen Substanzen wie Steroiden in der Krafttraining-Community zu schaffen. «Was vielen nicht klar ist: Anabolika können Krankheiten wie Diabetes verursachen. Krankheiten, die unwiderruflich sind», sagt Sporternährungswissenschaftler Lucas Thurnherr.

Wie wirken Sie?

Massives Muskelwachstum, runter mit dem Körperfett, kurze Regeneration. Solche Anabolikaversprechen klingen verlockend. Das Verführerische am Doping mit anabolen Steroiden: Es wirkt tatsächlich. Und zwar schnell. Anabole Steroide kurbeln die Proteinbiosynthese, also die Neubildung von Eiweissen, in den Zellen an. Dies beschleunigt das Muskelwachstum. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass auch wirklich hart trainiert wird.

Wann wird’s gefährlich?

Immer! Die Liste der möglichen Nebenwirkungen ist lang: von Akne und Gewichtszunahme über Leberschäden, Diabetes, Herzversagen, Stimmungsschwankungen und Potenzprobleme bis hin zur «Vermännlichung» bei Frauen und Brustvergrösserung bei Männern. Die meisten dieser Nebenwirkungen sind irreversibel. Besonders folgenschwer bei Jugendlichen: Anabolika können das Wachstum des Körpers verlangsamen oder gar stoppen. Dieses Risiko kann kein Sixpack wert sein!

Die beste Quelle

Es gibt für sportlich Aktive keine legalen Quellen für Anabolika. Punkt! Jede illegale Quelle wiederum birgt unkalkulierbare Risiken, denn niemand weiss, was in den Produkten wirklich drinsteckt. Auch vermeintlich harmlose Sportler-Nahrungsergänzung, aus dubiosen Quellen online bezogen, enthält in Tests oft illegale Substanzen, um die Wirkung zu verstärken – zum Beispiel Anabolika oder den «Pre-Workout Booster» Dimethylamylamin (DMAA), auch Methylhexanamin genannt. Natürlich ohne diese unter den Inhaltsstoffen aufzuführen. Ergo: Finger weg!

Krafttraining für Jugendliche: Besser ohne Pillen

Der Verdacht, Kraftsport bei Kindern und Jugendlichen beeinträchtige das Knochenwachstum, konnte nie bestätigt werden. Heute geht die Wissenschaft eher vom Gegenteil aus. Gut so, schliesslich ist Training im Fitnessstudio bei Jugendlichen schwer angesagt. Fitnessmodels und Social Media-Stars machen es vor. Viele von ihnen verdienen ihr Geld mit Werbung für Pülverchen, Shakes und Pillen. Ohne deren Push keine weitere Leistungssteigerung, so die Botschaft.

Glaubt man der «Gateway»-Hypothese aus der Sportwissenschaft, kann damit eine fatale Spirale in Gang gesetzt werden: Vom harmlosen Proteinriegel zum illegalen Doping sind es oft nur wenige Schritte. Die Hemmung, noch eine Stufe weiterzugehen, sinkt dadurch kontinuierlich. Die Nebenwirkungen von illegalem Doping, teilweise auch schon von vermeintlich harmlosen Mitteln wie Kreatin, sind für Jugendliche aber besonders dramatisch. Ihr Körper befindet sich noch im Wachstum.

Man kann es also nicht oft genug sagen: Eine ausgewogene Ernährung hält alles bereit, was Muskeln brauchen – vor allem hochwertiges Eiweiss aus natürlichen Quellen. Dann wächst parallel zu den Muskeln auch der Stolz, es ohne teure Nahrungsergänzung geschafft zu haben.

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