Was sind Faszien und was hilft bei Schmerzen?

Faszien sind mehr als blosses Bindegewebe – sie durchziehen den gesamten Körper wie ein Spinnennetz. Verhärtet oder verklebt dieses, entstehen Schmerzen.

Text: Anne-Sophie Keller

Bilder: iStock

5 Min

01.07.2025

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Was sind Faszien?

Faszien sind spezielle Strukturen des Bindegewebes, die den gesamten Körper durchziehen. «Man kann sie sich als Spinnennetz vorstellen, das den ganzen Körper verbindet», sagt Physiotherapeutin Katrin Wiegratz. Faszien umhüllen dabei nicht nur Muskelfasern, sondern auch Gelenke, Sehnen, Gefässe, Nerven und Organe und verbinden die einzelnen Strukturen miteinander.

Bei einem durchschnittlichen 80-kg-Menschen macht das Fasziengewebe rund ein Viertel des Körpergewichts aus. Hauptsächlich bestehen sie aus stabilisierenden Kollagenfasern und elastischen Fasern, die den Faszien ihre Dehnbarkeit verleihen.

3 Faszienschichten: Welche Faszien gibt es?

Die unterschiedlichen Faszienschichten unterscheiden sich in Aufbau, Lage und Funktion – und arbeiten dennoch eng miteinander zusammen. Um diese Aufgabe zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die verschiedenen Schichten dieses Gewebesystems.

  • Oberflächliche Faszien

    Direkt unter der Haut befinden sich die oberflächlichen Faszien. Sie sind eine lockere Schicht aus Binde- und Fettgewebe und beherbergen Nerven, Gefässe und Lymphknoten. Sie dienen als Puffer, speichern Fett, isolieren den Körper und passen sich optimal den Körperkonturen an.

  • Tiefe Faszien

    Im Vergleich zu den oberen Schichten sind die tiefen Faszien dicker. Sie umgeben Muskeln, Knochen, Organe und Nerven. So befestigen sie beispielsweise unsere Organe an der Wirbelsäule und schauen, dass bei einem Kopfstand alles am richtigen Ort bleibt.

  • Viszerale Faszien

    Die inneren Organe werden von den sogenannten viszeralen Faszien stabilisiert und zusammengehalten – zum Beispiel das Bauchfell, der Herzbeutel und die Hirnhäute. Die viszeralen Faszien ermöglichen somit auch die Gleitfähigkeit der Organe, was gerade bei einer Schwangerschaft wichtig ist.

Aufgaben der Faszien

Lange Zeit unterschätzt, rücken Faszien zunehmend in den Fokus der medizinischen Forschung – nicht nur als Hüllstrukturen, sondern als aktive Elemente im Körpergeschehen. So haben sie eine entscheidende Rolle für Kraftübertragung, Körperhaltung und sogar Schmerzempfinden.

  • Struktur und Stabilität

    Faszien geben dem Körper Halt und Form. Sie umhüllen Muskeln, Knochen und Organe, verbinden alles miteinander und sorgen so für Stabilität und eine effiziente Kraftübertragung – bei jeder Bewegung. Ohne Faszien würde der Körper innerlich «auseinanderfallen».

  • Bewegung und Gleitfähigkeit

    Damit sich Muskeln geschmeidig bewegen können, müssen die Faszienschichten gut gleiten. Elastische Faszien ermöglichen genau das – sie machen Bewegungen flüssig und verhindern Reibung. Sind sie verklebt oder verhärtet, kann es zu Schmerzen und Einschränkungen kommen.

  • Wahrnehmung und Schutz

    Faszien gelten als grösstes Sinnesorgan für Körperwahrnehmung. Sie enthalten Millionen Rezeptoren, die Reize wie Druck, Zug oder Schmerz registrieren. So helfen sie dem Gehirn, den eigenen Körper im Raum zu spüren – und schützen ihn zugleich vor Überlastung oder Verletzungen.

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Faszien-Schmerzen: Wie kommt es dazu?

Faszien sorgen für Form, Halt und Beweglichkeit – und sind somit ein wichtiger Faktor für unser Wohlbefinden. Zudem enthalten sie wichtige Immunzellen. Darum reagieren die Faszien umso stärker, wenn unsere Gesundheit nicht im Gleichgewicht ist.

Verklebte Faszien

Die Ursache für Rückenschmerzen aufgrund verklebter Faszien sind oft Fehlhaltungen oder Bewegungsmangel. «Wir arbeiten oft in sitzenden Positionen und bewegen uns einseitig», fasst Katrin Wiegratz zusammen. Somit verliert das Fasziengewebe an Elastizität; Bewegungseinschränkungen und Schmerzen können die Folge sein.

Auch Entzündungen oder Operationen können die Faszien beeinflussen – etwa, wenn nach Operationen Gewebe verletzt wird. So kann bereits eine Blinddarm-Narbe zu Rücken- oder Schulterschmerzen führen.

Was hilft? In Bewegung bleiben, Dehnen, Yoga, Faszientraining

Um die Faszien gesund und flexibel zu halten, ist es wichtig, Verklebungen rechtzeitig zu lösen – verschiedene Techniken und Alltagsgewohnheiten können dabei unterstützend wirken.

  • Faszientraining

    Auch bei den Faszien lautet das Zauberwort Bewegung. «Für Faszien ist es wichtig, Bewegungen zu machen, die man sonst nicht tut. Also nach dem Tag auf dem Bürosessel lieber mal laufen oder schwimmen gehen statt direkt aufs Velo sitzen.» Im Grundsatz gehe es bei allem um die Balance.

    «Unser Körper braucht nicht nur Kraft, sondern auch Beweglichkeit, elastisches, dehnbares Gewebe und starke Muskeln, die uns Stabilität verleihen.» Dann ist der Körper widerstandsfähiger und weniger anfällig für Verletzungen. «Auch federnde Bewegungen sind super, zum Beispiel auf einem Trampolin!», ergänzt Wiegratz.

    Hier finden Sie einfache Übungen für ein optimales Faszientraining.

    Wiegratz empfiehlt einen Mix aus schnellen und langsamen Bewegungen sowie Kraftübungen. Yoga gilt als optimales Training für die Faszien, da es Dehnung und Kraft beinhaltet. «Aber egal für welche Sportart man sich entscheidet: Hauptsache, es macht Spass! Dann bleibt man auch dran.» Denn schon kleine Veränderungen zeigen grosse Wirkung.

  • Faszien und Stress

    Faszien enthalten viele Schmerzrezeptoren und reagieren darum auch schnell auf seelische Belastungen. «Ist man über längere Zeit angespannt, verhärten sich die Faszien. Die flache Atmung führt zudem zu einer Verengung und schlechteren Durchblutung der Gefässe.» Darum sei auch Stressreduktion ein gutes Mittel, um Faszien gesund zu halten.

  • Ernährung

    Aber auch die Ernährung ist wichtig, damit das Gewebe optimal funktionieren kann. Denn Faszien brauchen Nährstoffe. «Und natürlich auch hier: je ausgewogener, desto optimaler. Am besten mit vielen Vitaminen und Mineralien.» Zudem bestehen Faszien zu über 60 Prozent aus Wasser, darum ist auch eine gute Flüssigkeitsbilanz essenziell.

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