Hautkrankheiten: Arten, Anzeichen und Ursachen
Unsere Haut ist nicht nur das grösste Organ des Körpers, sie ist auch eines der empfindlichsten. Welche Hautkrankheiten häufig sind, woran man sie erkennt und was hilft.

Welche Hautkrankheiten gibt es?
Unsere Haut reagiert auf äussere Reize, innere Veränderungen, Infektionen oder genetische Veranlagung. Entsprechend vielfältig sind Hautkrankheiten. Manche werden durch Viren oder Pilze verursacht und sind ansteckend. Andere sind entzündlich, chronisch oder genetisch bedingt.
«Die Haut ist ein Abbild unseres Immunsystems – und gleichzeitig eine soziale Oberfläche», sagt Prof. Dr. med. Thomas Kündig, Klinikdirektor der Dermatologie am Universitätsspital Zürich. «Deshalb wirken Hautkrankheiten weit über das Physische hinaus – sie können stigmatisieren und psychisch stark belasten.»
Nicht ansteckende Hautkrankheiten
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Akne
Acne vulgaris ist die weltweit häufigste Hautkrankheit. «Ausgelöst wird sie durch eine hormonell gesteuerte Überproduktion von Talg sowie eine Verhornungsstörung der Talgdrüsenausführungsgänge», erklärt Kündig. Daraus entstehen sogenannte Komedonen (Mitesser), die sich durch Bakterien entzünden können – es entstehen Papeln, Pusteln oder Knoten.
Betroffen sind vor allem Gesicht und Rücken. Bei milder Form reichen topische Präparate wie Vitamin-A-Derivate oder Benzoylperoxid. «Sobald Narben drohen, sollte systemisch behandelt werden – etwa mit Isotretinoin, das sehr effektiv ist, aber während der Schwangerschaft streng verboten», warnt Kündig.
Schwere Sonderformen wie Acne conglobata oder Hidradenitis suppurativa erfordern eine spezialisierte systemische Therapie – teils mit Biologika, die die Entzündungsreaktion gezielt hemmen.
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Neurodermitis (Atopisches Ekzem)
Diese häufige, chronisch-entzündliche Erkrankung betrifft über 10 Prozent der Kinder in der Schweiz und ist eng mit Allergien verknüpft. «Das Immunsystem ist auf eine sogenannte TH2-Antwort programmiert, wodurch die Hautbarriere geschwächt wird», erklärt Kündig. Allergene, Keime und Reizstoffe dringen leichter ein – ein Teufelskreis aus Entzündung und Juckreiz entsteht.
Die Hautpflege ist essenziell – pH-neutrale, rückfettende Produkte bilden die Basis. Lokal können Kortisonpräparate helfen – moderne Kortisonvarianten sind gut verträglich und machen die Haut nicht mehr «dünn». «Für empfindliche Stellen wie das Gesicht gibt es auch kortisonfreie Präparate mit Calcineurin-Inhibitoren», so Kündig.
Bei schweren Verläufen helfen heute Biologika oder JAK-Inhibitoren, die gezielt die TH2-Immunantwort dämpfen. «Die Lebensqualität dieser Patientinnen und Patienten kann sich damit dramatisch verbessern.»
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Schuppenflechte (Psoriasis)
Psoriasis betrifft rund 3 Prozent der Bevölkerung und ist mehr als eine Hautkrankheit. «Es handelt sich um eine entzündliche Hautkrankheit mit Überproduktion von Interleukin-17 – ein Botenstoff, der die Hauterneuerung massiv beschleunigt», so Kündig. Die Folge sind rote, schuppende Plaques, oft an Ellenbogen, Knien oder Kopfhaut. Häufig juckt es stark.
Ein Drittel der Betroffenen entwickelt zusätzlich eine Psoriasisarthritis, die Gelenke und Sehnen befällt. Zudem ist Psoriasis oft mit Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert. «Wir sprechen deshalb von einer Systemerkrankung», sagt Kündig.
Lokale Therapien mit Vitamin D3 oder Kortison helfen bei milden Formen. In schweren Fällen kommen moderne Antikörper zum Einsatz, die IL-17, IL-23 oder TNF-alpha blockieren. «Diese Therapien sind teuer, aber hochwirksam – sie wirken auf Haut, Gelenke und in Bezug auf systemische Entzündung.»
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Rosazea
Die chronische Gesichtsdermatose ist gekennzeichnet durch Rötungen, Pusteln und sichtbare Äderchen. Ursache ist eine Überempfindlichkeit der Gefässe, kombiniert mit einer immunologischen Fehlregulation. Auslöser sind oft Sonne, Alkohol oder Stress. Behandelt wird mit topischen Cremes, oralen Antibiotika oder Lasertherapie.
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Urtikaria (Nesselsucht)
Urtikaria betrifft etwa jeden fünften Menschen einmal im Leben. Auslöser sind Mastzellen, die Histamin freisetzen – teils durch Allergene, Kälte, Wärme oder Stress. Die Quaddeln jucken heftig, verschwinden aber meist nach Stunden.
Wird die Erkrankung chronisch (über sechs Wochen), liegt oft eine autoimmune Ursache vor. Kündig: «Dann helfen moderne Antihistaminika in hoher Dosis – oder Biologika wie Omalizumab, die die Mastzellen stabilisieren.»
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Hautkrebs
In der Schweiz ist Hautkrebs besonders häufig. «Das maligne Melanom ist hierzulande die häufigste tödliche Krebsart bei jungen Erwachsenen», warnt Kündig. Ursachen sind intensive Sonnenexposition und Sonnenbrände in der Kindheit.
Weisser Hautkrebs (Basaliom, Spinaliom) tritt eher im Alter auf, bedingt durch kumulative UV-Belastung. Moderne Sonnenschutzmittel mit SPF 50+ blockieren rund 99 Prozent der UV-Strahlung – «aber nur, wenn sie in genügender Menge aufgetragen werden.»
Ansteckende Hautkrankheiten
Ansteckende Hauterkrankungen werden meist durch Viren, Bakterien, Pilze oder Parasiten verursacht und können bei engem Kontakt leicht übertragen werden. Besonders in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen, Fitnessstudios oder Pflegeheimen verbreiten sich diese Infektionen rasch.
Viele dieser Erkrankungen lassen sich gut behandeln – entscheidend ist jedoch, sie frühzeitig zu erkennen, um die Ansteckung anderer zu vermeiden.
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Fusspilz & Nagelpilz
Beide Erkrankungen werden durch sogenannte Dermatophyten ausgelöst – Pilze, die sich in feuchtwarmen Umgebungen wie öffentlichen Duschen oder Turnhallen besonders wohlfühlen. Fusspilz beginnt oft zwischen den Zehen mit Rötung, Juckreiz, Schuppung oder Bläschenbildung.
Nagelpilz führt zu verdickten, brüchigen und gelblich verfärbten Nägeln. Die Therapie erfolgt mit pilzhemmenden Medikamenten (Antimykotika), die je nach Ausprägung lokal oder systemisch verabreicht werden – oft über mehrere Wochen oder Monate.
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Herpes simplex
Herpes labialis (Lippenherpes) wird durch das Herpes-simplex-Virus Typ 1 verursacht. Nach einer meist unbemerkten Erstinfektion im Kindesalter «schläft» das Virus in den Nervenzellen und kann bei Stress, starker UV-Belastung oder Immunschwäche reaktiviert werden.
Es entstehen brennende, juckende Bläschen im Lippenbereich, die nach einigen Tagen verkrusten. Antivirale Cremes oder Tabletten können Dauer und Intensität der Schübe nur wenig verkürzen. Bei Patienten mit häufigen Schüben empfiehlt sich eine prophylaktische Therapie mit Tabletten.
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Kopfläuse
Kopfläuse sind flügellose Insekten, die sich durch direkten Kopf-an-Kopf-Kontakt verbreiten – besonders häufig bei Kindern in Schulen oder Kindergärten. Sie legen ihre Eier (Nissen) nahe der Kopfhaut ab, was starken Juckreiz verursacht.
Die Behandlung erfolgt mit speziellen Läusemitteln (Pedikuloziden), kombiniert mit sorgfältigem Auskämmen der Haare. Zusätzlich sollten Bettwäsche, Kleidung und Kuscheltiere gewaschen oder für mehrere Tage luftdicht verpackt werden.
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Krätze (Scabies)
Krätze ist eine ansteckende Hautkrankheit, die durch winzige Krätzmilben verursacht wird. Diese graben sich in die obersten Hautschichten ein, wo sie ihre Eier ablegen. Typisch sind intensiver nächtlicher Juckreiz und feine Linien oder Bläschen an Händen, Handgelenken oder in den Körperfalten.
Die Therapie besteht in der einmaligen Anwendung einer Permethrin-haltigen Creme, die über Nacht einwirken muss. Dazu sollten gleichzeitig auch Tabletten (Ivermectin) eingenommen werden. Auch enge Kontaktpersonen sollten mitbehandelt werden.
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Feigwarzen & Warzen (HPV-bedingt)
Feigwarzen (Condylomata acuminata) entstehen durch eine Infektion mit bestimmten Typen des humanen Papillomavirus (HPV) und werden sexuell übertragen. Sie treten im Genital- und Analbereich auf und erscheinen manchmal auch als weiche, blumenkohlartige Wucherungen, die jucken oder brennen können.
Eine Impfung gegen HPV schützt effektiv vor den häufigsten Erregertypen. Auch gewöhnliche Warzen an Händen oder Füssen sind durch HPV verursacht – sie entstehen meist durch kleine Hautverletzungen in Schwimmbädern.
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Windpocken (Varizellen)
Windpocken gehören zu den klassischen Kinderkrankheiten und zeigen sich mit juckenden, mit Flüssigkeit gefüllten Bläschen am ganzen Körper. Die Symptome treten meist 10 bis 21 Tage nach der Ansteckung auf und gehen häufig mit Fieber, Unwohlsein und Appetitlosigkeit einher.
Die Krankheit verläuft in der Regel harmlos, kann aber bei Erwachsenen oder immungeschwächten Personen schwerer ausfallen. Eine Impfung steht zur Verfügung und wird empfohlen.
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Masern & Röteln
Masern sind eine hochansteckende Virusinfektion mit Fieber, Husten, Bindehautentzündung und einem charakteristischen Hautausschlag. Komplikationen wie Lungenentzündung oder Gehirnentzündung sind möglich.
Röteln verlaufen meist milder, sind aber in der Schwangerschaft besonders gefährlich, da sie das ungeborene Kind schädigen können. In beiden Fällen schützt eine kombinierte Impfung zuverlässig und langfristig.
Wann ist es keine Krankheit?
Nicht jede Hautveränderung ist pathologisch. Sonnenbrand, Reibung, Insektenstiche, Textilien oder hormonelle Schwankungen können ähnliche Symptome hervorrufen. Wichtig ist die Beobachtung: Wenn Beschwerden länger bestehen oder sich verändern, sollte ärztlich abgeklärt werden.
Häufige Anzeichen einer Hauterkrankung
- Rötungen, Entzündungen
- Juckreiz – lokal oder diffus
- Schuppung, Trockenheit
- Bläschen, Pusteln
- Nässen, Krusten, offene Stellen
- Muttermalveränderungen
- Schmerzen, Spannungsgefühl
- Verdickte oder dunkle Hautareale
- Haarausfall, brüchige Nägel
Ursachen für Hautkrankheiten
Die Ursachen für Hautkrankheiten sind vielfältig: genetische Disposition, immunologische Fehlreaktionen, Infektionen, hormonelle Schwankungen, Medikamente oder Umweltfaktoren. «Oft greifen mehrere Ursachen ineinander – etwa bei Neurodermitis: Hier kommen genetische Barriereprobleme, Immunfehlsteuerung und Stress zusammen», erklärt Kündig. Auch Lifestyle-Faktoren wie Rauchen oder Schlafmangel spielen eine Rolle.
Welche Krankheiten sind vererbbar?
- Neurodermitis: Oft familiär – besonders, wenn Allergien bestehen
- Psoriasis: Hier besteht ein klarer Erbgang.
Kann ich Hauterkrankungen vorbeugen?
Nicht immer – aber viel lässt sich beeinflussen. Milde Reinigung, pH-neutrale Pflege, Sonnenschutz (SPF 50+), ausgewogene Ernährung und frühzeitige Hautkontrollen helfen. «Und bei familiärer Vorbelastung lohnt sich dermatologische Prävention besonders», rät Kündig.
Hautkrankheiten reichen von harmlosen Ausschlägen bis zu chronischen Autoimmunprozessen. Sie sind sichtbar, oft belastend – aber heute fast immer behandelbar. Entscheidend ist: aufmerksam beobachten, rechtzeitig reagieren – und professionelle Hilfe suchen.