Drei Fragen, die uns den Schlaf rauben

All die gut gemeinten Tipps rund um die Zeitumstellung und Frühlingsmüdigkeit können uns um den Schlaf bringen. Dabei gibt es beim Thema Schlafen und Gesundheit kein richtig oder falsch. Schlafstudien liefern indes Hinweise zum ganz persönlichen Wohlbefinden.

Experte: Professor Dr. med. Johannes Mathis, Neurologe und Schlafmediziner am Inselspital Bern.

Stört Vollmond den Schlaf?

Etwa 40 Prozent der Bevölkerung klagt über schlechteren Schlaf bei Vollmond. Alles nur Einbildung? Schlafexperten sind sich uneinig. Manche Forschungen finden keinen Zusammenhang zwischen Mondphase und Schlafqualität. Andere aber sehr wohl.

Lange hatte sich die Wissenschaft allein auf die Idee gestützt, dass die hellen Lichtverhältnisse bei Vollmond für den beeinträchtigten Schlaf verantwortlich sein könnten. Eine Basler Forschungsgruppe ist 2013 auf etwas Seltsames gestossen: Die Forscher haben Messdaten von Schlafenden näher analysiert. Dabei stellte sich heraus, dass unsere sogenannte «innere Uhr» auf den Rhythmus des Mondes zu reagieren scheint, obwohl die Schlafenden in völlig abgedunkelten Räumen im Schlaflabor nächtigten: Bei Vollmond fiel die Aktivität in den Hirnarealen, die mit tiefem Schlaf in Verbindung stehen, um dreissig Prozent. Zudem brauchten die Studienteilnehmer bei Vollmond im Schnitt fünf Minuten länger, um einzuschlafen und sie schliefen zwanzig Minuten weniger lang.

Fazit: Die Forschung lässt darauf schliessen, dass es beim Menschen neben dem Tagesrhythmus eventuell auch noch einen Mondrhythmus gibt.

Wer nicht gut schläft, sollte früher ins Bett. Stimmt das?

Dieser vielgehörte Rat ist falsch: Sie sollten es genau umgekehrt machen! Gehen Sie erst dann ins Bett, wenn Sie müde sind. So ist der Schlafdruck grösser und auch die Chance, dass Sie bald einschlafen. Das Ziel ist, kürzer, aber effizienter zu schlafen, also den Anteil schlafend zugebrachter Zeit im Bett zu steigern. Wer stattdessen bei Schlafproblemen früher ins Bett geht, macht es nur schlimmer: Man hofft zwar, sich auf diese Weise doch noch irgendwie ausruhen zu können, verlängert aber meist nur die Wachzeiten im Bett. Und das wiederum ist dem Einschlafen abträglich.

«Das Ziel ist, kürzer, aber effizienter zu schlafen, also den Anteil schlafend zugebrachter Zeit im Bett zu steigern. Wer stattdessen bei Schlafproblemen früher ins Bett geht, macht es nur schlimmer...»

Ist der Schlaf vor Mitternacht besonders erholsam?

Für Morgenmenschen, die abends schon früh in die Federn sinken, die sogenannten Lerchen, mag diese Aussage zutreffen. Allgemein genommen stimmt sie jedoch nicht. Wer als Nachtmensch – von Schlafforschern Eule genannt – nur selten zu Schlaf vor Mitternacht kommt, braucht also nicht um seine Gesundheit oder seine Leistungsfähigkeit zu bangen. Denn alle Menschen tauchen während der ersten zwei bis vier Stunden Schlaf zeitweise in den besonders erholsamen Tiefschlaf. Ob der Tiefschlaf dabei vor oder nach Mitternacht stattfindet, spielt keine Rolle.

Fachliche Unterstützung

Professor Dr. med. Johannes Mathis
Neurologe und Schlafmediziner am Inselspital Bern. 

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