Psoriasis: Ursachen, Symptome, Behandlung

Rund 170 000 Menschen in der Schweiz leiden an Psoriasis, auch Schuppenflechte genannt – eine der häufigsten Hautkrankheiten. Der Leidensdruck für Betroffene ist nicht nur wegen des starken Juckreizes gross. Wie entsteht die Krankheit und was kann man dagegen tun?

Text: Julie Freudiger; Foto: iStock

Die Schuppenflechte oder eben Psoriasis ist eine chronisch-entzündliche, aber nicht ansteckende Hauterkrankung. Die meisten Betroffenen leiden an der gewöhnlichen Psoriasis (Psoriasis vulgaris): geröteten und schuppenden Hautstellen, die silbrig glänzen und unter Umständen jucken. Wie stark sich diese schuppigen Stellen ausbreiten, ist individuell verschieden.

Während bei einigen Menschen nur wenige Körperstellen betroffen sind – häufig Ellenbogen, Knie oder Kopfhaut –, überziehen die sogenannten Plaques bei anderen den Körper grossflächig. Solche Plaques entstehen, weil sich die Hautoberfläche zu schnell erneuert: Bei gesunder Haut dauert das im Schnitt 28 Tage, bei Schuppenflechtenherden nur 3 bis 8 Tage. Die betroffenen Stellen trocknen aus und werden rissig, was schmerzhaft sein kann. Warum aber reagiert die Haut überhaupt auf diese Weise?

«Die Schuppenflechte ist eine Autoimmunerkrankung. Das heisst, dass das eigene Immunsystem sich aufgrund fehlgeleiteter Signale ohne Zutun externer Erreger selbst aktiviert», erklärt Prof. Wolf-Henning Boehncke, Chefarzt der Dermatologie am Universitätsspital Genf. Er betont: «Die Schuppenflechte ist weder ansteckend noch hat sie mit mangelnder Hygiene zu tun. Sie ist schlicht eine Entzündung der Haut.»

Weil sich die Schuppenflechte in erster Linie auf der Haut zeigt und somit sichtbar ist, leiden Psoriasis-Betroffene auch psychisch sehr stark unter der Krankheit. «Psoriasis-Patienten sind vielen Vorurteilen ausgesetzt. Einer meiner Patienten wurde sogar von einem Bademeister aus dem Freibad gewiesen. Das ist absolut inakzeptabel. Die Öffentlichkeit muss besser aufgeklärt werden.» In Ratgebern etwa der Schweizerischen Psoriasis und Vitiligo Gesellschaft (SPVG) finden Betroffene hilfreiche Inputs zum Umgang mit ihrer Krankheit.

«Die Schuppenflechte ist weder ansteckend noch hat sie mit mangelnder Hygiene zu tun. Sie ist schlicht eine Entzündung der Haut.»
Prof. Wolf-Henning Boehncke, Chefarzt Dermatologie

Ursachen der Schuppenflechte

Was genau Psoriasis auslöst, ist nicht gänzlich geklärt. Fest steht, dass die entzündliche Erkrankung an sich nicht vererbt wird, sondern nur die Veranlagung dazu – wobei es kein spezifisches Schuppenflechten-Gen gibt. «Der genetische Einfluss ist sogar relativ gering», sagt Prof. Boehncke. «Zudem führt die erbliche Veranlagung nicht zwingend zum Ausbruch der Krankheit.» Vielmehr sind verschiedene Gene sowie zusätzliche Auslöser beteiligt. Folgende Ursachen spielen dabei unter anderem eine wichtige Rolle:

  • Psychischer Stress (wobei 40 bis 60% der Betroffenen nicht auf Stress reagieren)
  • Infektionen und Krankheiten (vor allem eine Mandelentzündung, eine sogenannte Streptokokken-Angina oder Hautkeime)
  • Mechanische Reizungen der Haut wie Reibung, Druckstellen und Verletzungen
  • Stoffwechselstörungen
  • Hormonelle Faktoren
  • Rauchen
  • Übermässiger Alkoholkonsum
  • Medikamente (zum Beispiel Malariamedikamente, Betablocker, Lithium)
  • Starkes Übergewicht
  • Umweltbedingte Einflüsse

Symptome und Begleiterkrankungen

Der Krankheitsverlauf der Schuppenflechte kann sehr unterschiedlich sein und erfolgt in Schüben. Es gibt immer wieder Phasen, in denen sie besser wird oder die Plaques sogar komplett verschwinden. «Selbst ohne Therapie», sagt Boehncke. «Aber das ist nie dauerhaft.»

Ein Schub beginnt meist mit kleinen, unscheinbaren Hautveränderungen. Die Papeln [knötchenartige Verdickungen in der Haut] beginnen zu schuppen und wachsen zu handtellergrossen Plaques heran. In der schwersten Ausprägung ist die ganze Haut rot, was aber sehr selten vorkommt. Häufig tritt die Schuppenflechte zudem auf der behaarten Kopfhaut sowie auf Finger- und Zehennägeln auf.

Zusätzlich können Begleiterkrankungen auftreten, sogenannte Komorbiditäten. Diese können, müssen aber nicht mit der Schuppenflechte zusammenhängen:

Psoriasis-Arthritis

«Ungefähr ein Drittel der Patientinnen und Patienten entwickeln eine Psoriasis-Arthritis», ordnet Prof. Boehncke ein. Dabei handelt es sich um schmerzhafte Entzündungen an Gelenken, Wirbelsäule, Schleimbeuteln, Sehnenansätzen oder Sehnenscheiden.

Typische Symptome sind Morgensteifheit, Ruheschmerz und Schwellungen. «Psoriasis zeigt sich in den allermeisten Fällen zuerst auf der Haut, erst dann befällt die Krankheit die Gelenke. Daher ist es wichtig, dass Betroffene rasch zum Hautarzt gehen, damit dieser rechtzeitig reagieren kann.»

Herz-Kreislauf-Krankheiten (kardiovaskuläre Erkrankungen)

Häufige Begleiterkrankungen betreffen das Herz-Kreislauf-System. Vor allem das Risiko für Bluthochdruck ist erhöht, ebenso dasjenige für einen Herzinfarkt.

Starkes Übergewicht (Adipositas)

Hier besteht eine Wechselwirkung: Starkes Übergewicht ist einerseits ein grosser Risikofaktor für Psoriasis, andererseits eine Begleiterkrankung davon. Ausserdem erhöht Adipositas das Risiko für Bluthochdruck, Diabetes und Gefässkrankheiten.

Diabetes mellitus Typ II

Diabetes ist eine chronische Störung des Blutzuckerstoffwechsels. Da im Blut konstant zu viel Zucker kursiert, werden Gefässe und Organe geschädigt. Psoriasis-Betroffene haben ein erhöhtes Risiko.

Metabolisches Syndrom

Vom metabolischen Syndrom spricht man, wenn mindestens drei Stoffwechselstörungen wie beispielsweise Übergewicht, Diabetes mellitus, Bluthochdruck, gestörter Fett- oder Zuckerstoffwechsel kombiniert auftreten.

Chronische Darmerkrankungen

Entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn treten zwar selten auf, sind aber bei Psoriasis-Patienten dennoch häufiger als bei Nichtbetroffenen. Ein typisches Symptom von Morbus Crohn ist immer wieder auftretender Durchfall mit teils krampfartigen Schmerzen.

Depressionen

Auch psychische Erkrankungen, vor allem Depressionen, sind bei Schuppenflechten-Betroffenen häufiger. «Dabei handelt es sich aber nicht um depressive Verstimmungen aufgrund des Äusseren, sondern um eine endogene, also ‹klassische› Depression», stellt Boehncke klar.

Behandlung der Schuppenflechte

Psoriasis ist zwar unheilbar, aber sie ist sehr gut behandelbar. Prof. Boehncke erklärt: «Mit den heutigen Mitteln verschwinden die sichtbaren Plaques bei den meisten Patientinnen und Patienten gänzlich. Oder sie reduzieren sich so stark, dass sie nur noch geübte Augen erkennen.»

Topische Therapie

Eine leichte Ausprägung der Schuppenflechte wird lokal mit Salben und Cremes behandelt.

Lichttherapie

Bei mittelschweren Beschwerden kann die Lichttherapie (Phototherapie) eine Option sein. Dabei wird die Haut über mehrere Wochen mit UVA- und/oder UVB-Licht bestrahlt, teilweise in Kombination mit Medikamenten oder Bädern.

Systemische Therapie

Die Behandlung mit Medikamenten kommt hauptsächlich bei schweren Ausprägungen zum Einsatz. Denn die Medikamente wirken zwar meist gut, doch sie können in seltenen Fällen auch schwere Nebenwirkungen haben.

Biologika

Eine neuere Therapieform sind die Biologika. Sie werden als Injektion oder Infusion in die Blutbahn gegeben und wirken direkt im Immunsystem. «Biologika haben unsere Behandlungsmöglichkeiten revolutioniert.

Sie sind viel effektiver und sicherer als die konventionellen Therapien, da sie sehr spezifisch bestimmte Entzündungsbotenstoffe blockieren», so Wolf-Henning Boehncke. Indem Biologika die Botenstoffe neutralisieren, stoppen sie den Entzündungsprozess.

Klimatherapie

Ein nicht medikamentöses Mittel gegen Psoriasis ist die Klimatherapie, also ein längerer Aufenthalt in den Bergen oder am Meer, vor allem am Toten Meer.

«Vor 20 Jahren waren die Behandlungsmöglichkeiten beschränkt. Doch heute gibt es kaum noch Patientinnen und Patienten, denen wir nicht helfen können.»
Prof. Wolf-Henning Boehncke, Chefarzt Dermatologie

Hausmittel gegen Schuppenflechten

Hausmittel können für kleinere Beschwerden wie Husten und Heiserkeit durchaus sinnvoll sein. Bei Schuppenflechten hingegen rät Prof. Boehncke dringend davon ab. «Die Schuppenflechte hat nicht nur für die Haut und die Psyche Konsequenzen, sondern auch für das Herz-Kreislauf-System.»

Es sei daher unverantwortlich, Psoriasis nicht richtig zu behandeln. «Vor 20 Jahren waren die Behandlungsmöglichkeiten beschränkt. Doch heute gibt es kaum noch Patientinnen und Patienten, denen wir nicht helfen können. Psoriasis-Betroffene, die schon lange nicht mehr beim Hautarzt waren, profitieren ziemlich sicher von einem erneuten Arztbesuch.»

Die Komplementärmedizin bietet ebenfalls verschiedene Therapieansätze an, zum Beispiel die Hydrotherapie oder die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM). Den Gang zur Fachärztin oder zum Facharzt ersetzt sie aber keinesfalls. Scharf gewürztes Essen, übermässiger Alkoholkonsum und Rauchen sollten Psoriasis-Betroffene meiden.

Empfohlen wird eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Omega-3-Fettsäuren, etwa aus Fisch und Rapsöl. Nicht zuletzt beeinflussen Entspannung und Stressreduktion die seelische Ausgeglichenheit und somit den Krankheitsverlauf. Was einem Entspannung und Balance bringt, ist dabei so individuell wie dies auch der Krankheitsverlauf und die Therapie der Psoriasis selbst sind.

«Sonne, Wärme und Salzwasser tun meiner Haut gut»

Yannick Schad erzählt, wie er mit Psoriasis lebt und was seiner Haut guttut.

«In meiner Familie bin ich der Einzige, der von Schuppenflechte, Psoriasis vulgaris, so der Fachausdruck, betroffen ist. Warum, hat man bislang nicht herausgefunden. Die Schuppenflechte äussert sich bei mir jeweils in Form von ungefähr fünflibergrossen Hautausschlägen, die mit kleinen Schuppen bedeckt sind, die unbehandelt stark jucken. Bis vor Kurzem habe ich wegen meines Studiums in Portugal gelebt und so gemerkt, dass es mir gesundheitlich in Südeuropa besser geht – Sonne, Wärme und Salzwasser tun meiner Haut gut und haben sich mildernd auf die Schuppenflechte ausgewirkt. Jetzt, zurück in der Schweiz, ist es wieder schlimmer geworden. Als Teenager hat mich meine Hautkrankheit gestresst, vor allem wenn ich in die Badi ging. Heute schränkt sie mich nicht mehr ein. Man sieht die Stellen auch kaum, solange ich sie mit Cortisonsalbe behandle. Cortison werde ich wohl ein Leben lang nutzen müssen. Zwar habe ich es auch schon mit einer Lichttherapie versucht, doch die Bestrahlung mit UVB-Licht ist zeitaufwendig und strapaziert die Haut. Einen grossen Unterschied macht bei mir zudem die vegetarische Ernährung: Seit ich fast kein Fleisch mehr esse, sind die Ausschläge deutlich zurückgegangen. Aber jeder Mensch muss für sich selbst herausfinden, was am besten wirkt.»

Teilen