Daten teilen setzt Vertrauen voraus

Der Datenaustausch ist solidarisch, wenn dieser zum Vorteil aller ausgestaltet wird. Mit grossen Datenmengen steigt das Wissen über Krankheiten, was für die Prävention und Public Health genutzt werden kan. Mehr Effizienz senkt zudem die Gesundheitskosten. Mangelt es aber am Datenschutz und der Datensicherheit, dann sinkt das Vertrauen in das Teilen der Gesundheitsdaten.  

Für Bürgerinnen und Bürger sowie die Gesundheitsfachleute ist ein direkter Zusammenhang zwischen den Chancen und Risiken eines datafizierten Gesundheitssystem und der Solidarität schwierig herzustellen. «Mich stört das Ganze, Solidarität und Digitalisierung sind zwei verschiedene Sachen», so ein Facharzt Innere Medizin. Klarer wird der Bezug zum Beispiel bei der Diskussion über die Möglichkeiten eines einfacheren und schnelleren Austausches von Daten zwischen Ärztinnen und Ärzten und anderen Gesundheitsfachleuten. «Der Datenaustausch ist solidarisch, weil es für alle ein Vorteil ist». Diese Aussage wird von den Dialogteilnehmenden unterstützt. Aber nicht nur der einfachere Datenaustausch wird als Chance in einem datafizierten Gesundheitssystem gesehen, sondern auch eine vereinfachte Kommunikation zwischen Betroffenen und Gesundheitsfachleuten, die Wissensgenerierung oder eine bessere Behandlungsqualität werden genannt.

«Mich stört das Ganze, Solidarität und Digitalisierung sind zwei verschiedene Sachen: Digitalisierung ist ein Mittel für etwas. Solidarität ist eine Frage der Haltung.»

Männlich, Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, Aarau

Klare Vorteile für Prävention und Public Health

Durch das Teilen von Gesundheitsdaten entstehen neue Möglichkeiten, um einen bewussteren Umgang mit der eigenen Gesundheit zu fördern, aber auch Rückschlüsse für die Verbesserung der Public Health, also die Volksgesundheit, zu ziehen. Mit einer besseren Präventionsplanung und Förderung der Public Health lassen sich aber auch Kosten für die Behandlung von Krankheiten einsparen, weil diese vermieden oder früher erkannt werden. Aber auch die Forschung profitiert, wenn zur Entwicklung von neuen Therapien auf grosse,
anonymisierte Datenmengen zurückgegriffen werden kann. Auch lassen diese Daten präzisere Diagnosen zu. Werden die Daten eingesetzt, um rasch wirksamere Therapien zu entwickeln und um in Arztpraxen und Spitälern validierte Entscheide über Behandlungsmöglichkeiten zu treffen, so kommt dies sowohl Betroffenen wie auch der Gesellschaft als Ganzes zu Gute, so die Haltung der Dialogteilnehmenden.  

«Der Datenaustausch ist einfacher für Ärzte und Krankenkassen, für das ganze Gesundheitssystem. Es ist solidarisch, weil es für alle ein Vorteil ist.»

Männlich, Ingenieur, St. Gallen

Bei Datenmissbrauch droht Vertrauensverlust

Den vielen Chancen stehen vor allem zwei Risiken gegenüber, die immer wieder genannt werden: Der Datenmissbrauch und die Stigmatisierung. Gesundheitsfachleute und Bürgerinnen und Bürger befürchten, dass Menschen mit negativen gesundheitlichen Voraussetzungen oder Menschen, die einen risikoreicheren Lebensstil pflegen, diskriminiert werden könnten. «Wenn Daten für nicht autorisierte Zwecke verwendet werden, widerspricht das dem Solidaritätsgedanken», führt ein Bürger aus. Auch Menschen, die über weniger Gesundheitskompetenz verfügen als andere, sollen nicht durch einen schlechteren Zugang zu Therapien benachteiligt werden. Wird die Datensicherheit gewährleistet und transparent informiert, wofür die Daten genutzt werden, so besteht jedoch eine grosse Bereitschaft der Dialogteilnehmenden, ihre Daten zu teilen. Denn nur so, da ist man sich einig, kann die Forschung wirksamere Therapien entwickeln und die Gesundheitsversorgung zum Vorteil aller verbessert werden. 

Erfahren Sie mehr im Studienbericht «Gesundheit digital – Solidarität und das Gesundheitswesen der Zukunft.»

«Wenn Daten für nicht autorisierte zweifelhafte Zwecke verwendet werden, widerspricht das dem Solidaritätsgedanken. Es ist das Gegenteil von Solidarität.»

Männlich, pensionierter Lehrer, Luzern