Der Staat soll den Rahmen setzen

Die Rolle des Staates bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens ist klar. Er soll den Rahmen und die Regeln für die Akteure die den Prozess gestalten setzen und ihr Handeln kontrollieren.  

Wohin entwickelt sich das Gesundheitswesen? Wie sollen und werden wir Daten, künstliche Intelligenz und andere Technologien nutzen, und wer bestimmt die Rahmenbedingungen, damit die Digitalisierung klug ihre Vorzüge für die Menschen entfalten kann? Fest steht: Es braucht ein hohes Mass an Kooperation und Verständigung, soll diese Revolution in die richtige Richtung gehen. Die Menschen wollen das! Wo sehen sie die Rolle des Staates auf diesem Weg? Der Staat soll den rechtlichen Rahmen für die Nutzung von Gesundheitsdaten setzen und für die Einhaltung der Regeln verantwortlich sein. Die Kompetenz für die Schaffung und Bewirtschaftung der notwendigen Dateninfrastruktur, die Datensicherheit und den Datenschutz wollen Gesundheitsfachleute und Bürgerinnen und Bürger ihm jedoch nicht geben. Man traut es der Institution nicht zu. Denn es fehlt ihm die technischen Fähigkeiten, so die Argumentation unison. 

«Der Staat muss die Rahmenbedingungen setzen. Das macht sonst keiner. Der muss Ordnung in die Sache bringen.»

Männlich, Sales, Luzern

Anonymisierte Daten für die Prävention und Stärkung der Public Health nutzen

Geht es um die Nutzung von persönlichen Gesundheitsdaten der Bevölkerung soll der Staat sie als Basis für die Verbesserung der Prävention und die Früherkennung von Krankheiten einsetzen. Die Akzeptanz der Datenverwendung für die Stärkung der öffentlichen Gesundheit ist also gross, wenn dies anonymisiert geschieht. Auf grosse Ablehnung stösst die Idee, ein Obligatorium für Bürgerinnen und Bürger zum Datenteilen mit dem Staat einzuführen. Jeglicher Zwang wird abgelehnt. Damit haben die Leute «Mühe». Datenteilen soll ein freiwilliger Akt bleiben – auch wenn die Wirkung ein Mehr an Solidarität im öffentlichen Gesundheitswesen wäre. Ebenso deutlich werden jegliche Formen von staatlich unterhaltenen Belohnungs- und Bestrafungssystemen abgelehnt. 

«Ich habe meine Mühe damit, wenn der Staat Gesundheitsdaten verpflichtend einfordert. Es sind heikle Daten, die will ich dem Staat nicht geben.»

Weiblich, Personalberaterin, Luzern

Der Grund dafür hat auch mit dem Schutz der Individuen zu tun, besonders der von Kranken, denn Bonus beziehungsweise Malus würden suggerieren, dass Krankheiten mit genügend Willen der Betroffenen, verhindert werden können. Ein Diabetologe äussert sich wie folgt: «Das geht gar nicht!» In vielen Fällen können Erkrankte nichts für ihre Betroffenheit. Das und vieles mehr adressieren Gesundheitsfachleute und Bürgerinnen und Bürger an die Digitalisierung des Schweizer Gesundheitssystems. 

Erfahren Sie mehr im Studienbericht «Gesundheit digital – Solidarität und das Gesundheitswesen der Zukunft.»

«Belohnung und Bestrafung hat mich am meisten provoziert. Beispielsweise fordern, dass der ideale BMI ganz einfach zu erreichen sei, man müsse nur das Übergewicht reduzieren. Das geht für mich gar nicht. Die Patienten können nichts für ihre Krankheit.»

Männlich, Diabetologe, Aarau