Im Zentrum bleibt der Mensch

Hausärzte denken an mehr digitale Hausbesuche, Bürgerinnen und Bürger schätzen den Mehrwert, den Handys, Messanger und E-Mail in der Patienten-Arzt-Beziehung bringen. Doch im Zentrum bleibt der persönliche Kontakt zum Menschen. 

Ein Hausarzt aus dem Luzernischen entwirft ein Zukunftsbild für den digitalen Hausbesuch: er als Avatar im Metaverse mit seinem Patienten oder seiner Patientin. Ihm geht es darum, digitale Möglichkeiten zu nutzen, ohne auf das Physische verzichten zu müssen. Der Grund ist einfach und klar. Mit Gestik und Mimik kann er Informationen viel besser erklären und Schwieriges empathischer vermitteln. Heute ist der Platz des technologisch Möglichen in der Beziehung zwischen Ärztinnen und Ärzten und Patientinnen und Patienten mehrheitlich noch an einem anderen Ort. Der Online-Hausarzt ist bei Bürgerinnen und Bürger besonders dann gefragt, wenn es um Vorabklärungen, «kleine Sachen» geht. Für Grösseres, wissen die Ärzte, ist noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten. Im Grundsatz geht es darum zu zeigen, dass die Betreuungsqualität dieselbe bleibt, wenn der Weg zueinander für beide Seiten komfortabler wird. 

«Dass Ärzte Zugang haben zu meinen Daten, wenn ich beispielsweise bewusstlos ins Spital komme, das ist schon gut.»

Weiblich, frühpensioniert, Luzern

24-Stunden erreichbar

Die aktuell grösste Wirkung auf die Arzt-Patienten-Beziehung haben digitale Technologien und Tools in der Arzt-Patienten-Kommunikation. Die Kontakte erfolgen über eine Vielzahl von Kanälen. Mobile, Messenger und Mail haben den Austausch rund um die Uhr schnell und einfach gemacht. Diese potenzielle digitale 24-Stunden-Patienten-Arztbeziehung kann auch zu einer Herausforderung werden. Für Gesundheitsfachleute gilt es zu lernen, Grenzen zu setzen und umzudenken, ohne den Eindruck zu hinterlassen, dass die Beziehung zu ihren Patientinnen und Patienten «unpersönlicher» geworden ist. Für sie kommt ferner hinzu, dass die Tarifsysteme diese Formen der digitalen Hausbesuche noch nicht konsequent antizipiert haben. Die Kostendeckung ist ihnen ein Anliegen.

Bürgerinnen und Bürger erhoffen sich durch die Modernisierungen eine bessere Vernetzung der Ärzte. Ihnen ist es ein Anliegen, dass Gesundheitsfachleute Daten teilen, um unnötige Arztkonsultationen zu vermeiden sowie die Effizienz im System zu steigern – wovon sie sich auch Kosteneinsparungen erhoffen. Das und vieles mehr adressieren Gesundheitsfachleute und Bürgerinnen und Bürger an die Digitalisierung des Schweizer Gesundheitssystems.

Erfahren Sie mehr im Studienbericht «Gesundheit digital – Solidarität und das Gesundheitswesen der Zukunft.»

«Ich bekomme sehr viele Mails, die muss ich abarbeiten, in der Nacht. Gleichzeitig kann ich Sprechstunden­zeiten aber auch viel besser planen.» 

Männlich, Hausarzt, Luzern