Wer in der Schweiz lebt, profitiert von einem der besten Gesundheitswesen der Welt. Doch was sind die Vor- und was die Nachteile des Gesundheitssystems? Worauf müssen Sie achten, wenn Sie in die Schweiz ziehen? Und wie unterscheidet sich die Gesundheitsversorgung in der Schweiz von Ihrem Heimatland? Wir geben Ihnen einen Überblick.


Wie ist das Gesundheitssystem in der Schweiz aufgebaut?

Das Schweizer Gesundheitssystem ist föderalistisch geprägt. Das bedeutet, dass Bund, Kantone und Gemeinden verschiedene Teilaufgaben im Gesundheitswesen übernehmen. Beispielsweise bestimmt der Bund die Höhe der Franchise und gibt Änderungen der Prämienhöhe frei oder lehnt sie ab. Die Kantone bestimmen hingegen, welche Leistungen welches Krankenhaus erbringt. Sie setzen auch die Löhne und Arbeitszeiten von Spitalärztinnen und -pflegern fest. Zudem agieren Staat und Privatwirtschaft gleichermassen. Private Krankenversicherungen bieten sowohl Grund- als auch Zusatzversicherungen an, müssen sich jedoch an die stark regulierenden Vorgaben des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) und der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) halten. Das Schweizer Krankenversicherungsgesetz (KVG) sieht vor, dass die Grundversicherung für alle in der Schweiz lebenden Personen obligatorisch ist. Um die Leistungen der Grundversicherung zu ergänzen, können Sie Zusatzversicherungen abschliessen, die beispielsweise Zahnbehandlungen oder Krankenhausaufenthalte im Einzelzimmer abdecken.


Welche Vorteile und Probleme hat das Schweizer Gesundheitssystem?

Grösster Vorteil des Schweizer Gesundheitssystems: Jede und jeder hat Zugang zu hochstehender medizinischer Versorgung. Beispielsweise müssen die Versicherer jede Person, die in der Schweiz lebt, in der Grundversicherung aufnehmen – ohne Gesundheitsprüfung. Zudem hat die Schweiz eine sehr hohe Dichte an Spitälern und Ärzten. 2018 landete die Schweiz bei der jährlichen Untersuchung des Health Consumer Powerhouse (nur auf Englisch) auf Platz 1. Untersucht wurden dabei Kriterien wie Patientenrechte, Zugang zu Pflege, Therapieergebnisse, Prävention, Medikamente sowie das Leistungsspektrum.

Das grösste Problem: Weil verschiedene Akteure (Bund, Kantone, Gemeinden, Krankenversicherungen und Leistungserbringer) verschiedene Teilaufgaben übernehmen, ist das Schweizer Gesundheitswesen sehr unübersichtlich. Des Weiteren gehört es nebst demjenigen in den USA, Schweden und Deutschland zu den teuersten der Welt.


Das Gesundheitssystem im Ländervergleich

Erfahren Sie, wie das Schweizer Gesundheitswesen im Vergleich zu anderen Ländern abschneidet und worin es sich unterscheide.

Die Gesundheitssysteme – Schweiz und Deutschland im Vergleich

In der Schweiz ist jede Einwohnerin und jeder Einwohner verpflichtet, eine Grundversicherung abzuschliessen. Bei welcher der rund 60 privaten Krankenkassen man sich versichern lässt, steht jedem und jeder frei. Die Krankenversicherungen sind verpflichtet, alle – unabhängig ob krank oder gesund – in der Grundversicherung aufzunehmen. Wer mehr Leistungen versichern möchte, kann diese über Zusatzversicherungen abdecken. Hier steht es den Versicherern jedoch frei, ob sie die Person aufnehmen oder, aufgrund von bestehenden Erkrankungen, ablehnen. Ein weiterer grosser Unterschied: In Deutschland werden Zahnbehandlungen sowohl von der privaten als auch von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen. In der Schweiz müssen Patienten diese Rechnungen selbst bezahlen – ausser sie haben eine entsprechende Zusatzversicherung.

Auf einen Blick: Schweiz und Deutschland im Vergleich:

Deutschland

Schweiz

Gesetzliche und private Krankenversicherung Gesetzliche Grundversicherung (KVG)
Private Zusatzversicherung Private Zusatzversicherungen (z.B. Alternativmedizin)  
Kosten für Krankenversicherung werden zu 50% vom Arbeitgeber und 50% vom Arbeitnehmer bezahlt Kosten der Krankenversicherung trägt der Versicherte, i.d.R. keine Beteiligung durch Arbeitgeber
Familienprämie Kopfprämie
Gleiche Prämie für alle Prämie abhängig von Prämienregionen, Alter, alternativem Versicherungsmodell (Rabatte möglich)
Befreiung gesetzliche Krankenversicherung möglich Befreiung obligatorische Krankenversicherung nur in Ausnahmefällen möglich
Zahnversicherung ist in der Krankenversicherung inkludiert Zahnversicherung muss extra abgeschlossen werden

Die Gesundheitssysteme – Schweiz und Grossbritannien im Vergleich

Das englische Gesundheitssystem wird vom National Health Service (NHS) organisiert und durch Steuern finanziert. In der Schweiz gilt das Solidaritätsprinzip. Einfach gesagt bedeutet das, dass alle Krankenkassenbeiträge zahlen – ob sie gesund sind oder nicht. Weiterer Unterschied: In der Schweiz kann man in der Grundversicherung aus verschiedenen Betreuungsmodellen wählen: freie Arztwahl, telemedizinische Beratung oder Hausarzt-Modell. In Grossbritannien hingegen ist immer der Hausarzt die erste Anlaufstelle. Freie Arztwahl haben nur diejenigen, die eine private Zusatzversicherung abgeschlossen haben.

Die Gesundheitssysteme – Schweiz und USA im Vergleich

Etwas haben das Schweizer Gesundheitswesen und das in den USA gemeinsam: Sie gehören zu den teuersten der Welt. Die Unterschiede könnten aber nicht grösser sein. In den USA können sich die Einwohnerinnen und Einwohner entweder staatlich oder privat versichern lassen. Da die Kosten jedoch so hoch sind, sind viele Bürger nicht krankenversichert. Im Gegensatz hierzu muss in der Schweiz jede und jeder eine Grundversicherung abschliessen. In den USA gibt es mehrere staatliche Krankenversicherungen, darunter Medicare für Senioren ab 65 Jahren sowie Menschen mit Behinderung, Medicaid für einkommensschwache Bürgerinnen und Bürger und Tricare für Soldaten und Veteranen. In der Schweiz gibt es zwar rund 60 verschiedene Krankenkassen, in der Grundversicherung bieten sie jedoch alle dieselben Leistungen an. Zudem sind die Krankenversicherungen in der Schweiz dazu verpflichtet, alle in der Grundversicherung aufzunehmen – sodass jeder Zugang zu hochstehender medizinischer Versorgung hat.

Die Gesundheitssysteme – Schweiz und Frankreich im Vergleich

Das französische Gesundheitssystem wird mehrheitlich über Lohnabgaben und Steuern finanziert – im Unterschied zur Schweiz. Hier finanzieren sich die Krankenversicherungen über Prämien, die unabhängig vom Einkommen berechnet werden. In der Schweiz können die Versicherten in der Grundversicherung zwischen verschiedenen Betreuungsmodellen wählen – freie Arztwahl, telemedizinische Beratung usw. In Frankreich hingegen ist in jedem Fall der Hausarzt die erste Anlaufstelle. Während es in Frankreich keine halbprivaten Aufenthalte im Spital gibt, können in der Schweiz Zusatzversicherungen abgeschlossen werden, die den Aufenthalt im Krankenhaus angenehmer gestalten – beispielsweise in einem Zwei- anstatt in einem Mehrbettzimmer.

Frankreich

Schweiz

Gesetzliche Krankenversicherung. Es gibt mehrere Formen, oder «régimes» je nach beruflichem Status (freiberufliche Tätigkeit, Landwirt, angestellter Arbeitnehmer) Gesetzliche Grundversicherung (KVG)
Finanzierung durch Sozialabgaben (in Form von Beiträgen und Steuern) Finanzierung durch Versichertenprämien 
Gesundheitskosten werden zu 70% von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen. Den Rest decken die Zusatzversicherungen ab. Es gibt weder Franchise noch Selbstbehalt. Gesundheitskosten trägt der Versicherte in Höhe der vereinbarten Franchise und des Selbstbehaltes. Leistungen, welche nicht von der Grundversicherung übernommen werden, sind eventuell durch die Zusatzversicherung abgedeckt.
Private Zusatzversicherung Private Zusatzversicherungen (z.B. Alternativmedizin)
Prämien abhängig von zu deckenden Leistungen, Alter, Versicherungsmodell Prämie abhängig von Prämienregionen, Alter, alternativem Versicherungsmodell (Rabatte möglich)
Freie Arztwahl (keine Beschränkung im Zusammenhang mit Versicherungsmodellen, usw.) Verschiedene Versicherungsmodelle: Freie Arztwahl, HMO oder telemedizinische Konsultation
Befreiung gesetzliche Krankenversicherung nicht möglich. Befreiung obligatorische Krankenversicherung nur in Ausnahmefällen möglich.
Zahnversicherung ist zum Teil in der Krankenversicherung inkludiert.  Zahnversicherung muss extra abgeschlossen werden.

Die Gesundheitssysteme – Schweiz und Italien im Vergleich

Ähnlich wie in Frankreich und Grossbritannien wird das Gesundheitssystem, Servizio Sanitario Nazionale, über Steuergelder finanziert – in der Schweiz finanzieren Prämien, die jeder Versicherte zahlt, die Krankenkassen. In der Schweiz besteht, anders als in Italien, die Möglichkeit der freien Arztwahl. Vorausgesetzt, man wählt in der Grundversicherung das entsprechende Betreuungsmodell.

Italien

Schweiz

Gesetzliche Krankenversicherung, durch den Staat sichergestellt Gesetzliche obligatorische Grundversicherung (KVG), private Anbieter, frei wählbar
Private Krankenversicherung und Zusatzversicherungen (z. B. für Spezialisten und Alternativmedizin) Private Zusatzversicherungen (z. B. für Alternativmedizin) 
Beiträge über Steuern/Arbeitgeber finanziert Alle Prämien vom Versicherten selbst getragen. Sie variieren je nach Alter, Wohnort und versicherte Leistungen
Ganze Familie ist automatisch mitversichert Prämien werden pro Kopf verrechnet
Es stehen nur vorbestimmte Haus- und Kinderärzte über die lokalen Gesundheitsdienste zur Verfügung, ansonsten private Ärzte gegen Bezahlung In der Regel freie Arztwahl oder gemäss entsprechendem Versicherungsmodell
Allgemeinmediziner und Kinderärzte des lokalen Gesundheitsdienstes sowie Notfälle im Spital sind kostenlos; für Fachärzte wird ein Selbstbehalt fällig, Ticket genannt. Jeder Arztbesuch, auch bei Fachärzten, wird, nach Abzug einer Franchise und des Selbstbehaltes, durch die Versicherung getragen. Bei allen Spitalaufenthalten wird eine Tagespauschale fällig.
Befreiung vom Selbstbehalt in gewissen Fällen möglich Befreiung von Franchise und Selbstbehalt nicht möglich
Für Medikamente ist eine Kostenbeteiligung vorgesehen, Ticket genannt. Davon kann man in gewissen Fällen befreit werden.  In der Regel werden die Kosten für Medikamente nach Abzug der Franchise und des Selbstbehaltes übernommen
Sehr lange Wartezeiten bei öffentlich angestellten Ärzten  In der Regel kurzfristige Terminvereinbarungen

Die Gesundheitssysteme – Schweiz und Spanien im Vergleich

Anders als in Spanien werden den Patienten in der Schweiz die Kosten für medizinische Leistungen in Rechnung gestellt – unabhängig davon, ob das Krankenhaus oder der Arzt öffentlich oder privat ist. Sowohl in Spanien als auch in der Schweiz werden Zahnbehandlungen nicht abgedeckt, in der Schweiz besteht jedoch die Möglichkeit, dieses Problem mit einer Zusatzversicherung zu umgehen.

Spanien

Schweiz

Gesetzliche und private Krankenversicherung Gesetzliche Grundversicherung
Private Zusatzversicherung Private Zusatzversicherungen 
Beiträge werden über die Einkommenssteuer direkt vom Lohn abgezogen. 
wird direkt vom Versicherten bezahlt
Prozentualer Beitrage, abhängig der Lohnhöhe
Prämie abhängig von Prämienregionen, Alter,  alternativem Versicherungsmodell (Rabatte möglich)
Familienprämie
Kopfprämie
Medikamente ca 40% Selbstbehalt 
gewählte Franchise und 10% Selbstbehalt (max 700.00 pro Jahr)
Arztbesuche und Krankenhaus kein Selbstbehalt
gewählte Franchise und 10% Selbstbehalt (max 700.00 pro Jahr)
Medizinische Versorgung in den Gesundheitszentren und staatlichen Krankenhäusern   Freie Arztwahl oder entsprechendes Modell

Die Gesundheitssysteme – Schweiz und Portugal im Vergleich

Wer in der Schweiz lebt, ist dazu verpflichtet, eine Grundversicherung abzuschliessen. Anders sieht es in Portugal aus: Wer dort arbeitet, ist automatisch krankenversichert. Anders als in Portugal ist in der Schweiz der Hausarzt frei wählbar. Da die Suche nach einem Hausarzt in der eigenen Verantwortung liegt, empfehlen wir Ihnen, sich frühzeitig über mögliche Hausärzte zu informieren und sich bei ihnen anzumelden. So sind Sie im Ernstfall abgesichert. Die Kosten der Behandlung werden – abzüglich Franchise und Selbstbehalt – von der Krankenversicherung übernommen.

Portugal

Schweiz

Gesetzliche und private Krankenversicherung Gesetzliche Grundversicherung KVG
Prämienbefreiung bei gesetzlicher Krankenversicherung. Bei privater
Krankenversicherung trägt jeder Versicherter die Prämie selbst. 
Prämie wird pro Kopf verrechnet.
Die Prämien für die private Krankenversicherung können stark variieren, je nach versicherten Leistungen.
Die Prämie variiert je nach Alter, Wohnort, versicherte Leistungen.
Man wird mit der gesetzlichen KV an den für am Wohnort zuständigen Centro de saude ( Gesundheitszentrum ) gebunden, welcher Hausärzte und vieles mehr bietet. 
In der Schweiz muss man sich den Hausarzt selbst aussuchen.
Die Kosten für den Arztbesuch werden mit einem kleinen Selbstbehalt
verrechnet.
Hier haben wir in der Schweiz die gesetzliche Franchise CHF 300 und Selbstbehalt CHF 700
Mit der privaten Krankenversicherung hat man viele Vorzüge gegenüber der gesetzlichen Krankenversicherung.
Die Grundversicherung KVG ist für alle gleich. Alle haben die gleichen Leistungen.

Was ist das Solidaritätsprinzip?

Das Solidaritätsprinzip hat in der Schweiz eine lange Tradition. Nach diesem Prinzip bilden alle Versicherten zusammen eine Gemeinschaft. Jeder leistet seinen Beitrag, damit im Notfall genügend Mittel zur Verfügung stehen, um jemandem die nötige Hilfe zukommen zu lassen, wenn er sie braucht. Das heisst: Auch wer kerngesund ist und nie zum Arzt muss, zahlt seine monatliche Prämie und sorgt so indirekt für diejenigen, die krank sind und mehr medizinische Unterstützung brauchen. Die Aufgabe von Bund, Kantonen, Gemeinden und Krankenversicherungen ist es, dieses Kollektiv im Gleichgewicht zu halten. Deshalb werden Entscheide im Schweizer Gesundheitswesen auch immer im Interesse der Gemeinschaft gefällt.

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